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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 3: System Kulturlandschaft Harz
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0246
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Sektion 3: System Kulturlandschaft Harz

des Niedersachsen übertragen, die sich vertraglich ver-
pflichteten, die Unterhaltung des Denkmals in enger
Abstimmung mit der Denkmalpflege zu übernehmen.
In der vom Verfall bedrohten historischen Schacht-
anlage Kaiser-Wilhelm II. in Clausthal-Zellerfeld, ei-
nem der wichtigsten montanhistorischen Denkmale des
Landes, wurde daraufhin nach dessen Restaurierung der
Stützpunkt zur Betreuung des Wasserwirtschaftssys-
tems eingerichtet, von dem aus ein Stamm von etwa
einem Dutzend technischer Mitarbeiter ständig die
Unterhaltungs- und Pflegearbeiten durchführt. Der
Beitrag von Lampe führt dies detailliert aus.
Innerhalb des denkmaldidaktischen Erschließungs-
konzeptes nimmt ihrerseits die Oberharzer Wasserwirt-
schaft eine wichtige Stellung ein. Wesentliche Bau-
steine zur didaktischen Vermittlung wurden von den
Harzwasserwerken bereits realisiert. So wurden an den
wichtigsten oder charakteristischsten Teilen des Wasser-
wirtschaftssystems insgesamt 22 mit umfangreichen
Hinweiselementen vor Ort ausgestattete Informations-
wege, die so genannten Wasser-WanderWege, einge-
richtet und ergänzend dazu ein hervorragender „Führer
durch das Freilichtmuseum“ herausgegeben.
Der im Oberharz verfolgte Ansatz, Geschichte dort
zu erklären, wo sie stattgefunden hat, konnte und kann
nur verwirklicht werden, wenn sämtliche mit der Land-
schaft befassten Behörden, Institutionen und Verbände
dieses kulturpolitische Anliegen akzeptieren und unter-
stützen.
Ein Lehrbeispiel für das Aufbrechen fest gefügter
Wertvorstellungen und den Abbau gegenseitiger Vor-
urteile ist die Annäherung von Naturschutz und Denk-
malpflege im Zusammenhang mit der Einrichtung des
Nationalparks Harz, der auch einen kulturhistorisch

hochbedeutenden Landschaftsbereich mit einschließt.
Lange Jahre hat bei der Planung des Nationalparks die
kulturelle Dimension des Harzes keine Rolle gespielt.
Hoch bedeutende Teile der Oberharzer Wasserwirt-
schaft, darunter der Oderteich, ehemals die größte Tal-
sperre Deutschlands von 1715/22, sollten sogar zerstört
werden.
Die intensiven Diskussionen zwischen Denkmal-
und Naturschutz führten schließlich jedoch zum bei-
spielhaften Ergebnis, auch die Qualitäten des Harzes als
Kulturlandschaft offensiv zu berücksichtigen und des-
halb auch die Denkmalpflege in die Verordnung über
den Nationalpark Harz aufzunehmen, wo heute als ein-
ziger, nicht naturschutzbedingter Schutzzweck des
Nationalparks festgelegt ist, „kulturhistorisch wertvolle
Denkmale oder Flächen zu erhalten.“ Kein anderer
deutscher Nationalpark hat bislang die Kulturdenkmal-
pflege als Schutzzweck in seine Nationalparkverord-
nung auf genommen.
Als erstes gemeinsames Projekt von Denkmalpflege
und Nationalpark wurde sodann eine Nationalpark-
Informationsstelle in einem wichtigen Kulturdenkmal
der Montangeschichte, in der historischen Erzwäsche in
Sankt Andreasberg eingerichtet, die zu diesem Zweck
vom Land erworben und anschließend behutsam restau-
riert wurde. Seither werden darin in einer Ausstellung
die gegenseitigen Beeinflussungen von Kultur und Natur
thematisiert, also folglich der Brückenschlag zwischen
Denkmalschutz und Naturschutz konkretisiert.
Die Erhaltung und Vermittlung der Sachzeugen des
historischen Montanwesens sowie der montangeprägten
Kulturlandschaft Harz ist für die wirtschaftlich schwa-
che Region auch von erheblicher strukturpolitischer
Bedeutung. So werden unter initiativer denkmalpflege-

Abb. 7: Oberharzer Wasser-
wirtschaft, Dammgraben aus
dem 18. Jahrhundert. Portal-
bauwerk (so genanntes Mund-
loch) eines Wasserlaufs, der
das Wasser im Tunnel durch
den Berg leitet, 1994.

Abb. 8: Oberharzer Wasser-
wirtschaft, Zellerfelder Kunst-
graben aus dem 17. Jahr-
hundert. Natursteinbögen in
Trockenmauerung zur Auf-
nahme von Längsstangen zur
Abdeckung des Grabens im
Winter, 1994.
 
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