Fliegende Blätter (69.1878 (Nr. 1719-1744))

62 Moderne Folterwerkzeuge und
Mordinstrumcnte.

Clavier. — Ziehharmonika. — Omnibus. — Redner-
bühne. — Zeitungsblatt. — Maßkrug. — Schnapsglas. —
Cigarrendampf. — Gothaer Cervelatwnrst. — Weinflasche. —
Schnürleib. — Stöckelschuhe. — Wahlzettel. — Wechsel. —
Umlagen. — Steuern. — Sammlungen. — Gerichtsvollzieher.
— Commis vojageur. —

Falsche Borstellung.

Wie sich der Mörtelhnber Hannes eine „Postanweisung"
vorstcllt. -

Aus der Chirurgie.

Pr o fe s svr (im Scctionssaal zu denpräparircndenStudenten):
„Ich bitte, meine Herren, legen Sie jetzt das Messer weg und
nehmen Sie die Finger zur Hand!"

Professor: „Bei solchen Einschnitten, meine Herren,
ivenn sie noch so schön heilen, bleibt immer eine Stelle, welche
der Heilung hartnäckig widersteht. Sehen Sie hier — da ist
noch eine solche Stelle (will mit der Sonde eindringen, kann aber
nicht), und auch diese ist schon vollständig geheilt!"

Neue Thiersstrachc,

erfunden und der Liebe und Freundschaft gewidmet
von Edmund Migand.

Die Bluniensprnche, deren Anwendung besonders im Winter,
wenn cs keine Blumen gibt, sehr schwierig ist, sagt in ihrer
bekannten Sentimentalität unserem modernen realistischen Zeit-
geschmäcke nicht mehr zu, und es dürfte daher ivohl die Erfindung
einer anderen drastischen Zeichensprache den Dank aller Verliebten
verdienen. Der Versuch einer solchen Erfindung sei hicmit durch
! unsere „neue Thier spräche" gemacht. Vermittels der Sym-
bolik dieser Sprache können sich Liebende die geheimsten Gedanken
und Empfindungen auf eine ebenso feine, als sinnige Weise zu
erkennen geben. Man überreicht dem Gegenstände seiner Zu-
neigung statt einer Blume einfach das betreffende Thier, zu
welchem Zwecke man sich freilich eine Menagerie anlegen muß.
Sollten dem Hindernisse sich entgegenstellen, so genügen auch
ausgestopste, oder in Spiritus gesetzte oder gebratene Thierc,
oder der Besuch eines zoologischen Gartens mit der Geliebten,
wobei man durch Deuten auf den einen und den anderen Thier-
käsig die geistreichste Conversation führen kann. Wo aber auch
diese Auswege unmöglich sind, da bedient man sich einfacher
Abbildungen, welche, wenn man nur erkennen kann, tvas für
ein Thier dieselben darstellen sollen, ebenfalls dem Zwecke voll-
kommen entsprechen.

Die Bedeutung der Thicre ist beispielsweise folgende:
Esel: „Ja."

Pferd: „Du bist mir zu hochtrabend."

■ Ricsenschlange: „Ich möchte mich an deine Seite schlängeln."
Schäfchen: „Sitzest du in der Wolle?"

Frosch (den Kops nach oben): „Es ist heute schönes Wetter."
Frosch (den Kopf nach unten): „Es ist heute schlechtes Wetter."
Spinne: „Ich möchte eine Unterhaltung mit dir anspinnen."
Löwe: „Du glaubst wohl der Bevorzugte zu sein?"
Schwein: „Mein Glück ist ungeheuer."

Gans: „Ich liebe dich."

Strauß: „Ein Walzer wäre mir das Leben an deiner Seite."
Eleph'ant: „Für dich ist mir nichts zu schwer."

Hahn: „Wäre ich bei dir doch Hahn im Korbe."
Goldamsel: „Sagt dir nicht dein Herz, was dich mir so
werth macht?"

Hund: „Zweifle nicht an meiner Treue."

Stachelschwein: „Süß ruht sich's in der Liebe Arm."
Stubenfliege: „Dein Leichtsinn ist bekannt."

Spanische Fliege: „Du ziehst bei mir nicht mehr."
Hering (mit Essig und Zwiebeln): „Für deinen Seelenschmerz
habe ich Balsam."

Bückling: „Mache nicht so viele Complimcnte."

Hamster: „Ich habe eine schöne Summe erspart."
Rattenfänger: „Dein Berns sagt mir nicht zu."
Heimchen: „Was setzest du dir für Grillen in den Kopf?"
Taube: „Schicke doch einen Brief."

Henne (mit einem Ei): „Du bildest dir ein, klüger zu sein
als ich."

Brillenschlange: „Du hast nicht recht gesehen."

Maus: „Entschlüpfe mir nicht."