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Obwohl dann gleich im nächsten Jahre
1548 Hans Joachim Schad weggestorben
war, konnte doch Biberach den Versuch
der Einsetzung eines evangelischen Pfar-
rers nicht mehr wiederholen. Denn durch
das Interim vom Jahr 1548 war Bi-
berach selbst genötigt, den alten Gottes-
dienst in der Stadt wieder einzuführen.
Vom Jahr 1551 an war insofern jede
Gefahr der Reformation für Mittelbi-
berach überwunden, weil von dort an bis
zum 30jährigen Krieg ein überwiegend
katholischer Rat an der Spitze der Stadt
stand, der in den Biberach'schen Orten zum
Teil die Gegenreformation durchzusühren
suchte. Wie wir aus den bisherigen Aus-
führungen entnehmen, hat sich vr. Hans
Schad bei der von Seite Biberachs ver-
suchten Einführung der Reformation in Mit-
telbiberach als einen warmen, treuen An-
hänger der katholischen Religion und als er-
klärten Feind der Reformation gezeigt. Er
ist in energischer Weise für die Rechte der
katholischen Kirche eingetreten. Nebenher
hat er es freilich verstanden, seiner Fa-
milie verschiedene schöne Besitzungen zu
erwerben und Ansehen zu verschaffen.
Wenn nun Heinrich von Pflummern in
Beziehung auf vr. Hans Schad und auch
seines Sohnes Hans Philipp die Scha-
dische Selbst- und Herrschsucht und Augen-
lust tadelt und die Schaden zwar treue
Katholiken, aber unruhige, das Recht oft
schnöd höhnende, streit- und erwerbungs-
süchtige, brutale Herreu nennt, so trügt
daran Schuld patrizische Scheelsucht und
Neid auf die angesehene Stellung der
Schaden.
lîeelr. Gelehrte Lvsllnst.
^^ieser bezeichnende Ausdruck wurde
von dem bekannten Gelehrten Karl
Heinrich Seibt (geboren den 23. März
1733, gestorben den 2. April 1806 zu
Prag), einst dem ersten Vertreter des
deutschen Sprachfaches an der PragerHoch-
schule, dessen Vorlesungen immer eine große,
aus 400—500 Personen bestehende Zu-
hörerschaft anwohnte und auch Herzog
Karl Eugen von Württemberg mit seiner
Gemahlin Franziska, Gräfin von Hohen-
heim auf einer seiner literarischen Reisen
mit großem Genuß besuchte, geprägt.
Seibt spricht von einer solchen gelehrten
Wollust u. a. in seiner „Klugheitslehre",
1795, I, S. 168, 2. Auslage, 1815 und
versteht darunter alle wissenschaftlichen Ar-
beiten, die nicht von praktischem Nutzen
begleitet sind und gegen welche er zum
Teil polemisiert, wobei er sich als Schüler
Thomas Abbts verrät. Dafür findet
sich anderswo auch der Ausdruck: „Ge-
lehrtes Kurzweil", „gelehrtes Allerlei",
Olin kotrià (der Titel einer Berliner
Zeitschrift in der 2. Hälfte des vorvorigen
Jahrhunderts); der eine oder andere wird
es zwar mit dem despektierlichen Titel
„gelehrter Plunder" bezeichnen wollen;
und die Verfasser und Ausdenker von
derlei Sachen werden gar zuweilen mit
einem wenig schmeichelhaften Prädikat (ge-
lehrtes R . . .). bedacht. Gleichwohl
kann der Knlturhistoriker an solchen Sachen
nicht ganz vorübergehen und geben wir
nachstehend an Stelle der „kleineren Mit-
teilungen", unter welchem sich schon dann
und wann etwas Einschlägiges, so „Ka-
labrien in Schwaben", XX, 1902, Nr. 5,
S. 79/80; „Über'n Rhein, über die Donau
schwören" (D.-A. XX, 1902, Nr. 2,
S. 29/30); „Ein Zeitmaß der Ewigkeit",
XXIII, 1905, Nr. 1. S. 16; „ein Aus-
läufer alten Sprachgebrauches in Ober-
schwaben", XXVI, 1908, Nr. 7, S. 111012 ;
„Schuhe des ewigen Juden", XXVII,
1909, Nr. 9, S. 144 usw. fand, aus
nuferer Mappe eine Auswahl:
Olberger (nicht Ölgötzen).
Neben dem sattsam bekannten und er-
klärten Ausdrucke „O(E)lgötzen" kommt
auch die Bezeichnung „Olberger" im
Sinne von Schlafhauben, Schlafmützen rc.
vor, entsprechend der schwäbischen Redens-
art: „Da liegen, wie die Jünger am
Olberg" rc. In Ulm nannte man
ehemals spottweise die Polizeidiener oder
Gassenknechte Olberger, weil ihre Hütte,
wo sie sich bei Tag aufhielten, in der
Nähe des leider zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts abgebrochenen kunstvollen
Olbergs auf dem obern Kirchhofe stand.
In der Folge hieß man dann daselbst
alle Einwohner im oberen Kirchhof spott-
und schimpfweise Olberger mit der
weiteren Bedeutung: „Du bist ein Ol-
berger" — „du redest unbedachtsam,
Obwohl dann gleich im nächsten Jahre
1548 Hans Joachim Schad weggestorben
war, konnte doch Biberach den Versuch
der Einsetzung eines evangelischen Pfar-
rers nicht mehr wiederholen. Denn durch
das Interim vom Jahr 1548 war Bi-
berach selbst genötigt, den alten Gottes-
dienst in der Stadt wieder einzuführen.
Vom Jahr 1551 an war insofern jede
Gefahr der Reformation für Mittelbi-
berach überwunden, weil von dort an bis
zum 30jährigen Krieg ein überwiegend
katholischer Rat an der Spitze der Stadt
stand, der in den Biberach'schen Orten zum
Teil die Gegenreformation durchzusühren
suchte. Wie wir aus den bisherigen Aus-
führungen entnehmen, hat sich vr. Hans
Schad bei der von Seite Biberachs ver-
suchten Einführung der Reformation in Mit-
telbiberach als einen warmen, treuen An-
hänger der katholischen Religion und als er-
klärten Feind der Reformation gezeigt. Er
ist in energischer Weise für die Rechte der
katholischen Kirche eingetreten. Nebenher
hat er es freilich verstanden, seiner Fa-
milie verschiedene schöne Besitzungen zu
erwerben und Ansehen zu verschaffen.
Wenn nun Heinrich von Pflummern in
Beziehung auf vr. Hans Schad und auch
seines Sohnes Hans Philipp die Scha-
dische Selbst- und Herrschsucht und Augen-
lust tadelt und die Schaden zwar treue
Katholiken, aber unruhige, das Recht oft
schnöd höhnende, streit- und erwerbungs-
süchtige, brutale Herreu nennt, so trügt
daran Schuld patrizische Scheelsucht und
Neid auf die angesehene Stellung der
Schaden.
lîeelr. Gelehrte Lvsllnst.
^^ieser bezeichnende Ausdruck wurde
von dem bekannten Gelehrten Karl
Heinrich Seibt (geboren den 23. März
1733, gestorben den 2. April 1806 zu
Prag), einst dem ersten Vertreter des
deutschen Sprachfaches an der PragerHoch-
schule, dessen Vorlesungen immer eine große,
aus 400—500 Personen bestehende Zu-
hörerschaft anwohnte und auch Herzog
Karl Eugen von Württemberg mit seiner
Gemahlin Franziska, Gräfin von Hohen-
heim auf einer seiner literarischen Reisen
mit großem Genuß besuchte, geprägt.
Seibt spricht von einer solchen gelehrten
Wollust u. a. in seiner „Klugheitslehre",
1795, I, S. 168, 2. Auslage, 1815 und
versteht darunter alle wissenschaftlichen Ar-
beiten, die nicht von praktischem Nutzen
begleitet sind und gegen welche er zum
Teil polemisiert, wobei er sich als Schüler
Thomas Abbts verrät. Dafür findet
sich anderswo auch der Ausdruck: „Ge-
lehrtes Kurzweil", „gelehrtes Allerlei",
Olin kotrià (der Titel einer Berliner
Zeitschrift in der 2. Hälfte des vorvorigen
Jahrhunderts); der eine oder andere wird
es zwar mit dem despektierlichen Titel
„gelehrter Plunder" bezeichnen wollen;
und die Verfasser und Ausdenker von
derlei Sachen werden gar zuweilen mit
einem wenig schmeichelhaften Prädikat (ge-
lehrtes R . . .). bedacht. Gleichwohl
kann der Knlturhistoriker an solchen Sachen
nicht ganz vorübergehen und geben wir
nachstehend an Stelle der „kleineren Mit-
teilungen", unter welchem sich schon dann
und wann etwas Einschlägiges, so „Ka-
labrien in Schwaben", XX, 1902, Nr. 5,
S. 79/80; „Über'n Rhein, über die Donau
schwören" (D.-A. XX, 1902, Nr. 2,
S. 29/30); „Ein Zeitmaß der Ewigkeit",
XXIII, 1905, Nr. 1. S. 16; „ein Aus-
läufer alten Sprachgebrauches in Ober-
schwaben", XXVI, 1908, Nr. 7, S. 111012 ;
„Schuhe des ewigen Juden", XXVII,
1909, Nr. 9, S. 144 usw. fand, aus
nuferer Mappe eine Auswahl:
Olberger (nicht Ölgötzen).
Neben dem sattsam bekannten und er-
klärten Ausdrucke „O(E)lgötzen" kommt
auch die Bezeichnung „Olberger" im
Sinne von Schlafhauben, Schlafmützen rc.
vor, entsprechend der schwäbischen Redens-
art: „Da liegen, wie die Jünger am
Olberg" rc. In Ulm nannte man
ehemals spottweise die Polizeidiener oder
Gassenknechte Olberger, weil ihre Hütte,
wo sie sich bei Tag aufhielten, in der
Nähe des leider zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts abgebrochenen kunstvollen
Olbergs auf dem obern Kirchhofe stand.
In der Folge hieß man dann daselbst
alle Einwohner im oberen Kirchhof spott-
und schimpfweise Olberger mit der
weiteren Bedeutung: „Du bist ein Ol-
berger" — „du redest unbedachtsam,