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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0431
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Dauernde Vorliebe für die Miniaturen. 345

>ht die willkürliche Vorliebe ihrer Könige und Grossen, welche sie
'"ehr und mehr in Abhängigkeit von Italien brachte, sondern ihr
jigenes Bedürfniss. Indem sie, im Gegensatze zu der ihr so nahe

rerwandten flandrischen Kunst, sich einer idealen Tendenz zuwandte,
nnisste ihr natürlich die italienische Kunst als ein Vorbild erscheinen,
dem sie immer weiter nachstrebte. Foucquet hatte noch seine ita-
lienischen Studien benutzen können, ohne dem einheimischen Ge-
schmack untreu zu werden. Seinen Nachfolgern wollte dies nicht
gelingen; ihre Idealität, die den Charakter des Graziösen und Vor-
nehmen festhielt, genügte höchstens in der Miniatur oder im schlichten
Porträt. Die italienische Kunst aber gewährte in voller Ausbildung
das, was die französische erst erstrebte und nur durch mühsame
Vorübungen erlangen konnte. Es war daher begreiflich, dass die Gönner
der Kunst Italiener ins Land riefen und die strebenden Künstler sich
diesen immer mehr anschlössen. Erst nachdem er die italienische
Schule durchgemacht hatte und im Anschluss an dieselbe fand der
französische Genius durch Simon Vouet und Nicolas Poussin die
Mittel zu eigenthümlichem Ausdruck.

Zweites Kapitel.

Die deutschen Malerschulen des 15. Jahrhunderts.

Der Ruf der Eyck'schen Schule verbreitete sich mit bisher un-
erhörter Schnelligkeit über das ganze Abendland und erweckte überall
den Wunsch des Besitzes und der Nachahmung ihrer Werke. Ein
Austausch und eine gewisse Gemeinsamkeit der Kunstübung aller
abendländischen Gegenden hatte schon bisher stattgefunden, aber
uoch nie ein so ausgesprochenes Begehren, eine so allgemeine Ver-
herrlichung eines Künstlernamens. Auch darin zeigt sich der An-
bruch einer neuen Aera. Es versteht sich, dass das benachbarte
Deutschland von diesem allgemeinen Streben keine Ausnahme machte,
und wir dürfen annehmen, dass schon das blosse Gerücht, die münd-
liche Schilderung der in Flandern erreichten höheren Belebung und
•■aturwahrheit auf unsere Meister einwirkte und sie zu den natura-
listischen Bestrebungen anspornte, welche den frühesten Werken der
milder van Eyck fast unmittelbar folgten. Aber nun verfloss eine
tigere Zeit, ehe man nach dieser unbestimmten Anregung zu näherer
 
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