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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 28.1910

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Nr. 4
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Selig, Theodor: Die Bruderschaften des Dekanats Riedlingen, [3]
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63

8Ig. Die Bruderschaften des
Dekanats Riedlingen.
Hailtingen. Nutzung).
Jahr 1706 wurde die Errichtung
einer St. Antvniusbruderschaft
in Hailtingen vom damaligen Pfarrer
Johann Kaspar Bechinger projektiert.
Papst Klemens XI. verlieh der Bruder-
schaft in einer Bulle vom 20. Juli 1706
einen vollkommenen Ablaß und erteilte
auch unterm 19. Juli desselben Jahres
das Altarprivilegium für den Bruder-
schaftsaltar. Die feierliche Einsetzung
der Bruderschaft in der dortigen Pfarr-
kirche zum hl. Georg fand am 13. Febr.
1707 statt. ?. Mansuet 0. U. machte
die Privilegien derselben öffentlich von
der Kanzel aus bekannt.
Den Zweck dieser Bruderschaft be-
zeichnete Pfarrer Bechinger im Bruder-
fchaftsbuch mit folgenden Worten:
»Lllmritus ooukràrmtutis muirouk in
vobis, guoiàm bums oonZrsZatioius
linis ost piotns dbristiunn 6t in bono-
rum opsruin sxoroitiis proArsssio: ack
ijusm linum nssuguunckumdonZruZntionis
lruquuntutio purutilis ost.«
Die Bruderschaft fand eine ziemlich
große Verbreitung. Im Jahre 1707
zählte man ca. 270 Mitglieder aus fast
30 verschiedenen Ortschaften und schon
im folgenden Jahr kamen weitere Orte
hinzu. Die ganze Umgegend war ver-
treten; auch schweizerische Orte findet
man in dem noch vorhandenen Mitglieder-
verzeichnis. Es treten auch Namen von
verschiedenen adeligen Personen auf, so
v. Stotzingen, v. Kaltenthal, v. Fürsten-
berg, v. Waldburg, v. Hornstein. Viele
Geistliche, namentlich aus den umliegen-
den Ortschaften, waren Mitglieder. Auch
Ordenspersonen ließen sich einschreiben,
so aus Riedlingen und Munderkingen.
Das Titularfest am 13. Juni wurde
jährlich feierlich begangen mit Prozession.
Dabei wurden Statuen des hl. Antonius
und der Muttergottes und Schildeund Stäbe
mitgetragen. Auch wurde ein marianischer
Rat gebildet und von Zeit zu Zeit erneuert.
Auswärtige Prediger wurden ebenfalls bei-
gezogen, so im Jahre 1747 der berühmte
?. Sebastian Sailer, Konventual von
Marchtal, damals Kooperator in Seekirch.

Es wurden mehrere Jahrtage zur
Bruderschaft gestiftet, so uimo 1710 vom
Bruderschaftspfleger Christian Eppen-
steiner (20 fl.), zu einer Jahrtagsmesse
für die verstorbenen Brüder und Schwe-
stern der Bruderschaft; weitere Jahrtags-
stiftungen von demselben stammen aus dem
Jahr 1718, eine andere von der Schwester
des Pfarrers Bechinger aus dem Jahr 1718.
Einige Wohltäter der Bruderschaft wer-
den im Mitgliederverzeichnis aufgeführt,
so Anton von Dürrheimb, fürstl. fürsten-
bergischer Rat zu Mößkirch, Archipräfekt in
der Landschaft Hegau 1739, und Freiherr
Wilhelm A. F. B. von Stotzingen, bischöfl.
Eichstätt. Rat (1741).
Altere Rechnungen der Bruderschaft
sind nicht mehr vorhanden. Es existierte
ein Aktenverzeichnis mit einer Fassion
über den Ertrag derselben von 1756 bis
1765, welches am 8. Januar 1845 vom
K. Bezirksamt Buchau der K. Kreisre-
gierung zugesandt wurde. Nach einem
in der Pfarregistratur zu Altheim befind-
lichen Verzeichnis der von 1763—1777
angelegten Kapitalien der Bruderschaft
betrugen diese zusammen 335 fl.
Das mit 1707 beginnende Mitglieder-
verzeichnis wird ununterbrochen fortgesetzt
bis 1783 (inkl.). — Da kam der Jo-
sephinische Sturm gegen die Bruderschaft.
Ihr Vermögen wurde eingezogen und bil-
dete einen Teil des Bussischen Schul-
fonds. Aus Bruderschaftsgeräten wurden
5 fl. gelöst, welche ebenfalls fortwan-
derten. Unter den weggenommenen Ka-
pitalien befanden sich auch Stiftungs-
gelder; doch wurden die Gebühren aus
den Zinsen jenes Schulfonds weiterge-
reicht, pro 1785 und 86 7 fl., dann
jährlich 4 fl. bis 1790, von wo an dies
die Kasse in Ehingen bestritt wie für
Altheim. Aus den Erträgnissen des kom-
binierten Schul- oder Bruderschaftsfonds
erhielt die Gemeinde Hailtingen:

Im Jahr 1789 (31. Dezbr.) wurden
von dem ehemaligen Hailtinger Bruder-
schastsvermögen 123 fl. 48^ kr. an die

1787/88—
: 17
fl. 50
kr.
1788/89—
: 15
fl- -
kr.
1789/90-
: 15
fl- -
kr.
1791/92—
: 3
fl. 12
kr.
1793/94-
: 7
fl. 48
kr.
1796/97-
: 13
fl. -
kr.
 
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