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Vorwort

Das Studium der antiken Architektur bildet nur eine
Facette im weiten Spektrum der geistigen und künstleri-
schen Kultur der Renaissance. Dennoch erweist es sich
als ein einigermaßen komplexes Gebiet, das viele Fragen
aufwirft. Die erhaltenen Zeugnisse wirken zunächst recht
disparat. Trotz vieler hervorragender Arbeiten sind die
Antikenzeichnungen bisher nur ausschnitthaft publiziert
und unzureichend gesichtet; selbst die Kriterien, nach
denen man sie sichten sollte, sind noch wenig erprobt.
Klar ist nur, wie wichtig alte Antikendarstellungen als
archäologische Quellen sein können, und dementspre-
chend kümmerten sich lange Zeit mehr Archäologen als
Kunsthistoriker um sie. Eine zusammenfassende Behand-
lung des Gebiets lag noch nicht vor, und dazu fehlten
bisher auch durchaus die Grundlagen. So war die vorlie-
gende Arbeit keineswegs von vornherein darauf angelegt,
einen Überblick über das Studium der antiken Architek-
tur in der Hochrenaissance zu vermitteln. Sie begann mit
Vorbereitungen zu einer Publikation des sog. Kasseler
Codex, deren Ergebnisse jetzt in den Anhang VI einge-
gangen sind. Die Beschäftigung mit diesem Skizzenbuch
war angeregt durch die Entdeckung, daß es - oder, wie
sich dann klärte, eher eine Variante davon - eine wichtige
Vorlage für die Holzschnitte in Serlios drittem Buch bil-
dete. Diese Zusammenhänge standen zunächst im Mittel-
punkt der Arbeit. Dann gewannen die Vorlagen des Kas-
seler Codex an Kontur, und es fand sich, daß sie teilweise
durch andere Zeichnungen besser überliefert sind. Die
Untersuchung führte zu unbekannten Antikenstudien
und neuen Zeichnern. Schließlich kamen sogar die Reste
von Raffaels berühmtem Romplan zum Vorschein. Zu-
nehmend zeichnete sich ab, daß beim damaligen Stand
der Forschung eigentlich die Zeit noch nicht reif war
für die Edition eines neuen Skizzenbuchs. Während der
Kasseler Kodex gegenüber den neuen Versionen von Ser-
lios Vorlagen an Bedeutung verlor, wuchs das Bedürfnis,
die historische Stellung der diversen Antikenstudien zu
bestimmen bzw. zu verstehen, welchen Gang das Studium
der antiken Architektur in der Renaissance überhaupt
nahm. Die Arbeit zielt also ihrer Entstehungsgeschichte
nach weniger darauf ab, Bekanntes zusammenzustellen;
sie konzentriert sich vielmehr auf offene Probleme bzw.
auf solche Probleme, die erst durch die neue Betrachtung
und das neue Material aufkamen. Im Lichte des Über-

blicks, zu dem die Arbeit schließlich gelangte, wandelten
sich nachträglich auch manche Vorstellungen, die ur-
sprünglich noch der Abfassung des Manuskripts zu-
grunde gelegen hatten, und es ergaben sich wieder neue
Fragestellungen und Sichtweisen. Im Hinblick darauf
wurde das Manuskript nachträglich teilweise überarbei-
tet. Dabei erfuhr vor allem die Einschätzung der Rolle
Giuliano da Sangallos und der historischen Stellung des
Codex Coner eine gründliche Revision.

Die Arbeit wurde von vielen Seiten gefördert. Die Deut-
sche Forschungsgemeinschaft und die Bibliotheca Hertzi-
ana gewährten wahrhaft großzügig Stipendien und finan-
zierten den Druck dieses Buches. Sie tolerierten in libera-
ler Weise die unvorhergesehenen Änderungen der
Schwerpunkte meiner Untersuchungen und deren Aus-
weitung; sie akzeptierten verständnisvoll die nachträgli-
che Überarbeitung des Manuskripts. C. L. Frommel und
C. Thoenes setzten sich beständig für die Unterstützung
meiner Studien ein. 1983 wurde die Arbeit von T. Bud-
densieg der Philosophischen Fakultät der Universität
Bonn zur Habilitation vorgelegt und 1985 mit den Gut-
achten von T. Buddensieg, C. L. Frommel, N. Himmel-
mann-Wildschütz, J. Müller-Hofstede und W. Oechslin
angenommen. C. Thoenes und M. Winner ermöglichten
die Publikation der Arbeit im Rahmen der „Römischen
Forschungen der Bibliotheca Hertziana" und sicherten
die finanziellen Voraussetzungen dafür. T. Buddensieg,
G. Kauffmann, R. Preimesberger, W. Sauerländer und G.
Schweikhart gaben mir Gelegenheit, Ergebnisse meiner
Arbeit vor der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Ber-
lin und der Gesellschaft für Vergleichende Kunst-
forschung/Kunsthistorische Gesellschaft in Wien, am
Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, beim
18. Deutschen Kunsthistorikertag in Kassel und an den
Kunsthistorischen Instituten der Universitäten in Bonn
und Münster vorzutragen. Schließlich weise ich noch
gern daraufhin, wie freizügig mich die vielen Bibliothe-
ken, Museen und Forschungsinstitute unterstützten, in
denen ich arbeitete, und wie bereitwillig mir P. Dreyer,
Berlin, P. Day, Chatsworth, H. Hilsenbeck und L. Oehler,
Kassel, H. Wurm, Göttingen, D. Graf und E. Stahn,
Rom, und viele andere Kollegen fachliche Hilfe leisteten.
C. Thoenes begleitete die Arbeit von ihren ersten Anfän-
 
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