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Zauberrilus festbannen? Sind diese
Ketten eine Erinnerung daran, daß ehe-
dem der Turm der Klosterkirche zu No-
bilac mit einer Kette (Warum?) umzogen
war? Oder weisen sie hin aus die mit
Seidenfäden umhegten alten Heiligtümer
oder Gerichtsstätten, welche als unver-
letzlich galten, wo man die Gefangenen
oder Verfolgten nicht antasten durfte?
Oder dunkelt in dem Brauch der altger-
manische Brauch nach, welcher bisweilen
mit Ring oder Ketten einen ganzen Berg
umzog, um so die Schenkung an eine
Gottheit anzudeuten?
Die Möglichkeit, daß in den Kult des
hl. Leonhard (Leonhard der Tapfere)
auch Heidnisches hereinrage (Leonhardi-
truhe), kann nicht bestritten werden. Viel-
leicht ist der Umstand, daß am Leonhards-
tag gewisse Arbeiten verpönt sind (Brot-
backen — in Zell-Niederbayern), auch ein
Fingerzeig, daß der Festtag am 6. No-
vember an die Stelle eines altgermanischen
Festes getreten ist, dessen jährliche Wieder-
kehr beim christlich gewordenen Volke viel-
fach als Unglückstag galt. — Der Incksx
memorialis des Uitnale àgristarmm v.
I. 1764 bemerkt unter Nr. I^XIII: —
„In ksslo 8. Ueonarcki Abbatis bene-
ckietio equorum in loois nbi oolitnr et
moris est, siout alieubi in kestis 8.
8. 8ebastiani et ^Vencielini et — können
wir hinzufügen — 6eor§ii, Nartini et
Moltzangi (llVkuinmg). Diese Pferde-
benediktion ist oft mit einem Umritt ver-
bunden, namentlich in Oberbayern (Tölz)
und Oberschwaben. Hiebei ist zu beach-
ten, daß man in Oberbayern, Osttirol
und Kärnten bei Bittgängen nicht alsbald
nach der Ankunft am Wallfahrtsziel in
die Kirche eintritt, sondern erst rings um
die Kirche herumzieht, wie man in ein-
zelnen Gegenden beim Opfergang den
Altar umkreist. St. Leonhard Missions-
heiliger?
Viele Orte St. Leonhard. Kloster
St. Leonard in den Vogesen von Bischof
Otto von Hohenstaufen gegründet. König
Karl VII. verehrte St. Leonhard beson-
ders und empfahl seinem Schutze sein
Königreich an.
Leonhardimixturen. — Leonhards-
kapellen namentlich gegen Ende des 15.
Jahrhunderts. Das Kirchlein Ave Maria
bei Deggingen nach der Stiftungsurkunde
von 1477 erbaut auch zu Lob St. Lien-
hard des heiligen Bichters. Zwei Ka-
pellen in derselben Stadt? Manche Ka-
velle verdankt ihre Entstehung einem
Träger des Namens von unserem Hei-
ligen, so die ehemalige vom Erzbischof
Leonhard von Keutschach erbaute Leon-
hardskapelle auf Hohensalzburg.
Das Nebeneinander von St. Leonhard
und Barbara, St. Leonhard und Mar-
garetha, St. Leonhard und Florian ist
leicht zu erklären.
Regenbogen — Krone des hl. Leonhard?
Nach Beissel hat die Zunft der Alt-
käufer in Köln das Fest des hl. Leon-
hard in der Cäcilienkirche gefeiert. Leon-
hardskirche in Verona, deren Turm durch
einen Brand zerstört wurde — nach dem
Sturz des Campanile von S. Marco
in Venedig.
Dargestellt wird der hl. Leonhard ge-
wöhnlich in schwarzer Mönchskleidung, mit
einem Stabe in der einen und Ketten in
der anderen Hand, zu seinen Füßen Ge-
fangene und rings um ihu Pferde und
Rinder. Wenn er selber den Fußblock
trägt, so wird das nur eine andere Auf-
fassung des Wohltäters sein, der das
Wort bei Matthäus 25, 36 (Ich war im
Gefängnisse und ihr seid zu mir gekom-
men) durch Taten ehrte.
Aleinere Mitteilungen.
Là. Zur Geschichte von Waldsee und
Wangen i. A. Im 12. Jahrhundert saß, wo-
von die Wenigsten mehr eine Ahnung haben
werden, schon vor den Waldburg zu Wald-
see ein mächtiges Geschlecht, die Herrn von
Waldsee, das dann, von den österreichischen
Herzogen gerufen, schon im folgenden Jahr-
hundert seine schwäbische Heimat verließ und in
der Folge in Österreich 2 Jahrhunderte lang
eine der mächtigsten Stellungen einnahm. Be-
reits aber gegen Ende des 15. Jahrhunderts
(1483) starb Reinprecht V. von Waldsee, der
letzte seines Stammes und mit ihm erlosch dieses
illustre Haus. In letzter Zeit hat nun Ar-
chivar Or. Max Döblinger in Graz einen
verdienstvollen Beitrag zur österreichischen Adels-
geschichte über „die Herren von Walsee" in das
„Archiv für österr. Geschichte" geliefert (344 S.)
und auch den besonderen Abschnitt über „Die
Waldseer in Schwaben" für das „schwäbische
Archiv" (Nr. 9/10 des XXVI. Jahrg., 1908)
von Beck bearbeitet. Aus der Stadtgefchichte
von Waldsee wäre noch, was in Eggmanns
Geschichte von W. nicht erwähnt ist und wovon
Zauberrilus festbannen? Sind diese
Ketten eine Erinnerung daran, daß ehe-
dem der Turm der Klosterkirche zu No-
bilac mit einer Kette (Warum?) umzogen
war? Oder weisen sie hin aus die mit
Seidenfäden umhegten alten Heiligtümer
oder Gerichtsstätten, welche als unver-
letzlich galten, wo man die Gefangenen
oder Verfolgten nicht antasten durfte?
Oder dunkelt in dem Brauch der altger-
manische Brauch nach, welcher bisweilen
mit Ring oder Ketten einen ganzen Berg
umzog, um so die Schenkung an eine
Gottheit anzudeuten?
Die Möglichkeit, daß in den Kult des
hl. Leonhard (Leonhard der Tapfere)
auch Heidnisches hereinrage (Leonhardi-
truhe), kann nicht bestritten werden. Viel-
leicht ist der Umstand, daß am Leonhards-
tag gewisse Arbeiten verpönt sind (Brot-
backen — in Zell-Niederbayern), auch ein
Fingerzeig, daß der Festtag am 6. No-
vember an die Stelle eines altgermanischen
Festes getreten ist, dessen jährliche Wieder-
kehr beim christlich gewordenen Volke viel-
fach als Unglückstag galt. — Der Incksx
memorialis des Uitnale àgristarmm v.
I. 1764 bemerkt unter Nr. I^XIII: —
„In ksslo 8. Ueonarcki Abbatis bene-
ckietio equorum in loois nbi oolitnr et
moris est, siout alieubi in kestis 8.
8. 8ebastiani et ^Vencielini et — können
wir hinzufügen — 6eor§ii, Nartini et
Moltzangi (llVkuinmg). Diese Pferde-
benediktion ist oft mit einem Umritt ver-
bunden, namentlich in Oberbayern (Tölz)
und Oberschwaben. Hiebei ist zu beach-
ten, daß man in Oberbayern, Osttirol
und Kärnten bei Bittgängen nicht alsbald
nach der Ankunft am Wallfahrtsziel in
die Kirche eintritt, sondern erst rings um
die Kirche herumzieht, wie man in ein-
zelnen Gegenden beim Opfergang den
Altar umkreist. St. Leonhard Missions-
heiliger?
Viele Orte St. Leonhard. Kloster
St. Leonard in den Vogesen von Bischof
Otto von Hohenstaufen gegründet. König
Karl VII. verehrte St. Leonhard beson-
ders und empfahl seinem Schutze sein
Königreich an.
Leonhardimixturen. — Leonhards-
kapellen namentlich gegen Ende des 15.
Jahrhunderts. Das Kirchlein Ave Maria
bei Deggingen nach der Stiftungsurkunde
von 1477 erbaut auch zu Lob St. Lien-
hard des heiligen Bichters. Zwei Ka-
pellen in derselben Stadt? Manche Ka-
velle verdankt ihre Entstehung einem
Träger des Namens von unserem Hei-
ligen, so die ehemalige vom Erzbischof
Leonhard von Keutschach erbaute Leon-
hardskapelle auf Hohensalzburg.
Das Nebeneinander von St. Leonhard
und Barbara, St. Leonhard und Mar-
garetha, St. Leonhard und Florian ist
leicht zu erklären.
Regenbogen — Krone des hl. Leonhard?
Nach Beissel hat die Zunft der Alt-
käufer in Köln das Fest des hl. Leon-
hard in der Cäcilienkirche gefeiert. Leon-
hardskirche in Verona, deren Turm durch
einen Brand zerstört wurde — nach dem
Sturz des Campanile von S. Marco
in Venedig.
Dargestellt wird der hl. Leonhard ge-
wöhnlich in schwarzer Mönchskleidung, mit
einem Stabe in der einen und Ketten in
der anderen Hand, zu seinen Füßen Ge-
fangene und rings um ihu Pferde und
Rinder. Wenn er selber den Fußblock
trägt, so wird das nur eine andere Auf-
fassung des Wohltäters sein, der das
Wort bei Matthäus 25, 36 (Ich war im
Gefängnisse und ihr seid zu mir gekom-
men) durch Taten ehrte.
Aleinere Mitteilungen.
Là. Zur Geschichte von Waldsee und
Wangen i. A. Im 12. Jahrhundert saß, wo-
von die Wenigsten mehr eine Ahnung haben
werden, schon vor den Waldburg zu Wald-
see ein mächtiges Geschlecht, die Herrn von
Waldsee, das dann, von den österreichischen
Herzogen gerufen, schon im folgenden Jahr-
hundert seine schwäbische Heimat verließ und in
der Folge in Österreich 2 Jahrhunderte lang
eine der mächtigsten Stellungen einnahm. Be-
reits aber gegen Ende des 15. Jahrhunderts
(1483) starb Reinprecht V. von Waldsee, der
letzte seines Stammes und mit ihm erlosch dieses
illustre Haus. In letzter Zeit hat nun Ar-
chivar Or. Max Döblinger in Graz einen
verdienstvollen Beitrag zur österreichischen Adels-
geschichte über „die Herren von Walsee" in das
„Archiv für österr. Geschichte" geliefert (344 S.)
und auch den besonderen Abschnitt über „Die
Waldseer in Schwaben" für das „schwäbische
Archiv" (Nr. 9/10 des XXVI. Jahrg., 1908)
von Beck bearbeitet. Aus der Stadtgefchichte
von Waldsee wäre noch, was in Eggmanns
Geschichte von W. nicht erwähnt ist und wovon