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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 28.1910

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Nr. 11
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Beck, Paul A.: Von den Gmünder Holbein
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https://doi.org/10.11588/diglit.22619#0191

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167

guten Steinen besetzte Monstranz vor
unsere Kirche erkauft und davor 1200 ft.
sowie auch vor seine Gesellen 4 ft. Trink-
geld gegeben." Man wird in der An-
nahme nicht fehlgehen, daß Steinl auch
für dieses Werk die Zeichnung entworfen
hat, da der Prälat sich ja bei allen mög-
lichen Neuanschaffungen für die Kirche
Skizzen und Zeichnungen von Steinl an-
fertigen ließ und Steinl's Entwurf für
die Kloster Neuburger Monstranz bereits
in anderen Stiften Schule gemacht hatte.
Auch das Stift Herzogenburg besaß eben-
falls eine sog. Prachtmonstranz aus dem
Jahre 1722 (a. a. O. auf Tafel XVI
gleichfalls abgebildet). DieAufschriftlautet:
»Inournuto Dso dune in torris tllronnm
Dorillustris Dominus, äounnos Nutlnus
cko Hionlloimb. 8uor. Oluss. Nahmst. 8opr.
Lolonsllus pro bioolosiu DuoumburAONsi
obtulit unno 1722.-- Und daneben steht
der Name: Johann Kaspar Holbein. Auch
dieses Prachtwerk ist zweifelsohne nach
dem Vorgänge von Kloster Neuburg ge-
schaffen worden. Auch in Dürnstein sind
nach den Tagebüchern des dortigen Prä-
laten Hieronymus Übelacker (1710 — 1740)
Verhandlungen wegen einer großen Mon-
stranz angeknüpft worden. Es Heißthier:
„1725, den 28. Dezembris, mit ihme,
Herrn Johann Kaspar Holbein, auf die
Monstranz nach vorgewiesenem, vom Bild-
hauer geschnitzten Modell, als welches
Modell ich habe abreißen laßen und bei
meinen Händen erlieget, gehandelt." Die
ganze Monstranz wird beschrieben, alle
Edelsteine und Kostbarkeiten, die der Prälat
zu ihrer Anfertigung dem Künstler über-
gab, aufgezählt, und schließlich am 29.
September 1726 die „Abraitung" gehalten,
wobei der Prälat beifügt: „X. U. Die
herzogenburg'sche Monstranz ist hoch 2
schuech, 9 zoll." Der Zusammenhang ist
auch hier wieder ganz klar. Der Prälat
von Dürnstein hat letztgenannte Monstranz
gesehen, hat sich darauf an Holbein ge-
wandt und hat bei ihm zunächst das Mo-
dell zu einer ähnlichen Monstranz bestellt.
Auf Grund dieses Modells wurde dann
am 28. Dezember 1725 der Vertrag per-
fekt. Auch hier wird man in der Annahme
des Entwurfes der Zeichnung durch Steinl
nicht fehlgehen. Im Jahre 1725 ließ
Prälat Adler den alten Pontifikalkelch,

der noch aus der Zeit des Propstes
Christophorus Phut (1587 bis 1610)
stammte, neu vergolden und Herrichten,
nnd „da der Kelch schon völlig veraltet
war", erhält Holbein den Auftrag, für
die Stiftskirche „einen neuen, extra sauberen,
silbernen und völlig vergoldeten Pontifikal-
kelch" zu verfertigen. Derselbe „so ein
Meisterstück ist", hat 4 Mark 11 Lot im
Gewicht und kostet 165 ft. Auch dieser
Kelch ist leider verloren gegangen, aber
das Stift Herzogenburg besitzt von Holbein
ebenfalls einen wohl ähnlichen (auf Tafel
XVI abgebildeten) Pontifikalkelch, der fast
gleichzeitig angefertigt sein dürfte. An
einem andern Orte, zum 16. Dezember
1716, schreibt der Prälat Adler: „Eodem
mit Herrn Holbein, Goldarbeiter, auf ein
neues Pastoral, sauber abgeredter Maßen,
den oberen Teil sambt den Knopf von
Filigran und mit guten Steinen besetzt
zu verfertigen, 75 ordinari Duggaten con-
trahirt, bei Überlieferung desselben sollen
50 Duggaten erleget werden anjetzo aber
pro Abschlag 25 Duggaten, id est 100
gezahlt." Am 24. April 1717 findet sich
folgende Notiz darüber: „Eodem dem
Herrn Kaspar Holbein, Goldarbeiter das
neuverfertigte Pastoral völlig bezahlt mit
200 ft." Dasselbe kostet also im Ganzen
300 ft. Das Stift Kloster Nenburg be-
sitzt ein ganz ähnliches Pastorale, auf das
die obige Beschreibung genau paßt; im
Kammeramts-Raitbuch des Stifts aus dem
Jahre 1723 liest man die Notiz: „den
20. Februar vor ein zu Wien erkauftes
silbernes Pastoral 270 fl." Wohl eher
als nicht stammt auch dieses Kloster Neu-
burger Pastorale ebenfalls von Holbein!
(„Quellen zur Geschichte der Stadt Wien",
VI. Bd. s. v. Holbein). In seiner Vater-
stadt Schwäbisch-Gmünd befindet sich un-
seres Wissens (auch in der Ehrhardt'schen
Sammlung nicht) kein Stück von ihm.
Das Geschlecht der Holbein hat sich aber
bis heutigen Tag in Schwäbisch-Gmünd
erhalten und wird dermalen durch den
Goldschmiedfabrikanten Albert Holbein
(geb. 1869) vertreten. Rechtsanwalt Dr.
Hans Holbein in Apolda führt in seiner
Familienschrift: „Die Holbeiner, ein Über-
blick rc." (Leipzig, Verlag von E. A. See-
mann, 1905, zu S. 49) auf der 5. Stamm-
tafel österr. Linie einen im September
 
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