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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2170#0028
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von Dr. R. Kautzsch. 85

der Kinnlade, welche Gesicht und Hals scheidet. Am Auge kommen
mitunter die Schwänze vor wie bei K und F. Sonst lässt sich eine
Verwandtschaft mit K in der Formengebung kaum nachweisen, jeden-
falls keine so enge, wie bei F.

Im Gewand ist für G bezeichnend die Anordnung der Längs-
falten: es werden immer zwei vertikal verlaufende Linien zusammen-
geordnet und durch Schraffierung verbunden. Die Personen tragen
breite derbe Schuhe mit stumpfer Spitze.

Eine besondere Vorliebe hat G für eine Art Nelken, die zumal
in Baumkronen regelmässig und ganz unorganisch angebracht werden.

Wenn wir nun eine zweite Hs. finden, in der alle diese Züge
wiederkehren, so erhält die Zuweisung der St. Galler Bibel an einen
besonderen Zeichner eine neue Stütze: der erste Band der Heidelberger
Vulgataübersetzung (palat. germ. 19) ist von der Historienbibel in St.
Gallen nicht zu trennen. Man vergleiche die breite Gesichtsform mit
den etwas vorstehenden Backenknochen, dem weichlichen Untergesicht;
die Nase gebildet aus zwei ziemlich weit auseinander stehenden dünnen
Rückenlinien, runder Kuppe, starkem Unterstrich; die grossen Augen
mit grossem Stern; den Mund, der aus einem gemalten rothen Oval
und einem durch dieses gezogenen Querstrich besteht.

Man vergleiche ferner die Tracht (Kopfbedeckung und Schuhe),
die Faltenbehandlung, die Vorliebe für schwere Holzstühle mit Lehne
(die sonst in keiner anderen Hs. auftreten), endlich die erwähnten
nelkenähnlichen Blumen in der Dekoration: ich meine, die Annahme,
dass der palat. 19 von dem Zeichner der St. Galler Bibel illustriert
wurde, ist nicht abzuweisen.

I. (27)

Stadtbibliothek, St. Gallen (Nr. 343 c und d):

Historienbibel.

Vgl. Scherer, Verzeichniss der Manuscripte UDd Incunabeln der
Vadianischen Bibliothek.

I. 343 c: Fol. pap. XV. Jahrh. 269 Bll.

Zweispaltig, von einer Hand. Rothe Überschriften und Kapitel-
'zahlen, rothe und blaue Anfangsbuchstaben. Ein Wappenblatt von
anderer Hand und 117 Bilder von unserem Zeichner.

10 Seiten Register.

fol. 7 Anfang des Textes (roth): Hie hebet sich an die Bybel
die fünff bücher her moyses das erste buch genesis das erste capittel
wie gott himel und erden beschüff (fol 7') An dem anefang beschaff
gott himel und erden, aber die erde was itel 1er . . Vgl. Merzdorf,
Historienbibel I Kapitel V S. 110. Da der sonst in der Werkstatt
übliche Anfangsinitial zu Eingang dieses Kapitels fehlt, so ist anzu-
nehmen, dass die bei Merzdorf in der Historienbibel 1 vorangehenden
vier Kapitel auch in unserer Hs. ursprünglich gestanden haben. Dem-
nach ist auch die Kapitel Zählung, welche sich zunächst ganz mit der
der Historienbibel I deckt, nicht als blosse Kopie der Vorlage zu be-
 
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