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O du verflixter Junge.

Doß die goar su viel heut wissen.

Scheint da Härrn schier zu verdrifsen.

Denn a gibt i'n'n zum Beschluhß
Noch 'ne rechte horte Nuhß.

„Ein's noch, Kinder! Ob Jhr's wißt?

Wie erträgt der fromme Christ
Gottergeben und mit Freuden
Auch der schwersten Armuth Leiden?!"

Worn se vorens laut, verwägen,

Sein se still nn und Verlagen;

Der Enschpekter freit sich schunt.

Daß se endlich uf em Grund,

— Wie se simmeliern und schwitzen —

Ganz gehörig feste sitzen;

Do uf eemol oan der Wand
Hebt sich freedig anne Hand!

Und der Pforr: „Du kennst die Frage.

Wenn Du's weißt, mein Sohn, so sage.

Wie erträgt der Christ mit Freuden
Auch der schwersten Armuth Leiden?!"

Und bescheeden oder feste

Spricht der Friede: „„Nu is Beste

Und 's Klügste scheint ei sitten Sachen,

Ma' muhß 'ne reiche Herrath machen.""

Koliert Köhler.

Jägers Annele von Hindelang.

(Fortsetzung.)

Jägers Annele von Hindelang,
des Balthes halber, verging, zuvörderst gar streng an. Dann
aber sagt' er gütig: „Der Balthes, der Rebell, war Deiner
Fürsprach' nit werth. Jedennoch will ich auch Deine jetzige
Bitt' erfüllen, da ich arg bedrängt bin." Und er ging an
seinen Tisch und schrieb einen versöhnlichen Brief an Die vom
Bundschuh und bot Alles an, was sie billig fordern mochten.
Und den Brief sollt' das Annele nur hinaustragen. Ich aber,
so wollt' es der Fürst, sollte das Annele geleiten; und selbander
in der Nacht noch gingen wir den Bauern entgegen und wir
waren aller Friedsamkeit voll.

Halbwegs Sonthofen liegt auf grünem Bühl im Tannicht
das Kirchlein von Liebenstein. Zu dem gingen wir und beteten
eine Weil'. Dann kamen wir auf den weiten Plan an der
Iller vor dem Grünten, wo das Lager der Bauern war.
Holzstöß' und Pechfackeln brannten da in langen Reih'n.
Wir gingen beherzt d'rauf los und fragten nach dem Balthes
und zeigten den Brief unsres gnädigsten Herrn den Wachposten
vor. Die schickten uns in das Lager, bis zum Platz, wo der
Balthes war. Bei ihm aber fanden wir viel' and're Bauern-
hauptleut' und den Doktor Politter und seine Tochter, die
Miriam. Und da das Annele dem Balthes den Brief gegeben,
las ihn der den Bauern laut vor, und Alle höhnten und lachten,
und der Balthes warf den Brief auf die Erd' und sagte:
„Hör', Pfarrer, unsren Bescheid. Die Lammsgeduld ist 'rum
und Ivir sind reißend' Wöls geworden. Den Augspurger
woll'n wir hängen und den verfluchten Tratzberger. Da, der
Doktor Politter hat uns heut' das Evangelium tüchtig ausge-
legt. Wir woll'n darnach thuen. Wir kommen heut' noch
hinein!"

Da rief das Annele: „Balthes, so Hab' ich's mit Deiner
Freiheit nit gemeint! Das ist mein Tod! Lueg', ich sag'
Dir's, ich Hab' Dich lieb, seit ich Dich geseh'n. Willst aber
ein Bluthund bleiben und eilt Missethäter, so sag' ich mich
los von Dir und verwünsch' meine Lieb'. Balthes! laß' den
Bischof in Frieden!"

Der Balthes schaute trotzig und finster das Annele an und
sagte: „Wir müssen das Gezücht zertreten. Du bringst uns
nit ab davon. Die Welt kriegt durch uns, die wir Streiter
des Herrn sind, eine andere Gestalt. Die reichen Prasser müssen
fort und wir theilen Gottes Güter gerecht ans Erden aus.
Und wenn Du mich lieb hast, Annele, so zeig' mir's und bleib
bei uns!" Und der Balthes ging auf das Annele zu und be-
gunnte, es zu umhalsen und an seine Brust zu drücken. Und
des Doktor Politter Tochter sprach also zu der Maid: „Ich
will Deine Freundin sein! Mein Vater und ich verlassen bald
diese Gegend und zieh'n gen Mühlhausen im Thüringerlande
und Du sollst dort in Freuden bei uns leben; und wenn der
Balthes den Fürstbischof und den Tratzberger gehangen, dann
zieht auch er. Dein Buhle, mit Geld und Kleinodien zu uns!"

Aber das Annele wehrte sich zornmüthig wider den Balthes
und drang in mich, sie wegzubringen aus dem Lager. Und so
that ich auch, und, freien Rückzug begehrend, hob ich des Fürst-
bischofs Brief auf und nahm das Annele mit mir fort. Blaß
und müd ging die Maid neben mir. Und ich sagte: „Du

hast einen guten Kampf gekämpft. Dein ist die ewige Krön',
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Jägers Annele von Hindelang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 79.1883, Nr. 1997, S. 138

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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