127
Variationen über ein altes Thema.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Nimm keinen Vortheil dir;
Doch wenn du schlechte Scheine hast,
So mache „in Papier."
Ueb' immer Treu uud Redlichkeit
Und schneide niemals auf;
Doch- weißt du eine gute Lüg',
So laß' ihr freien Lauf.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und rede Jedem recht;
Doch nur so lang er's selber hört,
Dann nachher mach' ihn schlecht.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Mach's wie ein Schäfer thut,
Der seine Schaf' im Trock'nen schecrt -
So wird die Wolle gut.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und nenne Keinen Schuft —
Auch wenn er's „doppelt" hätt' verdient;
Sonst droht dir Kerkerluft.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und denk' an „trau, schau, wem!"
Mach', daß man selbst dir viel vertraut,
Dann lebst du sehr bequem.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und leuchte wie ein Stern,
Und hätt'st du etwas Silber gern,
Verkaufe deinen Herrn!
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und schneide blos, so oft du kannst,
Dem Freund' die Ehre ab.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Schreib' gut dir's hinter's Ohr;
Und wenn der Tod dich holen will
So schieb' den Bruder vor.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Leb' Niemanden zum Graus,
Und wenn man dich zum Galgen führt,
So laß' den Hals zu Haus.
Benützung der Gelegenheit.
Ein praktischer Arzt macht seit Jahren nach dem Mittag-
essen regelmäßig eine Partie Billard in einem Kaffeehaus. Eines
Tags tritt der jugendliche Marqueur mit verbundenem Gesicht
seinen Dienst au dem Billard an und von dem mitleidigen
Benützung der Gelegenheit.
Arzte nach dem Grund hievon befragt, macht er ihm die Mit-
theilung, daß er von entsetzlichen Zahnschmerzen geplagt sei.
Der Arzt bestellt ihn auf vier Uhr Nachmittags in sein Zimmer
und zieht den Zahn heraus. Auf die Frage, was er schuldig
sei, macht der Arzt einfach eine abwehrende Bewegung; diese
giebt aber dem Marqueur, einem spekulativen Schwabenkind,
solchen Math, daß er, um zwei Mücken mit einem Schlag zu
treffen, herausplatzt: „Ja, Herr Dokter, no send Se so guat
und schneidet Sc mer au d' Hoor."
Einerlei.
„Herr Musikdirektor, was haben Sie denn gemacht? Sie
sollten meiner jungen Frau ein Ständchen bringen und mit dem
Brautchor aus Lohengrin beginnen, lassen aber statt dessen die
Ouvertüre zu des Teufels Antheil spielen!" — ^i
Herrjee, mein gutes Herrchen, das paßt doch auch gan3 schön
auf die vcrehrlichc Neuvermählte."
Variationen über ein altes Thema.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Nimm keinen Vortheil dir;
Doch wenn du schlechte Scheine hast,
So mache „in Papier."
Ueb' immer Treu uud Redlichkeit
Und schneide niemals auf;
Doch- weißt du eine gute Lüg',
So laß' ihr freien Lauf.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und rede Jedem recht;
Doch nur so lang er's selber hört,
Dann nachher mach' ihn schlecht.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Mach's wie ein Schäfer thut,
Der seine Schaf' im Trock'nen schecrt -
So wird die Wolle gut.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und nenne Keinen Schuft —
Auch wenn er's „doppelt" hätt' verdient;
Sonst droht dir Kerkerluft.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und denk' an „trau, schau, wem!"
Mach', daß man selbst dir viel vertraut,
Dann lebst du sehr bequem.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Und leuchte wie ein Stern,
Und hätt'st du etwas Silber gern,
Verkaufe deinen Herrn!
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und schneide blos, so oft du kannst,
Dem Freund' die Ehre ab.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Schreib' gut dir's hinter's Ohr;
Und wenn der Tod dich holen will
So schieb' den Bruder vor.
Ueb' immer Treu und Redlichkeit,
Leb' Niemanden zum Graus,
Und wenn man dich zum Galgen führt,
So laß' den Hals zu Haus.
Benützung der Gelegenheit.
Ein praktischer Arzt macht seit Jahren nach dem Mittag-
essen regelmäßig eine Partie Billard in einem Kaffeehaus. Eines
Tags tritt der jugendliche Marqueur mit verbundenem Gesicht
seinen Dienst au dem Billard an und von dem mitleidigen
Benützung der Gelegenheit.
Arzte nach dem Grund hievon befragt, macht er ihm die Mit-
theilung, daß er von entsetzlichen Zahnschmerzen geplagt sei.
Der Arzt bestellt ihn auf vier Uhr Nachmittags in sein Zimmer
und zieht den Zahn heraus. Auf die Frage, was er schuldig
sei, macht der Arzt einfach eine abwehrende Bewegung; diese
giebt aber dem Marqueur, einem spekulativen Schwabenkind,
solchen Math, daß er, um zwei Mücken mit einem Schlag zu
treffen, herausplatzt: „Ja, Herr Dokter, no send Se so guat
und schneidet Sc mer au d' Hoor."
Einerlei.
„Herr Musikdirektor, was haben Sie denn gemacht? Sie
sollten meiner jungen Frau ein Ständchen bringen und mit dem
Brautchor aus Lohengrin beginnen, lassen aber statt dessen die
Ouvertüre zu des Teufels Antheil spielen!" — ^i
Herrjee, mein gutes Herrchen, das paßt doch auch gan3 schön
auf die vcrehrlichc Neuvermählte."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Einerlei"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1422, S. 127
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg