Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 3.1894-1895

DOI Heft:
Nr. 15 (19. Juni 1895)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8931#0053
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 417 —

Limesblatt.

— 418 —

nach einzelnen Teilen je nach sich bie-
tender Gelegenheit im Sommer und Herbste
fortgesetzt werden. Sie werden sich nun
hauptsächlich auf die Höfe und Gärten
im Inneren des Dorfes erstrecken, um
einerseits die Beschaffenheit der Praeten-
tura, sowie der Thore, soweit dies möglich
ist, festzustellen, andererseits die unter
dem südlichen Teil des Dorfes sich er-
streckende bürgerliche Niederlassung und
besonders das Badegebäude zu unter-
suchen, für dessen Lage und Ausdehnung
durch Sondierungen bereits Anhaltspunkte
gefunden sind, welche eine günstigere Be-
schaffenheit seiner Reste vermuten lassen.
Frankfurt a. M. Wo!ff.

Böckingen. [Kastell.] Bückingen, eine
halbe Stunde oberhalb von Heilbronn am
linken Neckarufer gelegen, wird seit langer
Zeit aufgrund hinreichender Zeugnisse als
römischer Lagerplatz augesehen. Die Fund-
stätten von Inschriftsteinen und die Spuren
römischer Gebäude und römischen Lebens
erstrecken sich nördlich und südlich des
Dorfes, zusammen auf fast 4 Kilometer.
Im Jahre 3886 suchte Konrad Miller die
Lage des Kastells zu ermitteln, Grabungen
fanden jedoch nicht statt (Westd. Ztschr.
VI 1887 S. 46 ff. Die röm. Kastolle in
Württemberg, Stuttgart 1892, S. 23). In
der ersten Woche des Aprils dieses Jahres
wurde vom Unterzeichneten das Lager
aufgefunden. Die Miller'sche Lokalisie-
rung auf den „Steinäckern" hat sich be-
stätigt.

Ausgedehntere Grabungen waren zurZeit
durch den fast völligen Anbau der Flur aus-
geschlossen. Doch konnten die Frontseite
mit den beiden vorliegenden Spitzgräben
und Spuren von Innenbauten festgestellt
werden. Das Lager liegt — dem Bahn-
hof lleilbronn gegenüber — unmittelbar
über dem Überschwemmungsgebiet des
Neckars, ist also wie die Kastelle Bennin-
gen und Walheim möglichst weit gegen
den Flusslauf vorgeschoben. — An Fund-
Stücken verdient nur ein wohlerhaltener,
von den sonst am Limes gefundenen in
der Form etwas abweichender Zinnendeckel
hervorgehoben zu werden.
Tübingen, Mai 1895. Mettler.

Römersirasse Pforzheim-Solitude. In der III.

zweiten Hälfte des August wurde die Rö-
merstrasse Pforzheim-Cannstatt von der
Landesgrenze im Abtswald bis Leonberg
untersucht, auf der westlichen Hälfte der
Strecke bis in die Nähe von Perouse als
meist gut erhaltener, bis 1,10 m hoher
Wall konstatiert, von da teils unter der
heutigen Vizinalstrasse, teils (östl. Rutes-
heim) im Feld verfolgt und blosgelegt,
Breite (4,50—5,40 m) und Bauart durch
eine Anzahl Querschnitte festgelegt. Haupt-
ergebnis dabei ist, dass von der Biegung
im Abtswald nördlich Tiefenbronn bis un-
mittelbar vor den Bahnhof Leonberg die
gerade Linie Prinzip für die Strassen-
führung und auch eine rasche Aufeinander-
folge bedeutender Gefälldifferenzen (Bezen-
buckel, Mittelberg, Dickenberg) nicht ge-
| scheut ist. Zwischen Leonberg und Soli-
I tude ist infolge verschiedener Unklarhei-
I ten die Untersuchung noch nicht zu Ende
geführt. Vorarbeiten für die Remsthal-
strasse sind im Gang und in den letzten
Tagen wurde noch die Strasse Cannstatt-
Zatzenhausen untersucht.
Novb. 1894. Lachenmaier.
Cannstatt. [Kastell.] Das schon früher 112.
bei Cannstatt vermutete röm. Kastell wurde
im Frühjahr 1894 von dem Unterzeich-
neten auf den „Steigäckeru", die zu der
Höhenfläche zwischen dem Neckar und
dem Burgholz gehören, aufgefunden. Fin-
gerzeige für die Entdeckung boten abge-
sehen von der günstigen Lage die Nähe
der während des heisseu Sommers 1893
von demselben im Neckarbett entdeckten
Reste einer römischen Brücke, ferner der
Umstand, dass auf den genannten Ackern
sich wohl sonstige Spuren römischer Be-
siedelung, so besonders viel Kies, vorfan-
den, dagegen im Verhältnis zu den Stätten
der bürgerlichen Niederlassung auffallend
wenig Scherben, und endlich als das Mo-
ment, das die Entdeckung direkt herbei-
führte, die Auffindung einiger durch die
Feldarbeit an die Oberfläche geratener
Gussmauerbrocken, die auf ein starkes
Mauerfundament schlicssen Hessen.

Durch die im darauffolgenden Herbst
von Seiten der Limeskommission angeord-
neten Grabungen konnte der Umfang des
 
Annotationen