Fliegende Blätter (92.1890 (Nr. 2319-2344))

Wo die Frau fehlt im Haus.

Will Haus ohne Frau ist ein Tag
ohne Licht,

Ein Herd, öd' und kalt, dem das Feuer
gebricht,

Ein Sommer ohne Rosen, ein Hain
ohne Quell',

Ein Raum ohne Zier, ein Ring ohn'
Juwel.

Er ist wie ein Abend, dem schimmert
kein Stern,

Wie am Baume ein Zweig, dem die
Blüthen stets fern,

Eine Kirche im Bann, d'rin kein Segen
mehr weiht,

Ein verwahrloster Park, wo das Un-
kraut gedeiht.

Wo die Frau fehlt im Haus, ist 's
Daheim ohne Freud',
Ohne Zwiesprach die Stund', die die
Muße dir beut,

Kein heiteres Wort wartet dein, wo du
stehst,

Kein Gruß, wenn du kommst, und kein
Kuß, wenn du gehst.

An der Wand hängt die Spinne, am
Kasten der Staub,

Was dein ist, das fällt der Verwild'rung
zum Raub,

Keine ordnende Hand ist umsorgend
bereit,

Reizlos ist dein Mahl und dein Weg
ohn' Geleit.

Kein Ziel hat dein Wirken, das froh
es bewegt,

Dein Schmerz keinen Freund, der ihn
wahr mit dir trägt,
Dich flieht aller Trost, wenn das Alter
dir droht,

Es bleibt einsam dein Leben und einsam
dein Tod.

Fr. £au. -Seidl.

Titel ohne Mittel.

Bürgermeister: „Sie wollen eine
Eingabe an den Landesherrn machen —
zu welchem Zweck? Warum lassen Sie
sich nicht von Ihren Söhnen helfen, die,
wie man mir sagt, gute Aemter be-
kleiden! Der Aelteste sei, wie ich hörte,
Präsident, der Zweite Rath, der
Dritte Cassier und der Vierte Di-
rigent!" — Frau (weinend): „O
Gott, d i e können mir nicht helfen! Mein
ältester Sohn ist Präsident bei'm
Rennclub, der zweite ist Turnrath,
der dritte Eassier bei'm „Schützen-
kranz" und der vierte Dirigent bei
der „Liedertafel"!"

Der getäuschte Löwe. 227

Wie sich der Gelehrte, Professor Zitterbart, dagegen schützt, beim Botanisiren in
Afrika von Löwen gefressen zu werden.

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