Reclame.
. . . Arthur, ein junger, bartloser Jüngling, steht eines
Tages trübe lächelnd vor seinem Spiegel und ein finsterer Ge-
danke scheint in ihm zu reifen. Rosa Zippelmeper, die Geliebte
seines Herzens, hat ihn verschmäht, weil noch kein Bart ihn
ihrer Liebe würdig mache. Da bringt der dienende Hausgeist
die Morgenzeitung herein und unwillkührlich läßt Arthur seine
Blicke darüber hinschweifen. Und siehe! plötzlich nimmt seine
düstere Stirn einen freudig glänzenden Ausdruck an, denn in
fettem Drucke liest er: „Binnen 24 Stunden vollkommenen Bart-
wuchs." Sich sofort die Salbe kaufen und Wangen und Lippen
damit bestreichen, war eins, und der nächste Morgen sieht be-
reits Arthur» in prangendem Bartschmuck. Sofort eilt er nun
auf Windesflügeln zu den Füßen seiner Rosa, nicht ohne daß
er vorher unten in der Hausflur nochmals seine Lippen mit
der verhängnißvollen Salbe bestrichen hat. Kaum 5 Minuten
ßüd vergangen, so sieht er sich auch schon an 'seinem Ziele,
103
und Lippe an Lippe tauschen die Beiden die ersten Pfänder
ihrer Liebe. Aber, o Wunder, als Arthur eben zur zweiten
j Umarmung ausholen will, erblickt er bei Rosa auf derselben
Stelle, wo eben vorher noch seine feuchten Lippen geruht haben.
verrätherische Spuren eines üppigen Bartes. Mit dem Rufe:
„O furchtbarer Samuel Müller, wohnhaft Wilhelmstraße III!"
sinkt er entseelt zu ihren Füßen nieder.
Lebhafte Erinnerung.
„Sie!" — „Was?" — „Gelt, heut' haben wir den
10. Juni?" — „Ja." — „Sie! das ist ein sehr wichtiger
Tag!" — „Wie so?" — „Am 10. Juni ist einmal etwas
passirt; — — jetzt fällt mir aber nicht mehr ein, was!"
Ein Phänomen.
„Meine Schwiegermutter schielt so gräßlich, so daß, wenn
sie weint, ihr die Thränen kreuzweise über den Rücken laufen."
Räthsel.
Ein nützlich Hausthier bin ich meist.
Doch auch Gespiele zarter Seelen;
Des Fuchses und des Tigers Geist
Sich von Natur in mir vermählen.
Mein seelenvoller Ruf — Miau,
Wie lieblich tönt er durch die Nächte!
Mein Fell ist schwarz und weiß »nd grau;
Mit Mäusen lieg' ich im Gefechte-
Wenn ich nnr Sopha murrend spinn,
Berg' ich die Krallen in der Tatze.
Ich schmeichle auch um Wad' und Kinn —
Und dennoch bin ich keine Katze!
. . . Arthur, ein junger, bartloser Jüngling, steht eines
Tages trübe lächelnd vor seinem Spiegel und ein finsterer Ge-
danke scheint in ihm zu reifen. Rosa Zippelmeper, die Geliebte
seines Herzens, hat ihn verschmäht, weil noch kein Bart ihn
ihrer Liebe würdig mache. Da bringt der dienende Hausgeist
die Morgenzeitung herein und unwillkührlich läßt Arthur seine
Blicke darüber hinschweifen. Und siehe! plötzlich nimmt seine
düstere Stirn einen freudig glänzenden Ausdruck an, denn in
fettem Drucke liest er: „Binnen 24 Stunden vollkommenen Bart-
wuchs." Sich sofort die Salbe kaufen und Wangen und Lippen
damit bestreichen, war eins, und der nächste Morgen sieht be-
reits Arthur» in prangendem Bartschmuck. Sofort eilt er nun
auf Windesflügeln zu den Füßen seiner Rosa, nicht ohne daß
er vorher unten in der Hausflur nochmals seine Lippen mit
der verhängnißvollen Salbe bestrichen hat. Kaum 5 Minuten
ßüd vergangen, so sieht er sich auch schon an 'seinem Ziele,
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und Lippe an Lippe tauschen die Beiden die ersten Pfänder
ihrer Liebe. Aber, o Wunder, als Arthur eben zur zweiten
j Umarmung ausholen will, erblickt er bei Rosa auf derselben
Stelle, wo eben vorher noch seine feuchten Lippen geruht haben.
verrätherische Spuren eines üppigen Bartes. Mit dem Rufe:
„O furchtbarer Samuel Müller, wohnhaft Wilhelmstraße III!"
sinkt er entseelt zu ihren Füßen nieder.
Lebhafte Erinnerung.
„Sie!" — „Was?" — „Gelt, heut' haben wir den
10. Juni?" — „Ja." — „Sie! das ist ein sehr wichtiger
Tag!" — „Wie so?" — „Am 10. Juni ist einmal etwas
passirt; — — jetzt fällt mir aber nicht mehr ein, was!"
Ein Phänomen.
„Meine Schwiegermutter schielt so gräßlich, so daß, wenn
sie weint, ihr die Thränen kreuzweise über den Rücken laufen."
Räthsel.
Ein nützlich Hausthier bin ich meist.
Doch auch Gespiele zarter Seelen;
Des Fuchses und des Tigers Geist
Sich von Natur in mir vermählen.
Mein seelenvoller Ruf — Miau,
Wie lieblich tönt er durch die Nächte!
Mein Fell ist schwarz und weiß »nd grau;
Mit Mäusen lieg' ich im Gefechte-
Wenn ich nnr Sopha murrend spinn,
Berg' ich die Krallen in der Tatze.
Ich schmeichle auch um Wad' und Kinn —
Und dennoch bin ich keine Katze!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Reclame"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1419, S. 103
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg