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Münchner Jahrbücher für bildende Kunst — [1].1838-40

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Drittes Heft
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Marggraff, Rudolf: Die neue Maria-Hilf-Kirche in der Vorstadt Au zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.19840#0317

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Die neue Maria-Hilt-Kirehe in der llorstadt 2lu ;u

Miinchen.

L. Vorläufiges über die Bauart der Kirche.

Die neue, im altdeutschcn Bcmstyl errichtete Maria-Hilf-Kirche in
der Vorstadt Au zu Münchcn dürfen wir unbcdenklich den bedeutend-
sten Bnuwerken der neuesten Zeit beizählen. Wir glauben ihr daher
eine nähere Betrachtung um so mehc schuldig zu sein, als sich dadurch
zugleich manche Zweifel widerlegen lassen möchten, die über die An-
wendbarkeit dcr altdeutschen Bauweise für unsere Gegenwart schon häusig
ausgesprochen worden sind, indcm man uns weder die außeren noch die
inneren Mittel zugestehen will, wodurch wir bcfähigt wären, ein voll-
kommenes Werk diesex Art hervorzubringen. Man hat dieser, freilich
bis zur Ucberschwänglichkeit gepriesenen Art zu bauen vorgeworfen, daß
sie zu sehr auf gewissen vorgeschriebenen Maßen und Gesetzen beruhe,
als daß sich dadurch eine selbstsiändige, durchgebildete und reine Schön-
heit erreichen ließe, wâhrend die damit verbundcne Ueberladung an
plastischem Schmuck- und Bruchweck eine einheitliche Empsindung gar
nicht aufkommen lasse. Viele dagegen verwerfen dicse Bauart blos
darum, weil sie der Wandmalerei nicht in demsclben Maße den Zutritt
gestattet, wie der Bildnerei, wâhrend Andere so weit gchen, zu behaup-
ten, daß dcr feierlich stille Crnst gothischer Kirchen mit der protestanti-
schen Richtung unseres Zcitalters nicht zu vereinigen sei, cine Ansicht,
die das Aufkommen dcs unschönen und allcr religivsen Würde und
Gemuthserhebung entfrcmdeten Rundbaues dcr protestantischen Kirchen
zur nothwendigen Folge gehabt hat.

Jene Vorwürfe wiederlegen stch grvßtentheils von selbst. Auch die
Schönheit der griechischen Architectur beruht auf der strengen Befol-
gung gcgebener Maße, Regeln und Gesetze, dercn mindeste Verlctzung
zum Widerwärtigen und Geschmacklosen führt, während innerhalb der
vorgeschriebenen Gränzen die freieste Bewegung möglich ist. Die Ueber-
 
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