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Eine merkwürdige Stadt.
seinem Schüler aber sagt er: „Beruhigen Sie sich, es war gut
gemeint; aber merken Sie sich: Wenn man in München den
Deckel seines Kruges geöffnet stehen läßt, so heißt das:
„Ich will frisches Bier." Der Lord nickt verständnißvoll und
erzählt von der Fuchsjagd weiter. Er kommt auf die Treiber zu
sprechen, wie sie mit den Klappen lärmen, und um seinem Zuhörer
die Sache deutlich zu machen, klappt er lebhaft mit dem Deckel
seines Krügels. Sofort eilt eine Kellnerin herbei und will sich
des Krügels bemächtigen, um den ungestümen Durst des Eng-
länders zu stillen. Dieser hält sein Krügel noch krampfhafter
fest, als das erste Mal, und wieder belehrt der Philologe, nach-
dem sich die Kellnerin entfernt, seinen Schüler über des Landes
Brauch und Sitte und spricht: „Merken Sie sich's, wenn
man bei uns mit dem Krugdeckel klappert, so heißt
das: „Ich will Bier!" Und nun erzählt der Lord von einer
Parforcejagd: wie er einmal gestürzt ist, daß Roß und Reiter in
einer Linie auf dem Boden lagen. „Sehen Sie — so!" Dabei
legt der Lord sein unterdessen leer gewordenes Krügel horizontal
auf den Tisch. Da kommt der Wirth und die Kellnerin, die das
Maßkrug glücklich geleert hatte, er-
hebt sich mit seinem Schüler und
dankt dem Wirth für weitere Be-
mühung. BordemWirthsgarten aber
belehrt der Philologe seinen Schüler
zum dritten Male mit den Worten:
„Wenn man bei uns seinen
Krug umlegt, so heißt das:
Ich will frisches Bier!" - Der
Lord schüttelt den Kopf und schreibt
in sein Notizbuch: „Eine merk-
würdige Stadt, dieses Mün-
chen! Uas man ihnen mag —
es heißt: „Ich uollen Bier"!"
Mißglückte Entschuldigung.
„Weßhalb haben mir denn die gnädige Frau gestern ge-
kündigt?"
„Weil Sie zu unsauber sind, Emilie. Sehen Sie einmal
dort am Spiegel den Fttegenschmutz an!"
„Dafür kann doch Ich nichts — das war ja schon, als
ich vor einem Jahre hier in den Dienst trat!"
in der Ferne wahrgenommen, herbeigesprungen und wollen ein-
schenken. Aber der Herr Candidat, der mittlerweile auch seinen
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Eine merkwürdige Stadt.
seinem Schüler aber sagt er: „Beruhigen Sie sich, es war gut
gemeint; aber merken Sie sich: Wenn man in München den
Deckel seines Kruges geöffnet stehen läßt, so heißt das:
„Ich will frisches Bier." Der Lord nickt verständnißvoll und
erzählt von der Fuchsjagd weiter. Er kommt auf die Treiber zu
sprechen, wie sie mit den Klappen lärmen, und um seinem Zuhörer
die Sache deutlich zu machen, klappt er lebhaft mit dem Deckel
seines Krügels. Sofort eilt eine Kellnerin herbei und will sich
des Krügels bemächtigen, um den ungestümen Durst des Eng-
länders zu stillen. Dieser hält sein Krügel noch krampfhafter
fest, als das erste Mal, und wieder belehrt der Philologe, nach-
dem sich die Kellnerin entfernt, seinen Schüler über des Landes
Brauch und Sitte und spricht: „Merken Sie sich's, wenn
man bei uns mit dem Krugdeckel klappert, so heißt
das: „Ich will Bier!" Und nun erzählt der Lord von einer
Parforcejagd: wie er einmal gestürzt ist, daß Roß und Reiter in
einer Linie auf dem Boden lagen. „Sehen Sie — so!" Dabei
legt der Lord sein unterdessen leer gewordenes Krügel horizontal
auf den Tisch. Da kommt der Wirth und die Kellnerin, die das
Maßkrug glücklich geleert hatte, er-
hebt sich mit seinem Schüler und
dankt dem Wirth für weitere Be-
mühung. BordemWirthsgarten aber
belehrt der Philologe seinen Schüler
zum dritten Male mit den Worten:
„Wenn man bei uns seinen
Krug umlegt, so heißt das:
Ich will frisches Bier!" - Der
Lord schüttelt den Kopf und schreibt
in sein Notizbuch: „Eine merk-
würdige Stadt, dieses Mün-
chen! Uas man ihnen mag —
es heißt: „Ich uollen Bier"!"
Mißglückte Entschuldigung.
„Weßhalb haben mir denn die gnädige Frau gestern ge-
kündigt?"
„Weil Sie zu unsauber sind, Emilie. Sehen Sie einmal
dort am Spiegel den Fttegenschmutz an!"
„Dafür kann doch Ich nichts — das war ja schon, als
ich vor einem Jahre hier in den Dienst trat!"
in der Ferne wahrgenommen, herbeigesprungen und wollen ein-
schenken. Aber der Herr Candidat, der mittlerweile auch seinen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine merkwürdige Stadt" "Mißglückte Entschuldigung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 95.1891, Nr. 2409, S. 111
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg