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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 28.1910

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Nr. 11
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Weser, Rudolf: Die Confraternitas minor in Gmünd, [1]
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Beck, Paul A.: Von den Gmünder Holbein
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https://doi.org/10.11588/diglit.22619#0190

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Ulma,') plabauus IN Gmünd und der
Barbara Breglin,?) der Gattin des Georg
Westernacher, für Messen, die von den
Kaplänen während der Feier der kanoni-
schen Tagzeiten gelesen werden sollten.
(Schluß folgt.)
Loelr. von den Gmünder Holbein,
bedeutender Gmünder Goldschmied
war in Wien Johann Kaspar-
Holbein (Halpein) aus Schwäbisch-Ge-
münden, woselbst sich bis in das 20. Jahr-
hundert herein ein Stamm der Holbein
erhalten hat, geboren als Sohn des Jakob
Holbein in der 2. Hälfte des 17. Jahr-
hunderts (um 1686) zu Gmünd, gestorben
im Jahre 1742 im Dorotheerhof zu Wien,
65 Jahre alt. Er hatte in seiner Vater-
stadt, einer alten Heimstätte der edlen
goldenen Kunst, gelernt und war dann
im Verlauf in die alte Kaiserstadt ge-
kommen, wo er sich im Jahre 1702 mit
Anna Maria Entzespergerin, des Johann
Andrae Entzesperger, des äußern Raths
Tochter, verehelicht, wobei sein Kollege,
der Goldschmied und Juwelier Zacharias
Feill in Wien, als Trauzeuge fungierte;
er hinterließ einen Sohn, Franz Xaver
Holbein, der sich im Jahre 1740 als
k. k. Ministerial-Bancodeputations-Rait-
offizier verheiratete. Als Trauzeuge des
Franz Xaver Holbein fungierte der Vater
Johann Kaspar Holbein, welcher in seiner
ersten Zeit in Wien auch „Goldfiligran-
arbeiter" genannt wird, und der nieder-
österreichische Regimentsrat und Land-
schreiber in Unterösterreich, Johann Georg
Ke eß (Kees), ein Sohn des im Stifte
Kloster Neuburg vielbeschäftigten Gold-
schmieds Johann Ernst Keeß aus Münner-
stadt in Bayern, woraus sich wohl der
Schluß ableiten läßt, daß die beiden Väter
eventuell schon von ihrer Jugend und Lehr-
zeit her miteinander befreundet waren.
Ein Bruder des Goldschmieds Keeß, Joh.
Keeß, war damals Chorherr in Kloster
') Der Jahrtag des Falb Jodoci äs lümg.,
gnonàrn plsbani in 6. st sororum Wsakstd,
Nargarstlias, Luastssias I?äidin st pusroruru
sororis Hslsvas st Oorotdss. Lickslsrin son-
SMAuinsas fundatoris funâaturn anno Uni
NMdXXXnono ---1489 et. /V. 1530 XXXIX.
2) Der Jahrtag für Jörg Westernacher und
Barbara Breglin sk. L. 1531 XXIX u XI4X.

Neuburg und Verfasser einer Festschrift
auf das 600jährige Jubiläum des Stifts:
»Xrilaria àoinus uustrinyaa Zloriu sie.
Viermas àstàa, Xypm àllrae IIo
viuZar, Umversit. XypoArupb. 1714.«
Die Keeß (Kees) waren eine uralte Gold-
schmiedefamilie und auch der Vater des
Johann Ernst Keeß war bereits ein be-
kannter „Aurifaber" in Münnerstadt. Beide,
sowohl Johann Kaspar Holbein, als auch
Johann Ernst Keeß, standen zu dem be-
rühmten, wohl ans dem Bayrischen stam-
menden österreichischen Bildhauer (Bein-
stecher) Mathias Steinl (Stesasindl), gest.
1727, in Beziehungen, der erstere in dem
(ehemaligen) mit Kloster Neuburg in viel-
facher Verbindung gestandenen Stift der
regulierten Chorherren von St. Dorothea
in Wien, der letztere im Stifte gleichen
Ordens zu Kloster Neuburg. Des Gold-
schmied Holbeins Name kommt nun in
den Handbüchern des Dorotheer Prälaten
Ferdinand Adler fast auf jeder zweiten
Seite vor. Danach verfertigte er für den
Prälaten und das Stift Ringe, Pektorale,
Jnfuln, Kelche, Opferpfännchen, eine große,
kostbare Monstranz, einen herrlichen Pon-
tifikalkelch und ein ebenso kostbares Pasto-
rale, die leider alle bei der im Jahre
1786 erfolgten josephinischen Aufhebung
des Stiftes verloren gegangen sind. Die
künstlerischen Bestrebungen des Dorotheen-
stifts fanden Nachahmung in andern geist-
lichen Häusern und wurden insbesondere
die Schöpfungen beziehungsweise Zeich-
nungen Steinl's tonangebend für die Neu-
anschaffungen in diesen Häusern. Es scheint
ziemlich sicher zu sein, daß Steinl für die
bedeutenderen Goldschmiedewerke immer
die Zeichnung entworfen hat. Nicht bloß
die Glasmaler, sondern auch die Gold-
schmiede, zuweilen hin und wieder auch
die Stuccatorer hielten sich für feinere
bessere Arbeiten eigene Zeichner. So ent-
warf er im Jahre 1714 die Zeichnung
für die große Monstranz in Kloster Neu-
burg (im Jahrbuch des Stiftes Kloster
Neuburg, II, 1904, auf Tafel 15 abge-
bildet). Und zum Jahre 1715 liest man
in den Handbüchern des Prälaten Adler:
„Item den 5. Dezembris von Herrn Kaspar
Holbein, Goldarbeiter in unserem Frei-
hof, eine große, extrafein gearbeitete, sil-
berne und völlig vergoldete, mit lauter
 
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