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zu weit führen, von Allem, was auf diesem Plane vor-
geht, Rechenschaft zu geben; es genüge noch ZU sagen,
daß diese kriegerischen Massen, diese weite Landschaft,
welche vor unfern Blicken sich ausrvllt, auf seltsame
Weise unsere Einbildungskraft erregen.

In dem zweiten Gemälde ist es weniger die Bedeut-
samkeit, als die Lebendigkeit der Scene, welche unsere
Aufmerksamkeit fesselt. Es stellt eine türkische Wache
auf dem Wege von Smyrna nach Magnesia vor und ist
dem Künstler über die Maßen glücklich gelungen. Wir
sehen türkische Soldaten auf der Wache, deren Eigenthüm-
lichkeit sehr charakteristisch angedeutet und von denen
jeder auf seine Art beschäftigt ist. Zwei davou, denen es
höchst wohl zu seyn scheint, sitzen ans den Wachbctten und
rauchen gemüthlich ihre Pfeife, und ein dritter, auf die
Erde gelagert, spielt zu seinem eigenen VergnügenGNan-
doline. Der, welcher sich mit dem Rücken wider einen
Pfeiler des Wachhauses gelehnt hat, macht ein mürrisches,
niedergeschlagenes Gesicht und denkt gewiß an die Siege
der Russen; der andere dagegen in dem saftgrünen Man-
tel, welcher sich an demselben Pfeiler auf den Boden ge-
setzt hat, führt, seiner müßigen Miene nach zu urthei-
len, eine ganz trockne Unterhaltung über sehr gleichgültige
Dinge mit einem vor ihm stehenden Offizier, der uns
den Rücken zugekehrt hat und uns nur seinen schonen,
weißen Mantel sehen laßt. Daneben sitzt ei» anderer,
der von einem artigen, jungen Mädchen sich zu trinken
einschenkcn läßt und — die offene Freude auf seinem
Angesicht bürgt mir dafür, - gewiß der Meinung ist,
daß cs doch etwas Köstliches um so ein hübsches Kind
sep. Sein Nachbar zur Siechten, ich >vill gerade nicht
sagen, verachtet, aber vernachlässigt doch diese Augenweide:
mit beiden Händen hat er eine Vase an den Mund ge-
setzt und löscht seinen Durst in vollen Zügen. Am Ein-
gang der Wache stehen noch mehrere Soldaten, welche
wir aber keine Lust und Zeit finden, lange zu betrachten:
denn der Künstler hat uns eine so artige Perspektive er-
öffnet. Wir sehen auf die Straße, wo eben ein paar
Türken auf Kameelcn vorüberreitet und einen unhöflichen
Staub macht; durch eine andere Bogenvffnung bemerken
wir eine Gartenmauer, über der eine Palme ihre Arme
ausbreitet und an die Vegetation eines südlichen Klimas
erinnert, und noch weiter in der Ferne entdecken wir die
Kuppel einer Kirche und einige Häuser und über diesem
Allen einen ächt orientalischen Himmel, von dem nnauf-
gehaltcn die Sonne herunter brennt, deren Strahlen die
einzelen Gegenstände mit einem Schimmer und Flimmer
umgeben, deren Reiz der Künstler mit zartem Gefühl an-
gedcutet und zu deren Beschreibung wir vergeblich Worte
suchen. Decam ps muß auf feinen Reisen in der Türkei
viele Genrestudien gemacht haben; die Nebendinge find
bis in'ö Einzelste mit großer Sorgfalt behandelt und die

militärische Unordnung, die auf dieser Wache herrscht,
die sorgenlos unkriegerischen Mienen, die wir auf diesen
kürkischen Gesichtern lesen, versetzen uns auf den ersten
Anblick alsbald in ein unserer Art und Weise fremdes Land.

(Der Beschluß folgt.)

Plastik.

Emil Wolfs in Rom hat eine Gruppe der Hebe
und des Ganymed in Marmor beendet.

Tencrani und Finelli arbeiten zwei kolossale mar-
morne Evangelistenstatnen für die neue Kirche S. Francesko
di Paolo in Neapel. Der Erstere soll auch ein Standbild
des Bcato Alfonsv da Lignori für die Pctcrskirche in Rom
liefern.

Thorwaldsens großes Pferd für die Rcitcrstatne
König Maximilians von Bayern ist jetzt geformt. Beinahe
ist vor der Vollendung des Modells dem Künstler aus dem
Gerüste ein Unglück zugcstoßcn; nur seine Geistesgegen-
wart und Gewandtheit retteten ihn vor dem jähen Sturze.

Der Bildhauer Parmentier i» Brüssel hat das
Modell einer Starnc der Religion gefertigt, die für eine
Kirche in Marmor ausgeführt werden soll. Eine andere
Statue, die der Wohlthatigkeit, hat derselbe jüngst jy einem
Denkmal in der Kirche zu Lacke», für den i. 2. isäv ver-
storbenen reichen Herrn Bortier, vollendet.

Die Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater
und Mode vom 2. Jan. enthalt einen Umriß des vom
Prof. Schalter in Wien auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers
gearbeitete» Standbildes des Tyroler Helden Andreas
Hofer, welches in dcrHofkirchez» Infpruck ausgestellt wird.

Am g. April verehrten der Kronprinz und die übrigen
Mitglieder des Staatsministeriums von Preußen, dem Geh.
Staatsminister, Graf von Wylich und Lottum, zum Dienst-
jnbiläum, ein aus dem Atelier des Prof. Rauch hcrvorge-
gangenes Kunstwerk von großer Schönheit: eine Viktoria
aus karrarischcm Marmor, in vorschreitcnder Stellung, in
der barreichcndcn Rechten den Eichenkranz, in der Linken
einen Blumenkranz, mit dem Oclzweig umwunden. Die
ganze Figur steht auf einer Säule von Porto vcncre, daran
mehrere Inschriften sich befinden.

Museen.

In Pisa find die von Paolo Laflnio seit lslo im
Campo Santo höchst zweckmäßig ausgestellten Antiken durch
die Beiträge mehrerer Privatpersonen und besonders durch
die von Professor Roscllini dahin geschenkten ägyptischen
Altcrthümcr bedeutend vermehrt worden. Eine ähnliche
Vereinigung der vorhandenen, aber hier und dort zerstreu-
ten Antiken ist auch in Ravenna zu erwarten. Vcrgl.
Hall. Allg. Lit. Ztg. in Nr. gg des. Int. Vl. v. I. ig-z.

Die schon seit Jahren immer glücklichen Ausgrabungen
in Chiusi habe» ein ziemlich allgemeines Interesse Hervor-
gerufe» , und da die große Anzahl von Todtenkistcn und
andere Monumente der Art in den vorhandenen Sammlungen
nicht mehr Raum fanden, so hat man in den letzten Jahren
im oberen Theilc der Stadt einen hübschen Platz (il Lire«)
angelegt, und die Mauer, welche ihn umgibt, mit aftctruS-
kifche» Sphinxen, Löwen und Sarkophagen ausgcschmückt.

Verantwortlicher Redakteur: Or. Schorn.
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