Fliegende Blätter (79.1883 (Nr. 1980-2005))

Der vcrschwundene Hut.

„Geh', Nachbar, helf' mir a'bissel mein'
neuen Hut such'n!"

Starke Zumuthung.

Ein armer Pastor ersucht um Gehaltszulage und schließt seine
Bitte mit den Worten: „Herr Rath, wenn ich keine Zulage bekomme,
so muß ich mit Frau und Kind verhungern." — Rath: „Thun
Sie das— thun Sie das, mein Lieber! Das wird Sensation erregen
und am schnellsten zur Abhilfe führen."

Auch ein Liebesbrief.

Lieber August!

„Da ich nichts zu thun habe, schreibe ich Dir; und da ich nichts
zu schreiben weiß, bin ich Deine treue Rosa."

Wohlgemeinter Rat h.

Maler: „Herrgott, jetzt schick' ich mein
großes Bild von einer Ausstellung zur
ander'» und Niemand will's kaufen. Wenn
ich nur lvüßt', waS ich damit anfangen
soll!"

Guter Freund: „Weißt was, mach's
dem Blindeninstitnt zum Präsent!"

Spru ch.

Bleibt dir ein irdisch' Glück verschlossen,
Begnüg' dich, cs im Traum zu jchau'n;
Du kannst aus Geist- und Herzenssprossen
Dir eine Himmelsleiter bau'n.

Beklage nicht, daß dein Verlangen
In weite Ferne ist gerückt,

Denn, lvas du hast, ist schon vergangen,
Was du erträumst, nur das beglückt.

A. Aoderich.

Deutlich.

Dame (nach einer halbstündigen Convcr-
sation): „Sie glauben gar nicht, ich bin den
ganzen Tag so sehr in Anspruch genommen,
daß ich gar keine Zeit finde, eine Promenade
zu machen."-Herr: „Da lassen Sie wohlJhre
Zunge für sich spazieren geh'n?!"

Der „gute Onkel."

Onkel Thomas: „Sie finden mich also bedeutend besser, lieber Doktor?"
— Arzt: „Gewiß, Sic sind gerettet!" — Onkel: „Nun, wenn Sie diese Nachricht
meinem lieben Neffen überbringen, so theilen Sie ihm dieselbe mit möglichster Schonung
mit — der gute Junge hatte sich schon so sehr aus die Erbschaft gefreut!"