Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

DOI Artikel:
Tietze, Hans: Die Familienpapiere des Giovanni da Udine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXIX. Jahrgang 1917/1918 Nr. 26. 12. April 1918

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 10 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an e. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. IIa.
Abonnenten der Zeitschr. f. bild. Kunst erhalten Kunstchronik u. Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 40 Pf. für die dreigespalt. Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

DIE FAMILIENPAPIERE DES GIOVANNI
DA UDINE

Von Hans Tietze

Auf dem Dachboden eines verlassenen Hauses in
Udine, in dem zu italienischer Zeit das Etappen-
kommando gewesen ist, habe ich die Familien-
papiere des Malers Giovanni da Udine gefunden; das
Haus ist Eigentum einer Gräfin Lovaria, die aus der
Familie Moroldi stammte, die 1653 die aussterbenden
Ricamatori beerbt hatte. Aus dem Archiv der Moroldi
sind jene Papiere, die einen Band und Teile zweier
Aktenbündel bilden, längst bekannt; schon Fabio di
Maniago hatte sie in seiner Storia delle Belle Arti Friu-
lane (Udine 1823) benützt, der fleißige Archivforscher
Vincenzo Joppi hat in seinem Cöntributo terzo alla
Storia dell' Arte nel Friuli (in Atti della R. Deputazione
di Storia Patria per la Venezia, 1892) eine gründliche
Nachlese vorgenommen. Dennoch ist es nicht ganz
überflüssig, noch einmal auf sie zurückzukommen, da
sie über den Wert der einzelnen bereits ausgenützten
kunsthistorischen Notizen hinaus ein allgemeineres
kulturgeschichtliches Interesse besitzen.

Rein kunstgeschichtlich ist die Ausbeute unbe-
deutend. Schon Maniago hat sehr richtig über diese
Papiere geurteilt, daß niemand, wenn der Name Gio-
vannis nicht immer wieder darinnen vorkäme, sie für
die eines Malers, geschweige denn eines Schülers
Raffaels halten würde. Es sind die Aufzeichnungen
eines Ackerbürgers, den die Kauf- und Pachtkontrakte
immer noch mit stereotyper Wendung »inter pictores
eximium« nennen, der mit schwerer Hand und phone-
tischer Orthographie seine Geschäfte in Ordnung zu
halten bemüht ist. Trotz mehrfacher Anläufe bringt
Giovanni allerdings keine Ordnung zustande; immer
wieder vermischen sich ihm Käufe und Verkäufe,
Pachtverträge und Darlehen mit Quittungen, Familien-
nachrichten und persönlichen Notizen; in diesen ver-
worrenen Aufschreibungen kämpft ein Geschäftsun-
kundiger mit den Rätseln der Buchführung, die ihm
zeitlebens unlösbar* geblieben sind. Ausführlichkeit
allein tut es freilich nicht; was wäre sonst erschöpfen-
der als folgende Eintragung zum 17. Jänner 1543:
»Jo Giovanni Rre in tal di comperai uno porcho
per 40 lire che pesa L 275 et per causa de Ie locuste
et dela cativa racolta del sorzo et de tuti Ii minuti
forno Ii porchi cari et magri in tal anno per che Ii
vilani non avevan il modo di poterli ingrasar per aviso.«

Auch wenn Giovanni von seiner künstlerischen
Tätigkeit spricht, was immer nur zum Zweck ge-
schäftlicher Buchung der Fall ist, befleißigt er sich
gleicher Gründlichkeit; die Bedingungen der Arbeit,

die Art und Weise der Bezahlungen werden umständ-
lich notiert. So hatte er schon 1524 ein ganzes Heft
mit Vermerken über die für Clemens VII. zu leistenden
meist handwerklichen Arbeiten (s. Joppi a. a. O. S. 9 f.)
und über die Empfänge der Teilzahlungen dafür an-
gefüllt. 1547 schreibt er über seine Freitreppe am
Kastell von Udine: »Del mese d'ottobrio circha Ii 25
del mese del 1547 sotto Messer Zuan Giustinian logo-
tenente de la patria di Friuli hesendo proto duna
fabrica in castelle, masime di una schalla che hentra
in su la salla grande fatta chon grande spesa di
pietre vive di Faedis et d'Istria et mi fu dato per mia
provisione 5 ducati hal mese et recevei per mesi 4
del mio servitio ducati vinti, zoe doro ha L 6 s 4 per
ducatto et fu per hil mese di luio, agosto, setembrio,
otobrio pur del 1547.«

J553 war Giovanni — nach einer Pause, die
meist nur technischen und architektonischen Arbeiten
gewidmet gewesen war — wieder mehr als Maler
tätig; meist sind es dekorative Aufgaben, die ihm ge-
stellt werden: »Jo Zuan Recamadore feci un baldacino
in Cargnia alla pieve di santa Maria et furno Ii drape-
loni no 32 zoe del lato streto no 7 del longo no 9
per lato zoe ogni tella di cendal ne faceva doi per
hil longo et di mia magnifatura io avro ducati 81/2
et doi che mene restan adar che fara d. X 1/,2 ha
L 6 s 4 per ducatto et mano promesso di charmeli
ha santa Caterina prosima che vera' ala presenzia di
m. August, de Carnevalis et m° Beltrame sartor et tal
hopera costa fra hogni qualunque spesa da 36 ducati
nel circha.« Bedeutender war wohl ein reiches Banner
für die Bruderschaft vom Castello, das von Vasari er-
wähnt wird, 1653 wegen Schadhaftigkeit restauriert
werden mußte und zu Ende des 18. Jahrhunderts
nur mehr eine Ruine war (s. Girolamo de Renaldis,
Della Pittura Friulana, Udine 1796, S. 85): »Ali
30. Novembre 1553 hil di di sto Andreia fu fatto un
acordo chon la fradaia di castello zoe di Santa Maria
di Castello et fu per determinar hil pagamento che
mi doveva hesser fatto del mio resto che io son cre-
ditor de la manufactura del confalon che io feci et
per che di ducatti nonanta che io Zuan Rre mi con-
tentai che fuse acordato di ducati 150 che fu exti-
mato io mi contentai di lasarne ducati 60 hala detta
veneranda frater'a per amor di Sta Maria. Chosi
ancora che per fina ha hogi di che uno anno et
3 mesi he 1ji che io lo detti, io non ho auto $i
nö L 30 et L 60 che mi restan Ii quali hil conseglio
grande de latita venerda fraterta mano hordinato chon
una parte messa in conseio che io abia L 20 ha
lanno incomizando questo anno ha sta Maria de le
candele che sera hil termine che sara del 1554 ali
2 di febrero chosi hogni anno in tal di sara hil ter-
 
Annotationen