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Nr. 25.

Berlin, den 1. Juni 1862.

IV. Jahrgang.


Wochenkalender.
Moalag, den 2. Juni.
Die hannoverschen Stände lassen die
Dankadresse, welche sie an da» Ministerium
wegen seiner Preußen gegenüber bewiesenen
Haltung gerichtet, in berliner Chagrin
binden.
Dienstag, den 3. Juni.
Kurhessen» Treubund dankt der Regie-
rung sür ibre, dem preußischen Cabinct ge-
genüber gezeigte Energie.
Mittwoch, den 1. Juni.
Die Stände von Schwarzburg-Sondcr»
Hausen gratuiircn ihrem Ministerium zum
fetten Anschluß an die Würzburger.


Wochenkalender.
Donnerstag, Len 5. Juni.
Ter Landtag von Liechtenstein ermuntert
die Regietuna, in ibrem Widerstande gegen
die kieindeutsche Politik Preußen» zu ver-
harren.
Freitag, den 6. Juni.
Die bcrnburger Landschaft feiert den
Sieg über Preußen durch ein Festessen mit
Toasten aus Neust, Norries, Krosigk und
Schätze!!.
Sonnabend, den 7. Juni.
Preußen dagegen rüstet sich — zum wür-
digen Empfange der japanesischcn Gesandt-
schaft.

Kladderadatsch.

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^b>Aedenken. 2)^


s^ilbertreffrn, goldne Litzen,
Schwerter die so feurig blitzen,
Stramme Nöcke, stramme Haltung,
Ln Len Hosen keine Faltung,
Blendend blank die Pickelhauben,
Nicmzrug, Koppel weiß wie Schnee —
Nirgend gidl's, ihr könnt mir's glauben,
Eine schönere Armee.
Pio- und auch Kanoniere,
Muskel-, Grcna-, Bombardiere,
Füsiliere, Jägerschaaren,
Kürassiere und Husaren,
Auch Dragoner und Nlanrn
Nnd Geschütze leicht und schwer —
Nirgend um des Landes Fahnen
Schaaret sich rin brssres Heer.

Wie das steht und hält und schreitet!
Wie das sitzt, parirt und reitet!
Welche Fühlung, welche Linien,
Lcrzengrad, gleich edlen Pinien!
Welche Nichtung bei der Schwenkung!
Welch' Lommando kurz und klar! —
Nirgend freut sich fest'rer Lenkung
Eines Landes Kriegerschaar.
Welche Herzenslust sür Kenner!
Wie das Alles klappt und stimmt!
Wie das Dhr der Vordermänner
Jeder sich zur Nichtschnur nimmt!
Seht die Front — wie scharf und grade
Alle Läuse senkrecht stehn! —
Nirgend kann die Wachtparade
Man wie hier so glänzend sehn.

Wie Standarten da und Fahnen
Nns an alten Nuhm gemahnen!
Schau« nur: wo die Fetzen hangen,
Sind die Kugeln durchgrgangen.
Durch die seidnen Lumpen rauschen
Geisterstimmen mächtig hin.
Nirgend, wo sich Fahnen bauschen,
Weht rin stärk'rrr Geist darin.
Nnd die Stimmen rufen nieder:
„Adler, spanne drin Gefieder!
Du, deff Fänge den gespreizten
Doppelaar einst nicderbeizlen;
Du, der einst mit stolzem Grimme
Aus Paris herabgeschaut!" —
Nirgend mahnt die Hcldenstimme
Wir bei uns so dringend laut.

vorwärts! Willst von Würzdurgs Kindern
Du im Flug dich lassen hindern?
Schick' den widermäul'gen Kläffer
Endlich doch ins Land der Pfeffer!
Mach' ein Ende doch der Plage!
Lang' genug hast du gedroht! —
Niemals that wie heutzutage
Nns ein Marschall Vorwärts noth.

Fort die Bundestags-Manschetten!
Laß das Brudervolk uns retten!
vorwärts zu ganz Deutschlands Wähle,
„Vorwärts" laute die Parole!-
Doch mir ahnt, daß sie — wie schade! —
Also wieder lauten kann:
„Morgen tretet — zur Parade
Ihr in weißen Hosen an!"

Kladderadatsch
 
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