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Brodersen, Kai; Wink, Michael [Hrsg.]; Bartram, Claus R. [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Vererbung und Milieu — Berlin [u.a.], 45.2001

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4063#0107

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Wie entwickelt sich die kindliche Persönlichkeit?
Beiträge zur Diskussion um Vererbung und Umwelt

VON FRANZ RESCH UND EVA MÖHI.ER

Kurzzusammenfassung

Die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit beginnt präna-
tal und vollzieht sich auf dem Hintergrund eines multifakto-
riellen Bedingungsgefüges. Der vorliegende Artikel analysiert
die wesentlichen konstituierenden Elemente dieses Gefüges im
Lichte des aktuellen Forschungsstandes. Die Bedeutung des
Bindungssystems wird für das grundlegende Beziehungsver-
halten und für unterschiedliche Verletzlichkeitsmuster von
Kindern beschrieben. Ein transaktionales Anlage-Umwelt-
Modell berücksichtigt den wechselseitigen Einfluss von kindli-
cher Disposition und Umwelt. Gravierende exogene Einflüsse
können einen massiven Eingriff in das Bedingungsgefüge der
regelhaften kindlichen Persönlichkeitsentwicklung bedeuten.
In diesem Beitrag werden die Mechanismen erläutert, durch
die Traumata eine Desintegration des kindlichen Erlebens
herbeiführen und selbst grundlegende psychophysiologische
Verhaltensdispositionen verändern können.

Einleitung

Die Diskussion um die Bedeutung vererbter Anlagen für den Menschen hat
zu einer Zeit der Hochblüte molekularbiologischer Forschung rapide an Ak-
tualität und Schärfe zugenommen. Während manche Forscher heute den
Menschen als genetisch vorgefertigt betrachten und den Erziehungseinflüs-
sen gesellschaftlicher Umwelt jegliche wesentliche Bedeutung absprechen
(z.B. Rowe 1997), macht sich in unserem mediengespiegelten Alltag ein Kul-
turpessimismus breit, der einen zunehmenden Trend psychischer Auffällig-
keiten und wachsende kindliche und jugendliche Kriminalitätszahlen in Zu-
 
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