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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

DOI issue:
Sektion 3: System Kulturlandschaft Harz
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0247
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Vermittlung und Erhaltung, eine notwendige Symbiose - Das Modell Kulturlandschaft Harz

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rischer Beteiligung insbesondere auf dem Feld des
Tourismus seit vielen Jahren umfangreiche Konzepte
entwickelt und teilweise eigene Projekte durchgeführt,
welche die besondere Qualität des Harzes als sig-
nifikante Kulturlandschaft mit absolutem, montan-
geprägtem Alleinstellungsmerkmal profilieren, also die
touristischen Entwicklungspotentiale aus den vielfach
vorhandenen Qualitäten der Landschaft herleiten. Sie
folgen bewusst nicht dem im Harz zur Zeit noch
beschrittenen Weg, entweder neue touristische Produkte
kreieren zu wollen oder auf das in vielen anderen
Tourismusregionen angebotene „übliche Programm“ zu
setzen. Die Kulturlandschaft Harz mit ihrer einzig-
artigen, montangeprägten Kompetenz in den Segmenten
Kultur und Natur bzw. Erlebnis und Erholung als
Tourismusregion in Europa zu profilieren und zu
positionieren ist eine der wichtigsten strukturpolitischen
Maßnahmen der kommenden Jahre, die auch für die
Denkmalwelt der Region von erheblicher Bedeutung
sein wird.
Die im Harz insbesondere im letzten Jahrzehnt
gesammelten Erfahrungen belegen auf eindrucksvolle
Weise, die für den Denkmalpfleger nicht neue Erkennt-
nis, dass schon die klassischen Kulturdenkmale, aber
noch viel mehr eine historische Kulturlandschaft von
höchster denkmalpflegerischer Bedeutung nur gemein-
sam mit einer Region und nicht gegen diese bewahrt
werden kann. Dieses umso mehr, als bei vielen prä-
genden Landschaftsteilen das bloße „Nichtzerstören“
bei weitem nicht ausreichend ist, sondern ständig
kostenaufwändige Unterhaltungs- bzw. Bewirtschaf-
tungsmaßnahmen notwendig sind, ohne die eine nicht
gewollte Landschaftsveränderung, ja Zerstörung einer
Kulturlandschaft eintreten würde. Als Beispiel seien die
von den Bergleuten angelegten Berg wiesen des Ober-
harzes mit ihrer jahreszeitlich abhängigen Blütenpracht
erwähnt, deren Erhaltung unmittelbar mit einer gere-
gelten, Jahr für Jahr wiederkehrenden, kostspieligen
Bewirtschaftung verbunden ist, einer Bewirtschaftung,
die mit denkmalschutzrechtlichen Instrumentarien
niemals verlangt werden könnte. Würden die Berg-
wiesen sich selbst überlassen, so würden sie sich infolge
der natürlichen Sukzession wieder bewalden und ihren
prägnanten Charakter verlieren.
Es sei mit Nachdruck wiederholt: Nur im politischen
und gesellschaftlichen Konsens ist die umfassende
Erhaltung einer historischen Kulturlandschaft möglich,
auf gar keinen Fall mit dem Zwang eines Gesetzes.
Erfolge werden sich nur einstellen, wenn die Denkmal-
pflege aktiv, kreativ und initiativ, mit Blick auf die spezi-
fischen regionalen Verhältnisse und vor allem auch auf
die beteiligten Akteure handelt. Dieses ist umso wich-



tiger, als die Denkmalpflege Verbündete braucht, die aus
ihren jeweiligen Disziplinen heraus mit eigenem Inter-
esse am denkmalpflegerischen Gesamtziel mitwirken.
Das in den vorangegangenen Ausführungen be-
schriebene System der im Harz praktizierten Erhal-
tungsstrategien ist dabei insbesondere auch als eine
Antwort auf die unzureichenden Möglichkeiten des
denkmalschutzrechtlichen Instrumentariums zu ver-
stehen, mit dem solch großflächige Strukturen wie
ganze Kulturlandschaften oder auch einzelne
anthropogene Landschaftsphänomene kaum fassbar,
noch weniger vermittelbar sind.

Abb. 9: Oberharzer Wasser-
wirtschaft, Unterer Huttaler
Teichdamm von 1690. Im Jahr
1767 zum Aquädukt umfunk-
tioniert, 1994.

Abb. 10: Oberharzer Wasser-
wirtschaft, Mittlerer Pfauen-
teich aus dem 16. Jahrhundert.
Rechts im Bild der Damm des
Oberen Pfauenteichs, darunter
in Trockenmauerung gesetzte
Gräben, 1994.

Literatur

Roseneck, Reinhard, Das Modell „Historische Bergbauregion
Harz“ - Eine Kulturlandschaft als Gegenstand der Denk-
malpflege, in: Konold/Böcker/Hampike (Hrsg.), Handbuch
Naturschutz und Landschaftspflege, Augsburg 1998,3. Erg.
Lfg. 11/2000, X- 1.2, S. 1-9.
Roseneck, Reinhard, Weltkulturerbe als Museen - Chancen
und Konsequenzen, Zum Beispiel: Der Rammeisberg in
Goslar, in: Museumskunde 67, 1/2002, S. 76-82.

Roseneck, Reinhard, Der Harz, Eine historische Kulturland-
schaft mit Zukunftspotential, in: Kulturlandschaften,
Erkennen - Entwickeln, Heft 51 der Schriftenreihe des
Niedersächsischen Landtages, 2003, S. 32-34.
Schmidt, Martin, Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Berg-
baus, Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft e. V., Heft
13, Bonn 1989.
 
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