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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Wolters, Paul: Vasen aus Menidi, [1]
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Eine Bronzeschale mykenischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0038
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28 v. Bissing, Eine Bronzeschale mykenischer Zeit.

Form des Gefäfses ist, wie ich später zu zeigen habe, bei dem am Grabe von
Menidi geübten Heroenkult typisch; die Möglichkeit, dafs bei der Bemalung schon
auf die spätere Verwendung Rücksicht genommen sei, ist also vorhanden. Unter
den zugleich gefundenen Weihgeschenken finden wir nun zahlreiche primitive Terra-
kotten, die uns beweisen, dafs man sich hier die Heroen zu Wagen fahrend dachte
(vgl. Roschers Lexikon I S. 2470. Milchhöfer, Anfänge der Kunst S. 232). Die
Schlange als Tier der Heroen ist allbekannt. Es scheint mir deshalb nicht unmöglich,
dafs an der Vorderseite dieses, dem Heroenkult bestimmten Gefäfses sich eine Dar-
stellung des oder der hier verehrten Heroen fand. Sie wären zu Wagen dargestellt
gewesen, begleitet von der Schlange; die ihnen entgegenschreitenden Personen
müfsten wohl Anbetende sein.
(Sclilufs folgt.)
Athen, Februar 1898. Paul Wolters.

EINE BRONZESCHALE MYKENISCHER ZEIT.
(Tafel 2.)
Die auf Tafel 2 nach einer Photographie E. Brugsch - Beys abgebildete
Bronzeschale mifst im Durchmesser 0,185 m und ist 0,04 m hoch. Sie hat eine
prächtige tief-griine Patina und ist vorzüglich erhalten.
Im März 1896 fand man unterhalb des Grabes 65 zu Scheich Abd el Gurnah
auf der Westseite von Theben ein unregelmäfsig behauenes Felsengrab. In ihm
standen neben einander 3 Särge und ein vierter auf ihnen. Titel und Namen der
Särge weisen mit Bestimmtheit, wie Daressy erkannt hat, auf die letzte Zeit
Amenophis III oder die ersten Jahre Amenophis IV1. Die Schale lag unter dem
Kopf der Herrin des Hauses Sat-Amon im dritten Sarg.
In der Mitte der tiefen, runden Schale ist ein Omphalos, den ein mäfsig
hoher Rand umgiebt. Um den ehemals wohl vergoldeten Omphalos laufen auf der
etwas ansteigenden Fläche 2 Streifen mit eingeritzten Darstellungen, der eine breit,
der andere schmal. Je 2 gravierte Kreislinien trennen die Streifen von einander und
von dem äufsersten Rosettenkranz, der gleichfalls von Kreislinien eingefafst ist.
Der eigentliche, stark ansteigende Rand und die Aufsenseite blieben unverziert.

9 Daressy, dem Conservateur-adjoint Azs Museums
von Gizeh, dem ich diese Fundnotizen verdanke,
hierfür wie für mancherlei liebenswürdige Unter-
stützung bei meinen Arbeiten in Gizeh meinen

herzlichsten Dank zu sagen, sei mir bei dieser
Gelegenheit gestattet. Die Schale trägt im
Museum die N. 31383.
 
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