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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Otte, Heinrich; Quast, Ferdinand von: Kelch der Kirche zu Werben in der Altmark
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0078
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70 KELCH DER KIRCHE ZU WERBEN IN DER ALTMARK.

schern und namentlich dem neuesten Schriftsteller über diesen Orden, Freiherrn v. Stilfried,
der alle noch vorhandenen Abbildungen zu sammeln sich bestrebte, noch entgangen ist.
Diesmal wollen wir uns aber mit einem anderen Schatze dieser Kirche beschäftigen,
einem Kelche aus vergoldetem Silber, über dessen Form und künstlerische Ausschmü-
ckung die beifolgende Tafel IV. das Nähere ergiebt. — Der 6'/+ Zoll Rbl. hohe und
b*k Zoll in der oberen Schale und im Fusse breite Kelch, ebenso die dazu gehörige Pa-
tene, ist auf der vorstehenden Abbildung (Fig. 1.2) im dritten Theile der wirklichen Grösse
dargestellt: die Hauptform ist im Ganzen noch sehr einfach, nur im mittleren Buckel,
welcher als Handgriff dient, etwas reicher ausgebildet. Die übrigen sonst ganz glatten
Theile, Fuss und Becher, sind jedes nur durch vier Medaillons mit biblischen Darstellungen
geschmückt. Während die des ersteren ganz isolirt auf dem glatten Grunde liegen, werden
die des letzteren unter einander durch ein Ornamenlband verbunden, das in flachem Relief
mit verschiedenartigen Mustern des ausgebildeten romanischen Styls geschmückt ist. Diese
Ornamentik nicht minder wie die noch sehr einfache Hauptform des Kelchs, ebenso der
Styl der Zeichnungen jener gravirten Medaillons, welche im Folgenden näher betrachtet wer-
den sollen, lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass das Kunstwerk am Ende des XII.
oder Anfange des XIII. Jahrb.. angefertigt wurde, also bald nachdem die Kirche zu Werben
in die Hände der Johanniter gekommen war. Wir würden kein Bedenken tragen diese An-
nahme noch bestimmter auf das XII. Jahrb. zu präcisiren, wenn nicht der Ornamentstreifen
mit (lern Vierblatt innerhalb eines Rhombenmusters doch schon einen etwas jüngeren Charakter
andeutele, weshalb wir die genauere Feststellung vorläufig anheim geben. Ob das Kunst-
werk in Werben oder dessen Umgegend angefertigt worden, oder von ausserhalb dorthin
gekommen, darüber fehlt es an jeder Nachricht oder sonstigem Aufschlüsse, weshalb wir
auch hierüber uns nicht zu äussern wagen. Bemerkenswert!] aber ist noch, dass ein zwei-
ter Kelch derselben Kirche, nach Form, Ausschmückung und Inschrift der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrb. angehörig, die Gegenstände der Darstellung unseres älteren Kelches in da-
maliger Kunstweise wiederholt darstellt. Als Grund wird angegeben, dass, als die Stadt be-
reits die Deformation angenommen, der Comtbur noch in der römischen Kirche verblieben
sei und der Gemeinde den Gebrauch sowohl der Kirche wie des Kelchs nicht zugelassen
habe, weshalb diese sich vorläufig mit der kleineren Kirche des heil. Geist-Hospitals begnügt
und einen neuen Kelch habe anfertigen lassen, dem der ältere im Allgemeinen als Mu-
ster diente. Jetzt dienen beide vereint demselben Gottesdienste in derselben evangelischen
Kirche. v. Q.

In ikonographischer Beziehung haben wir über die auf dem unserer Ansicht nach
aus dem XIII. Jahrb. herrührenden Kelche befindlichen Darstellungen folgende Bemerkungen
zu machen. Es umgeben zunächst die Cuppa desselben vier durch einen erhabenen Orna-
mentstreifen verbundene gravirte Medaillons, auf denen solche alttestamentliche Vorgänge
dargestellt sind, welche als Typen des h. Abendmahles und des Opfertodes Christi betrachtet
werden. Wenn sonst den alttestamentlichen Typen der neutestamentliche Antitypus gegen-
 
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