Aus meinem Trutzs ch än ken b u ch. 171
Der Sänger aber gelassen spricht:
„Klingt heut' mein Lied nicht reine,
So liegt das an meiner Stimme nicht,
Das liegt an Deinem Weine!
Du hast mit dem Rebensaft gegeizt,
D'rum ist's der Lauf der Dinge,
Daß mir die Gurgel wund gebeizt
Bon Deinem Säuerlinge!
Sehnt sich die Kehle nach Honigseim
Und Du beut'st schnöden Essig,
Da werden sauer auch Ton und Reim
Und klingen scharf und gehässig.
Soll wonnig Dir meines Sanges Gold
Zu Ohr und Herzen dringen:
Mußt Du mir meinen Spielmannssvld
In gleicher Münze bringen!
E i n besorgter Bote r.
Die Stirne runzelt wild der Wirth:
„Mußt' ich den Trunk Dir reichen
(— Und schlagt den Tisch, daß der Becher
Die Gäste mir zu scheuchen?!" —
klirrt —),
Ade! Deine Schalkheit hast Du gebüßt,
Nun sünd'ge so nicht wieder,
Und merk' Dir's: Wie man den Sänger grüßt,
So danken seine Lieder!"
Aus meinem Trutzschänkenbuch.
(Bon Wchnrd Lchmidt-Caliauis.)
Quäle vinum tale Latinum.
„Herein nur, du fahrender Gesell,
Thu' deinen Gaumen netzen;
Du hast eine Stimme frisch und hell —
Dein Lied soll uns ergötzen!"
Im Chore ruft's der Gäste Schaar:
Es reicht der Wirth, der kluge,
Dem Sänger den vollen Becher dar,
Der leert ihn mit einem Zuge;
Und zieht gar kraus die Lippen dann
Nachdem er ausgetrunken,
Und stimmt eine seltsame Weise an —
Gleich hundert heiseren Unken.
Bald tönt's wie ein mönchisch Requiem,
Bald klingt's wie Sterbeächzen-
Sind's Katzen, jammernd in der Klemm'?
Sind's Raben, die da krächzen?!
Es fliehen die Hörer allzumal —
Die Finger in den Ohren:
„Mit Deinem schaurigen Grabchoral
Laß' Du uns ungeschoren!" —
„Ich möchte Schillers Werke; was kosten fe?" — „Fünf
Mark in vier eleganten Bänden. Die Werke unserer Classiker
kosten fast nichts, man bezahlt eigentlich nur den Preis der Ein-
bände." — „Nu', iner' Sohn dürft' mer kei' Classiker werden."
Der Sänger aber gelassen spricht:
„Klingt heut' mein Lied nicht reine,
So liegt das an meiner Stimme nicht,
Das liegt an Deinem Weine!
Du hast mit dem Rebensaft gegeizt,
D'rum ist's der Lauf der Dinge,
Daß mir die Gurgel wund gebeizt
Bon Deinem Säuerlinge!
Sehnt sich die Kehle nach Honigseim
Und Du beut'st schnöden Essig,
Da werden sauer auch Ton und Reim
Und klingen scharf und gehässig.
Soll wonnig Dir meines Sanges Gold
Zu Ohr und Herzen dringen:
Mußt Du mir meinen Spielmannssvld
In gleicher Münze bringen!
E i n besorgter Bote r.
Die Stirne runzelt wild der Wirth:
„Mußt' ich den Trunk Dir reichen
(— Und schlagt den Tisch, daß der Becher
Die Gäste mir zu scheuchen?!" —
klirrt —),
Ade! Deine Schalkheit hast Du gebüßt,
Nun sünd'ge so nicht wieder,
Und merk' Dir's: Wie man den Sänger grüßt,
So danken seine Lieder!"
Aus meinem Trutzschänkenbuch.
(Bon Wchnrd Lchmidt-Caliauis.)
Quäle vinum tale Latinum.
„Herein nur, du fahrender Gesell,
Thu' deinen Gaumen netzen;
Du hast eine Stimme frisch und hell —
Dein Lied soll uns ergötzen!"
Im Chore ruft's der Gäste Schaar:
Es reicht der Wirth, der kluge,
Dem Sänger den vollen Becher dar,
Der leert ihn mit einem Zuge;
Und zieht gar kraus die Lippen dann
Nachdem er ausgetrunken,
Und stimmt eine seltsame Weise an —
Gleich hundert heiseren Unken.
Bald tönt's wie ein mönchisch Requiem,
Bald klingt's wie Sterbeächzen-
Sind's Katzen, jammernd in der Klemm'?
Sind's Raben, die da krächzen?!
Es fliehen die Hörer allzumal —
Die Finger in den Ohren:
„Mit Deinem schaurigen Grabchoral
Laß' Du uns ungeschoren!" —
„Ich möchte Schillers Werke; was kosten fe?" — „Fünf
Mark in vier eleganten Bänden. Die Werke unserer Classiker
kosten fast nichts, man bezahlt eigentlich nur den Preis der Ein-
bände." — „Nu', iner' Sohn dürft' mer kei' Classiker werden."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein besorgter Vater" "Aus meinem Trutzschränkenbuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 79.1883, Nr. 2000, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg