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A u n s t

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Donnerstag, 22. M a i 1834.

Ein Beitrag jititt Leben Michel Angela
Buonaroti's.

Mitgethcilt von vi-, Alfred Reumont.

Nicht lange nachdem der Cardinal delle Nvvere un-
ter dem Namen Julius ll- nach der kurzen Regierung
Francesco Piccoluominis (Pius HI.) den päbstlichen Stubl
bestiegen (1. Nov. 1503), trug er Michel Angelo Buo-
naroti auf, ein Grabdenkmal für ihn zu beginnen, und
hieß ihn zu diesem Zwecke nach Rom kommen. Nach
einiger Frist entschied sich der Pabst für eine ihm von
dem Künstler vorgelegte Zeichnung, deren Großartigkeit
der Idee noch jetzt Staunen erregt; und dieser begab
sich nach Carrara, wo er acht Monate verweilte (Alamanno
Salviati zu Florenz hatte ihm 1000 Scudi ausgezahlt)
und die Marmvrblvcke brechen ließ, die dann nach Rom
auf den Petersplatz gebracht wurden. Das Werk ward
begonnen: allmäblig aber scheint der Eifer des Pabstcs,
sey es wegen der bedeutenden Kosten, sey cs aus Unbe-
ständigkeit oder durch Zureden der Gegner Michel Ang clo's
(deren dieser stets viele besaß, welche entweder seine Größe
beneideten oder durch seinen heftigen Charakter verletzt
wurden), erkaltet zu feint; Vnonaroti wurde zudring-
lich, der Pabst, nicht minder heftig als er, ärgerlich; und
erstcrer, mit Recht über schnöde Behandlung erzürnt,
entfloh nach Florenz. Erst wiederholte Sendschreiben
Seiner Heiligkeit, und die ernsten Zureden des Gonfa-
loniere Soderini bewogen ihn, nach Rom zurückzukehren.
Vor seinem (am 20. Februar 1513 erfolgten) Tode ver-
vrdnete der Pabst, das Grabdenkmal sollte in kleinerem
Maßstabe vollendet werden, und trug die Besorgung dieser
Angelegenheit zweien Personen auf, seinem Neffen Lio-
nardo Grösst delle Rovcre, Cardinal Fürstbischof von
Agens, und dem Florentiner Lorenzo Pucci, nachmaligem
Cardinal di Santi quattro, für welche Buonaroti eine
neue Zeichnung entwarf (wahrscheinlich die durch Mariette
bekannt gemachte) und sich dann wieder an die liegen ge-
bliebene Arbeit begab.

Aber Leo X., Julius Nachfolger, wollte den Künst-
ler zu anderen Zwecken gebrauchen. Er beabsichtigte, die
Faxade der Lorcnzokirche zu Florenz durch Buonaroti
ausführen zu lassen; und als dieser erwiderte, er könne
das nicht, weil er den Cardinälen verpflichtet sey (um so
mehr, da ihm selber daran lag, ein so groß erdachtes und
begonnenes Werk, das seines Gleichen nicht gehabt haben
würde, zu Stande zu bringen): wußte der Pabst diese
zu vermögen, daß sie dem Künstler (sowohl gegen ihren
eignen als gegen seinen Willen) gestatteten sich nach Florenz
zu begeben, mit dem Versprechen jedoch , dort an den
bereits begonnenen Statuen für das Denkmal sortzusahren.

Buonaroti ging (wieder mit 100» Scudi Bezahlung)
von Neuem nach Carrara, um Steine für die Kirche und
das Denkmal zu wählen, und arbeitete dann für beide Zwecke.
Leo X. starb am 1. Dezember 1521; seine großen Unter-
nehmungen wurden aufgegeben, und unter der Negierung
Hadrians VI. konnte Michel Angelo in Florenz sich un-
gestört mit den begonnenen Bildsäulen beschäftigen. Mit
Clemens VII. (erwählt am 19. November 1523) er-
wachte die mcdizeische Baulust wieder zu neuem Leben:
die Laurenzianische Bibliothek und die neue Grabkapelle
sollte durch Buonaroti gebaut werden, und dieser war
schon in der Arbeit begriffen, als der Pabst ihn 1525
wiederholt nach Rom rief, um sich mit der Sirtinischcn
Kapelle zu beschäftigen, wo das jüngste Gericht dargcstellt
werden sollte. Während ihn nun auf der einen Seite
der Pabst mit Aufträgen überhäufte, bestürmten ihn ans
der andern die Agenten des Herzogs von Urbino, Fran-
cesco Maria delle Rovere, des Erben Julius II,
mit Vorwürfen und Angriffen: er habe vom Pabst
Julius 16000 Scudi erhalten und thue nichts dafür;
worauf endlich, da der Künstler dies nicht länger zu er-
tragen vermochte, mlt Bewilligung des Pabstes ein neuer
Contract (der dritte) zu Stande kam, wonach, durch
Vermittlung des Cardinals von Montevccchio (Oheim
Pabst Julius III.), das Denkmal nur eine Seite (statt
des früheren isolirtsteyenden mit 4 Faxaden) haben und
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