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Die Geschichte, vom Standpunkt der Bühne :c.

natürlich zu einem meisterhaften Duette Anlaß gab. — Auch in den
Abruzzen war das Räuberleben sehr ausgebildet; auf steilen Höhen
sah man den Mann von edler Bildung stehen; in rothem Mantel ein-
gehüllt, blitzte sein Auge wild. Ebenso herrschte in Spanien im
Gebirge, z. B. in Granada, große Unsicherheit. Suchte dort Jemand
sein Nachtlager, so schwebte er in Lebensgefahr, obwohl die Leute mit
ihrem ruhigen Gewissen in herrlichen Abendchören renommirten.

In Spanien waren die Könige sehr grausam, besonders wenn
sie Philipp II. hießen. Die Königinnen erlitten die bittersten
Kränkungen, obwohl ihnen täglich versichert wurde, das Leben sei
doch schön. Die Spanier hatten eine sehr feurige Natur und deß-
halb viele Liebesabenteuer. Einer hatte in Deutschland 100, in
Frankreich 200, aber in Spanien 1003 Weiber sitzen lassen. Er
trank sehr gerne Champagner, erschlug Gouverneure und trieb die
Gaftsreundschast so weit, daß er selbst das Mozart Denknial in
Salzburg zum Abendessen einladen wollte.

Frankreichs Geschichte ist bis zum Hals in Blut getaucht. In
der Vorzeit bewohnten es die Gallier, deren Priesterinnen sich von
den Römern verführen ließen und dann sterben mußten. Frankreich
führte mit England blutige Kriege. Wenn der Feind im Herzen
Frankreichs stand, traten Hirtentöchter auf, welche die Führung des
Heeres übernahmen und mehr Feldherrntalent entwickelten als alle
Generäle. Ein Herzog der Normandie, dem man einige Verwandt-
schaft mit dem bösen Feinde nachsagte, war ein so großer Ver-
schwender, daß ihm das Gold nur Chimäre war. Er verlor in
Folge dessen auch sein Land, und so kam die Normandie zu
Frankreich.

Die Geschichte der Deutschen ist ziemlich kurz beisammen. In
der Vorzeit waren die Frauen nicht minder neugierig als heutzutage.
Wurde eine Jungfrau durch einen edlen Ritter, dessen Kahn meist
von Schwänen gezogen wurde, aus schwerer Bedrängniß gerettet,
so quälte sie ihren Retter so lange um Aufklärung über seine
Familienverhältnifle, bis er wieder davon fuhr. — Im Mittelalter !
wohnten die Menschen in stnsteren, engen, wohlbefestigten Städten.
Waren dann vom Eise befreit Strom und Bäche und zog sich der
Winter in seiner Schwäche in die Berge zurück, dann pflegten sie
vor den Thoren spazieren zu gehen. Da mischten sich Gelehrte und
Professoren unter das Volk. Allein das Fiedeln und Kegelschieben

blieb ihnen ein verhaßter Klang, so daß sie zuletzt gewöhnlich der
Teufel holte.

In Thüringen wurde viel gestritten, wie überall wo Sänger
beisammen sind. Ließen die Sänger dann einen ihrer Sangesbrüder
durchfallen, so nahm sich seiner die Tochter des Landgrafen an, selbst
wenn er die zweifelhafteste Vergangenheit hatte. — Die Reformation
rief in Deutschland einen großen Krieg hervor, der nach Schiller
dreißig Jahre gedauert haben soll. Gute Schützen waren um jene
Zeit sehr gesucht. Manche derselben gossen mit Hilfe Samiels in
der Wolfsschlucht Freikugeln aus zerbrochenen Kirchenfenstern und
Luxaugen. — Dem dreißigjährigen Kriege folgte der siebenjährige.
Die Menschen verwilderten. Die böhmischen Wälder wimmelten von
Räubern, deren Hauptmann gewöhnlich ein Grafensohn war, der
dann seinen alten Vater in einem Thurme eingesperrt fand.

In den Niederlanden mußten die Edelsten ihr Haupt auf den
Block legen. Der grausame Alba nannte einen derselben Verräther,
obwohl derselbe so gut gesinnt war, daß er sogar seinem Liebchen
versprach, einmal spanisch zu kommen. — Wir übergehen Holland mit
seinen fliegenden Schifffahrern und prophetischen Schneidern, Eng-
land mit seinen Heinrichen, deren letzter als Richard III. sein König-
reich für ein Pferd hingegeben hätte und kommen endlich zu der
Geschichte der Schweiz, deren Befreier Wilhelm Tell wissenschaftlich
als historisch unwahr nachgewiesen wurde, so daß wir füglich unseren
Vortrag mit dem Wunsche schließen können, es möge uns gelungen
sein, davon zu überzeugen, daß es überflüssig wäre, wenn wir
uns außer dem Theater noch mit weiteren historischen Studien ab-
mühen wollten; denn wer weiß schließlich, ob die Geschichten währ
sind, die man Geschichte nennt. Lu«g.

Gedankensplitter.

Mancher wühlt im Gold und Silber, um einen Pfennig für
den Bettler hervorzuklauben.

Den Jrrthum einseh'n, heißt die Wahrheit finden.

Was ist des wahren Mannes Ziel?

Sich nichts vergeben, den Andern viel. «. w.

Fatale Verwechslung.

Herr (im Schlafwaggon, zum
Diener): „Da haben Sie zwei
Mark! Dafür wecken Sie mich
morgen Früh Punkt 5 Uhr, da
ich in Daggelheim aussteigen muß.
Sollte ich nicht gutwillig auf-
stehen - ich habe nämlich ziemlich
stark gezecht - so wenden Sie Ge-
walt an und werfen mich einfach
zum Bett hinaus! — (Um 6 Uhr
Morgens.) Zum Donnerwetter,
sagen Sie 'mal, für was habe
ich Ihnen zwei Mark gegeben?!
Es ist jetzt 6 Uhr und Sie haben
mich nicht geweckt!"

Diener: „O Gott, wen Hab'
ich jetzt hinausgeschmiffen?!"

Karlchens erster Schwips.
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"Karlchens erster Schwips"
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Fliegende Blätter
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schliessmann, Hans
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 95.1891, Nr. 2410, S. 126

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