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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Festveranstaltungen in der Orangerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0046
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71. „Tag für Denkmalpflege“

liehen Hand zu leiden haben, fördert die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz jetzt verstärkt auch hier. Dem
Osten wird nichts weggenommen, die Zuwächse gehen
aber in den Westen. Wir setzen für die Zukunft stärker
auf Spenden für Kulturdenkmäler am eigenen Wohnort
oder in dessen Umgebung. Die Sorge um das Denkmal
im eigenen Lebensraum soll zum Spenden anregen. Das
bedeutet eine gewisse Regionalisierung der Stiftung, die
dazu sogenannte Ortskuratorien bildet. Unter der
Leitung eines Ortskurators sind bis zu sieben ehren-
amtliche Mitarbeiter damit beschäftigt, für die Stiftung
zu werben. So war die Deutsche Stiftung Denkmal-
schutz beim 71. Tag für Denkmalpflege durch ihr Orts-
kuratorium Hannover unter Leitung von Herrn Tehnzen
mit einem eigenen Stand vertreten. Auf vielfältige Weise
können die inzwischen 63 Ortskuratorien mit rund 200
ehrenamtlichen Mitarbeitern für den Denkmalschutz in
ihrer Stadt wie auch im Umland werben. Sie sind Teil
der Stiftung, werden von dieser haftpflichtversichert,
sollen eine eigene Pressearbeit machen und möglichst
viele und interessante Veranstaltungen zu Gunsten des
Denkmalschutzgedankens durchführen. Denn die För-
derung des Bewusstseins für den Denkmalschutz in der
Bevölkerung gehört neben der Finanzierung von Maß-
nahmen an Kulturdenkmälern zu den wichtigsten Auf-
gaben unserer Stiftung, die wohl die größte Bürger-
bewegung für den Denkmalschutz in Deutschland sein
dürfte. In Beilagen der Zeitschrift „Monumente“ wird
regelmäßig über die Aktivitäten der Ortskuratorien
berichtet. Sie können die Stiftung auch auf in Not
befindliche Kulturdenkmäler in ihrem Umfeld aufmerk-
sam machen, dafür Spenden einwerben und so eine För-
derung durch die Stiftung initiieren. Eine Mitwirkung
am hoheitlichen Denkmalschutz, wie bei den Ver-
trauensleuten oder Beiräten bei den Unteren Denkmal-
schutzbehörden, ist nicht vorgesehen. Sie sollen aber die
amtliche Denkmalpflege unterstützen und können bei
Gefahr für ein bedeutendes Denkmal die wissenschaft-
liche Kommission der Stiftung, der auch der jeweilige
Vorsitzende der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger
angehört, um einen Appell zur Rettung bitten.
Die Stiftung bemüht sich auch auf mehrfache Weise
um die Jugend, indem sie Kinderbücher zum Denkmal-
schutz herausgibt, sich am Inhalt von Lehrmitteln betei-
ligt und gemeinsam mit dem Deutschen National-
komitee für Denkmalschutz einen Wettbewerb zum
Denkmalschutz unter 50 ausgewählten Schulen durch-
führt. Die wichtigste Einrichtung in dieser Hinsicht sind

die Jugendbauhütten, von denen die in Quedlinburg,
Wismar, Rheinberg-Rasfeld und Romrod bereits seit
einigen Jahren tätig sind. In diesem Jahr werden ab dem
1. September die in Stettin-Stralsund, Görlitz, Mühl-
hausen und bald auch die in Heiligengrabe (Branden-
burg) ihre Arbeit aufnehmen. Die Tätigkeit erfolgt im
Rahmen des freiwilligen sozialen Jahres und wird von
der Stiftung mit Zuschüssen vom Bund, jeweiligem
Land und den Städten finanziert, sowie vom Internatio-
nalen Jugendgemeinschaftswerk pädagogisch betreut.
Die jeweils 20-30 Jugendlichen im Alter zwischen 16
und 25 Jahren erhalten in Seminaren eine Einführung in
die Denkmalpflege und gehen als Volontäre in Hand-
werksbetriebe, zu Architekten, Ämtern für Denkmal-
pflege oder Archäologie sowie in Museen. Bis zu einem
Drittel der Teilnehmer soll möglichst aus den benach-
barten europäischen Staaten kommen. Alle erhalten ein
Taschengeld und Zuschüsse zu Unterkunft und Verpfle-
gung. Es hat sich gezeigt, dass die praktische Arbeit in
der Denkmalpflege die nachhaltigste Art der Bewusst-
seinsbildung ist. In den Teilnehmern gewinnt die Stif-
tung nicht sofort Spender. Doch werden sich die meisten
später gern an die Zeit in der Jugendbauhütte erinnern
und sich dann für die Denkmalpflege einsetzen.
Der Appell des Staates an den Bürgersinn ist zur Zeit
auffallend stark, was sicher mit den leeren öffentlichen
Kassen zusammenhängt. Angesichts der Finanznot muss
sich auch die Denkmalpflege mit Etatkürzungen abfin-
den. Auf keinen Fall dürfen aber Bund, Länder und
Kommunen ganz auf ihren finanziellen Beitrag zum
Denkmalschutz verzichten. Die privaten Geldgeber
können sie zwar entlasten, aber nicht ersetzen. Vor allem
aber sind die Denkmalfachbehörden gerade jetzt unent-
behrlich, wo es darum geht, die vielen bürgerschaft-
lichen Bestrebungen zu koordinieren und fachlich zu
begleiten. Zur Zeit geistern wieder Bestrebungen zur
Verlagerung der hoheitlichen Aufgaben des Denkmal-
schutzes „nach unten“ durch die Länder. Man kann aber
nicht die Kulturhoheit der Länder durch die der Land-
kreise und kreisfreien Städte ersetzen. Den stark ange-
stiegenen fachlichen Anforderungen zum Beispiel auf
naturwissenschaftlichem Gebiet sind nur leistungs-
fähige größere Ämter mit der interdisziplinären Arbeit
von Kunsthistorikern, Architekten, Restauratoren und
Naturwissenschaftlern gewachsen, wie das Programm
der diesjährigen Jahrestagung der Vereinigung der Lan-
desdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland
eindrucksvoll ausweist.
 
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