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Brodersen, Kai; Wink, Michael [Hrsg.]; Bartram, Claus R. [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Vererbung und Milieu — Berlin [u.a.], 45.2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.4063#0165

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Anlage und Umwelt aus der Sicht der Kriminologie
Theoretische, empirische und kriminalpolitische Aspekte -

VON DIETER DÖLLING UND DIETER HERMANN

Kurzzusammenfassung

Die Bedeutung von Anlage und Umwelt für kriminelles Verhal-
ten ist in der Geschichte der Kriminologie unterschiedlich beur-
teilt worden. Während die sog. klassische Schule die kriminelle
Handlung als eine nach rationaler Abwägung erfolgende freie
Tat verstand, betrachtete die „positivistische Schule" delikti-
sches Verhalten als Anwendungsfall erfahrungswissenschafl-
lich feststellbarer biologischer und/oder soziologischer Ge-
setzmäßigkeiten. Als kriminalpolitische Konsequenzen wurden
von den positivistischen Kriminologen je nach theoretischem
Ausgangspunkt das Vorgehen gegen „anlagemäßig belastete"
Personen oder Sozialisationshilfen sowie wirtschafts- und so-
zialpolitische Maßnahmen zur Eindämmung von Kriminalitäts-
ursachen vorgeschlagen. Die deutsche Kriminologie war zunächst
eher „anlageorientiert", rezipierte jedoch seit den 6oer Jahren
des 20. Jahrhunderts in großem Umfang die amerikanische
Kriminalsoziologie.

I. Einleitung

Zu den Grundproblemen der Kriminologie als der empirischen Wissen-
schaft vom Verbrechen und dem Umgang mit dem Verbrechen' gehört die
Frage nach den Entstehungsbedingungen kriminellen Verhaltens. Die große
theoretische und praktische Bedeutung dieser Problematik liegt auf der
Hand. Die Beantwortung der Frage, wie Kriminalität entsteht, ist zentral für
das Verständnis von Kriminalität. Sind Kriminalitätsursachen bekannt,
kann durch ihre Eindämmung Kriminalität reduziert werden. Der Umgang

Zum Begriff der Kriminologie vgl. Kaiser, Kriminologie, 1 ff.
 
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