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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0167
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Konservieren oder Aufpolieren - Ein Thema für die Gartendenkmalpflege?

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und den Austausch einzelner Bauteile erzwungen. Die
Entscheidung, die Wasserspiele wiederzugewinnen und
die nicht mehr zu verwendenden originalen Architekt-
urteile mit den sonst noch vorhandenen originalen Plas-
tiken von Ferdinand Tietz in einem einzurichtenden
Museum zu präsentieren, ist aus heutiger Sicht richtig
gewesen. Vor allem, wenn man die Durchführung der
Instandsetzungsmaßnahme und die Präsentation der in
das Museum verbrachten Skulpturen und Architekturen
in die Beurteilung mit einbezieht.
Bislang durchgeführte Maßnahmen
Zusammenfassung
Die beiden im 19. Jahrhundert abgetrennten Ostquar-
tiere wurden wieder zugefügt und mit einer Mauer ent-
sprechend der vorhandenen alten mit eingefriedet, die
gartenrahmenden Lindenalleen und die vom Schloss-
parterre ausgehenden und an der Schweizerei bzw. ehe-
maligen Fasanerie endenden Kastanienalleen, neu ge-
pflanzt. Alle Hauptwege wurden wieder mit einem
Schotterbelag versehen, durchgewachsene Hochhecken
zurückgeschnitten, fehlende durch Neupflanzungen er-
gänzt, die Baumkronen der Lindensäle zurückgenom-
men, so dass sich heute im Sommer wieder der Eindruck
grüner Räume einstellt. An einigen Lindensälen wurden
versuchsweise Nachpflanzungen vorgenommen. In der
westlichen Orangerie ist zwischenzeitlich das Ferdi-
nand-Titz-Museum eingerichtet; die östliche Orangerie
wird im Winter als solche genutzt und dient in den
Sommermonaten als mietbare, multikulturell genutzte
Halle. Erste Versuche mit Kübelpflanzen, vor allem mit
Zitrus, verliefen erfolgreich, so dass heute Kübelpflan-
zen den Schlossgarten bereichern. Im Park wurden
Abgüsse der noch vorhandenen Tietz’schen Original-
skulpturen aufgestellt und entsprechend dem histori-
schen Vorbild weiß gefasst. Noch vorhandene alte Ber-
ceaus, die Pflanzen ursprünglich auf Treillagen gebun-
den, wurden durch Schneid- und Pflegemaßnahmen
sowie Nachpflanzungen wieder hergestellt. Die Figu-
rengruppen im Weiher wurden konserviert und in das
Wasserspieleprogramm der Kaskade integriert, die stö-
rende Remise auf dem Schlossparterre abgebrochen.
Unter Verwendung originaler Bauteile sollen die beiden
abgegangenen Remisen am Osttor wiederhergestellt
werden.


Derzeitiger Zustand und Würdigung
Heute lässt sich der ehemalige Lustgarten von Schloss
Seehof aufgrund der neu gepflanzten Alleen und Hoch-
hecken sowie des wiederhergestellten Wegenetzes in
seinen Grundstrukturen wieder gut nachvollziehen und
vermittelt darüber hinaus durch konsequent über zwei
Jahrzehnte durchgeführte Pflegemaßnahmen am alten
Baumbestand das Beispiel eines historischen Garten-
denkmals von einzigartiger Ausstrahlungskraft. Der
noch vorhandene alte Baumbestand aus der Zeit der
Herzogin Amalie im ersten Drittel und der Zandt’schen
Zeit aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert tragen dazu
bei, Gartengeschichte erlebbar zu machen.
Es waren die für dieses Gartendenkmal so glück-
lichen Umstände, dass weder im 18. noch in den beiden
darauf folgenden Jahrhunderten eine grundsätzliche
Um- oder Neugestaltung stattfand, so dass der unter
Lothar Franz von Schönbom, vielleicht von Maximilian
von Welsch geplante Lustgarten von Schloss Seehof
mit den Ergänzungen unter Adam Friedrich von Seins-
heim noch heute erlebbar ist und mit seinen alten Ter-
rassen und seinem alten Gehölzbestand ein unmittel-
bares und natürliches Gefühl von Denkmalauthentizität
vermittelt.

Abb. 10: Seehof Gern.
Memmelsdorf, Ki: Bamberg,
Schloss Seehof. Gewächshaus
mit davor abgestellten Zitrus-
pflanzen in neuen, nach
Befund farbig gefassten Holz-
kübeln, 2002.

Literatur

Akten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Park-
pflegewerk von Helmut Wiegel und eigene Aufzeich-
nungen.
Kämpf, Margarete, Das fürstbischöfliche Schloss Seehof bei
Bamberg, mit Quellenanhang unter Mitarbeit von Wilhelm
Bieblinger, in: 93. und 94. Bericht des Historischen Vereins
für die Pflege und Geschichte des ehemaligen Fürstentums
Bamberg, Jahrbuch 1954/55, Bamberg 1956.
Langenstein, York, und Petzet, Michael, Seehof, Baugeschichte
und Restaurierung von Schloss und Park, Denkmal-
pflegerische Informationen des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege, Ausgabe A, Nr. 53, München 1989.
Lindemann, Bernd Wolfgang, Ferdinand Tietz 1708-1777,
Studien zu Werk, Stil und Ikonographie, Weißenhom 1985.

Masching-Beck, Gisela, Ä la Mode — Das Lustschloss
Marquardsburg ob Seehof 1757 bis 1779, Quellen zu seiner
Ausstattung und Funktion, Diss. Berlin 1996.
Ramisch, Hans, Zum Quellenwert von Salomon Kleiners
Darstellungen des Schlosses und des Parks Seehof bei
Bamberg, in: Kunstspiegel 1979, Heft 2.
Scheiter, Alfred, Der Garten von Schloss Seehof - Geschichte
und Restaurierung, in: Heimat Bamberger Land 3/2, 1991.
Schuller, Manfred, Die Kaskade von Schloss Seehof,
Bauforschung und Dokumentation, Arbeitshefte des
Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 29,
München 1986.
 
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