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Nr. 3L

Berlin, den 6. Kuli 1862.

XV. Jahrgang



wochenkafeiidcr-
Montag, den 7. Juli.
Was der Juli nicht kocht, kann dkl
September nicht braten.
Dienst«,,, den 8. Juli.
Kilian trüb und regenschwer —
Folgt faule Zeit gleich hinterher.
Mittwoch, den 9. J»u.
Bor Blitzen nur, die sich entladen,
Behüt' der Himmel und in Gnaden.
Da« Donnern bringt uns keinen Schaden.


Regeln.

Donnerstag, den 10. Juli.
Wenn sieben Brüder Regen kochen.
So löffeln wir Regen sieben Wochen.
Freitag, den II. Juli.
Zeigt sich der Himmel im Juli rein,
Wird auch — der Winter heiter sein.
Sonnabend, den 12. Juli.
Doch ist der Himmel nicht bell und frei,
Dann ist'S mir dem guten Winter vorbei.
Kladderadatsch.

Humo riflisch-salyrisch e8 Mach m Ü lall


Nummer Eins.
— —-«sk>4d<Ss»-—-
^vls Schelm kam ich ans Tageslicht,
Ein Schelm bin ich geblieben,
Furcht' mich vor Tod und Teufel nicht
Und nicht vor Stich noch Hieben,
Ich sing' mein Lied frisch-in die Welt ^ -
Und schwing' den Fiedelbogcn,
Und wem mein Liedlein nicht gefällt,
Der-bleibe mir gewogen!
Wie lobtet ihr so Tact als Reim
Und lieh't von mir euch trösten,
So oft ich lustig geigte heim
Der Schelme Allergrößten!
Wie hattet ihr mich gar so gern',
Wenn ich — was Diplomaten
Nicht rathcn durften manchen Herrn —
Den Herren gab zu rathen!
Die Wahrheit sing' ich frei und rein — .
So ziemt's dem Schelmcnthume —
Und darf'S nicht von der Leber sein,
So sprech' ich durch — die Blume.
Ich weiß in Zeiten noch so schwer
' Der Zeit mich anzupassen:
Zu fassen leicht ist meine Lehr' —
Ich — lasse mich nicht fassen!
Was frag' ich, ob mir Feinde dröhn,
Tortur und neue Besen?
's ist Alles, sagt Akibas Sohn,
Schon einmal da gewesen!
Zum Lügner macht mich nicht der Schreck,
Die Folter nicht beschaulich
Und der Gespenster spott' ich keck;
Drum — macht mir man nicht graulich!
Fühlt ihr zur Wahrheit selbst die Kraft,
Was kann da Wahrheit schaden?
Doch seid ihr selber räthselhaft,
So sprech' ich in Charaden
Don Winter, Frühling und — April,
Dom Wind und andren Sachen,
Die Leute merken, was ich will —
ES ist doch stets — zum Lachen!
Ein Schelm, der mehr gibt, als er hat!
Nehmt meine Liedergabe!
Ich gäbe, sagt euch jedes Blatt,
Gern mehr noch als ich habe!
Sind'S auch Demanten nicht voll Licht,
Sind's doch Gcdanken-Pcrlchen,
Und Jeder lacht: „der kleine Wicht
Ist doch ein ganzes Kerlchen!"
Schon manchmal, von Gefahr umbraust,
Ringsum Constablcr-Helme,
Stand ich, man streckte fest die Faust
Schon nach mir armen Schelme;
Ich aber lachte: Faßt mich dreist,
Verdammt mich als gefährlich —
Es kommt die Zeit, da ist mein Geist
Euch wieder unentbehrlich.
Und wär' in meiner letzten Noth
Der letzte Freund verloren;
Und hätten sich zu meinem Tod
Die Feinde rings verschworen,
Und wär die Welt voll Muckcrci
Und schleichenden Tartüffcn;
Ich bin ein Schelm — es bleibt dabei:
„Ich lass' mich nicht verblüffen!"
Kladderadatsch.
 
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