2tz 18.
U N S t
l <1 t U
Donnerstag. !>cn 28. Februar 1839.
Villa Sommariva am Comer-See.
(An de» Herausgeber.)
Mailand, «. Ja». i83s.
Bei Gelegenheit, daß Ihnen unser gemeinschaftlicher
Freund Herr H. MpliuS einige Lieferungen der Türmer
Gemäldesammlung für die großherzogliche Bibliothek zn-
schickt, nehme ich mir die Freiheit, einige Zeilen a» Eie
zu richten, deren Inhalt vcrmuthlich Interesse für Eie
hat. Die Sammlung verschiedenerlei Kunstschätze, welche
in der bekannten Villa Sommariva am Comer-See aus-
gestellt ist, * bedrohet eine Zersplitterung; denn der lezte
Besitzer jener schönen Villa ist im Laufe des vorigen Jahres
kinderlos und ohne eine Willensverfügung in der Vlüthe
seines Alters in Paris gestorben; die Ansprüche, welche
theilweise ganz befremdete Erbinteressenten ans die Svm-
marivaische Nachlassenschaft, machen, wird eine Geldver-
wcrlhung derselbe» herbciführen, und somit anch den
Verkauf jener Kunstschätze verursachen. Ob sich die Hoff-
nung bewahrt,-fstr die Villa selbsten und sammtliche darin
aufbewahrten plastischen Werke eine» gemeinschaftlichen
Käufer zu finden, ist um so unwahrscheinlicher, da die
Liebhaber, welche auf einen Schlag eine große Summe
für verschiedenerlei Kunstwerke und ein beinahe nichts
rentirendes Grnndbesitzthum ausgeben, nicht häufig -
wenigstens in Italien — zu finden sind. Fallen aber die
Sammlungen durch die sie bedrohende Veräußerung in
die Hände eines Speculantcn, der durch Wiederverkauf
im Einzelnen zu gewinnen sucht, dann werde» bald die
vielen werthvollen Sachen, welche den jetzigen Ruhm der
Villa Sommariva verursachen, spurlos vom lombardischen
Boden verschwunden scyn.. Um einigermaßen die Unter-
handlungen wegen eines Gesammtverkaufs möglich zu
machen, wurde eine Abschätzung des muthmaßlich nie-
drigste» Werthes der Kunstwerke veranstaltet, die als durch
-- Siebe eine Beschreibung dieser Billa und ihrer damalige»
Kunstschäye i», Kunstblatt isis. Nr. so, sr.
bewährte Kenner gemacht * für alle Kunstliebhaber von
Interesse sepn dürfte.
Znsällig zur Einsicht dieser Abschätzung gekommen,
theile ich Ihnen einiges aus derselben mit, ihr verschie-
dene Notizen über einige der Kunstwerke selbsten beifügend.
Sculpturen.
Triumphzug Aleranders, Suite von Basreliefs von
Thorwaldsen 150,000 Lire Anstriache.
Dieses ist die Original-Sculptur, welche der berühmte
Künstler in Auftrag Napoleons für die Verzierung eines
in Paris zu erbauenden Monuments zu arbeiten begon-
nen hatte, und wofür ihm vom Herrscher Frankreichs
320,000 Francs bezahlt werden sollten, von welcher Summe
er bereits die Hälfte auf Abschlag empfangen hatte, als
der Wechsel des Glücks die Bourbons auf den Thron ihrer
Ahnen zurückführte. Diese Fürsten fanden sich bewogen,
die beauftragte und theils vorausbezahlte Vollendung der
Basreliefs zurückzunehmen, wobei man auf die gemachten
Geldvorschüffe Verzicht leistete. Vergebens machte damals
der dänische Künstler Anfrage» bei verschiedenen Höfen,
ob einer derselben die siuale Ausführung seiner Compo-
sitio» gegen Bezahlung der darauf noch schuldigen Summe
ihm beauftragen wolle; endlich entschloß sich Sommariva,
für die mäßige Summe von 100,000 Fr. diese großartige
Marmor-Sculptnr für sich selbsten beendigen zu lassen,
so daß er sie also für weniger als den dritten Theil des
Preises erhielt, wofür sie vom französischen Kaiser war
contrahirt worden. Kunstrichter haben gar mancherlei an
einzelnen Figuren dieses Triumphzugs zu tadeln gewußt,
was anch theilweise bei später gefertigten Rcproductionen
desselben in Rücksicht genommen wurde; aber muß nicht
unwillkürlich bei so vielem und verschiedentlichem Schönen,
die eine Gruppe vorzugsweiie vor der andern gefallen,
und eben dadurch Manches uns anstößig werden, was
Die Taxatoren waren Gaetano Monti, Benedelto Cac-
ciatvre und Hahcz.
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l <1 t U
Donnerstag. !>cn 28. Februar 1839.
Villa Sommariva am Comer-See.
(An de» Herausgeber.)
Mailand, «. Ja». i83s.
Bei Gelegenheit, daß Ihnen unser gemeinschaftlicher
Freund Herr H. MpliuS einige Lieferungen der Türmer
Gemäldesammlung für die großherzogliche Bibliothek zn-
schickt, nehme ich mir die Freiheit, einige Zeilen a» Eie
zu richten, deren Inhalt vcrmuthlich Interesse für Eie
hat. Die Sammlung verschiedenerlei Kunstschätze, welche
in der bekannten Villa Sommariva am Comer-See aus-
gestellt ist, * bedrohet eine Zersplitterung; denn der lezte
Besitzer jener schönen Villa ist im Laufe des vorigen Jahres
kinderlos und ohne eine Willensverfügung in der Vlüthe
seines Alters in Paris gestorben; die Ansprüche, welche
theilweise ganz befremdete Erbinteressenten ans die Svm-
marivaische Nachlassenschaft, machen, wird eine Geldver-
wcrlhung derselbe» herbciführen, und somit anch den
Verkauf jener Kunstschätze verursachen. Ob sich die Hoff-
nung bewahrt,-fstr die Villa selbsten und sammtliche darin
aufbewahrten plastischen Werke eine» gemeinschaftlichen
Käufer zu finden, ist um so unwahrscheinlicher, da die
Liebhaber, welche auf einen Schlag eine große Summe
für verschiedenerlei Kunstwerke und ein beinahe nichts
rentirendes Grnndbesitzthum ausgeben, nicht häufig -
wenigstens in Italien — zu finden sind. Fallen aber die
Sammlungen durch die sie bedrohende Veräußerung in
die Hände eines Speculantcn, der durch Wiederverkauf
im Einzelnen zu gewinnen sucht, dann werde» bald die
vielen werthvollen Sachen, welche den jetzigen Ruhm der
Villa Sommariva verursachen, spurlos vom lombardischen
Boden verschwunden scyn.. Um einigermaßen die Unter-
handlungen wegen eines Gesammtverkaufs möglich zu
machen, wurde eine Abschätzung des muthmaßlich nie-
drigste» Werthes der Kunstwerke veranstaltet, die als durch
-- Siebe eine Beschreibung dieser Billa und ihrer damalige»
Kunstschäye i», Kunstblatt isis. Nr. so, sr.
bewährte Kenner gemacht * für alle Kunstliebhaber von
Interesse sepn dürfte.
Znsällig zur Einsicht dieser Abschätzung gekommen,
theile ich Ihnen einiges aus derselben mit, ihr verschie-
dene Notizen über einige der Kunstwerke selbsten beifügend.
Sculpturen.
Triumphzug Aleranders, Suite von Basreliefs von
Thorwaldsen 150,000 Lire Anstriache.
Dieses ist die Original-Sculptur, welche der berühmte
Künstler in Auftrag Napoleons für die Verzierung eines
in Paris zu erbauenden Monuments zu arbeiten begon-
nen hatte, und wofür ihm vom Herrscher Frankreichs
320,000 Francs bezahlt werden sollten, von welcher Summe
er bereits die Hälfte auf Abschlag empfangen hatte, als
der Wechsel des Glücks die Bourbons auf den Thron ihrer
Ahnen zurückführte. Diese Fürsten fanden sich bewogen,
die beauftragte und theils vorausbezahlte Vollendung der
Basreliefs zurückzunehmen, wobei man auf die gemachten
Geldvorschüffe Verzicht leistete. Vergebens machte damals
der dänische Künstler Anfrage» bei verschiedenen Höfen,
ob einer derselben die siuale Ausführung seiner Compo-
sitio» gegen Bezahlung der darauf noch schuldigen Summe
ihm beauftragen wolle; endlich entschloß sich Sommariva,
für die mäßige Summe von 100,000 Fr. diese großartige
Marmor-Sculptnr für sich selbsten beendigen zu lassen,
so daß er sie also für weniger als den dritten Theil des
Preises erhielt, wofür sie vom französischen Kaiser war
contrahirt worden. Kunstrichter haben gar mancherlei an
einzelnen Figuren dieses Triumphzugs zu tadeln gewußt,
was anch theilweise bei später gefertigten Rcproductionen
desselben in Rücksicht genommen wurde; aber muß nicht
unwillkürlich bei so vielem und verschiedentlichem Schönen,
die eine Gruppe vorzugsweiie vor der andern gefallen,
und eben dadurch Manches uns anstößig werden, was
Die Taxatoren waren Gaetano Monti, Benedelto Cac-
ciatvre und Hahcz.