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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

DOI issue:
Sektion 4: Systematische Betreuung von denkmalpflegerischen Maßnahmen im Diskurs
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0309
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Resümee und Ausblick

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Resümee und Ausblick
Rolf-Jürgen Grote

In der Abschlussdiskussion wurde mehrfach mit Nach-
druck hervorgehoben, dass die Erhaltung herausragen-
der Kulturdenkmale mit hochwertiger Ausstattung nur
mit umfassender Qualitätssicherung im Vorfeld von
Maßnahmen und der Entwicklung einer verbindlichen
Arbeitssystematik erfolgreich sein kann.
Die gravierenden Schadensbildungen, die sich an vie-
len bedeutenden Kulturdenkmalen zeigen, sind durch-
aus exemplarisch zu sehen. An ihnen lässt sich erken-
nen, dass nur systematisch geplante und durchgeführte
Voruntersuchungen sowie eine regelmäßige Bauüber-
wachung die häufig erheblichen Folgekosten mindern
helfen. Diesem wichtigen Aspekt wurde in den vor-
getragenen Lösungsansätzen durch vertiefte. Problem-
analysen Rechnung getragen, um das Umsetzen des
aktuellen Wissens- und Erkenntnisstandes auf die Bau-
stellen im Sinne eines Synergieeffektes zu optimieren.
Es wurde bedauert dass bei Instandsetzungen die vor-
gefundene Substanz häufig nicht auf ihre komplizierte
Zusammensetzung und Vielschichtigkeit abgefragt und
in ihrer Gesamtheit als zu berücksichtigender Bestand
angesehen worden ist. Das Fehlen einer derartigen Be-
stands- und Zustandskontrolle im Rahmen eines ent-
sprechenden Monitoring-Systems hat der originalen
Substanz vieler, unersetzlicher Kulturdenkmale irrepa-
rable Schäden zugefügt. Daher sollten zukünftige denk-
malpflegerische Maßnahmen nur bei genauester Kennt-
nis des Bestandes und nach sorgfältigster Abwägung der
historischen Zusammenhänge durchgeführt und in ent-
sprechende qualitätssichemde Maßnahmen eingebracht
werden.
Von besonderer Bedeutung sind schließlich Informa-
tionen über Maßnahmen zur Therapie und Prophylaxe.
Dabei kommt einer gründlichen Analyse der langfristig
wirksamen Schadensfaktoren in Verbindung mit frühe-
ren Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie der maß-
nahmenorientierten Bewertung des aktuellen Zustandes
des Kulturdenkmals besondere Bedeutung zu. Die wert-
neutrale Abbildung des vorgefundenen Zustandes ist
Grundvoraussetzung für alle weiteren Arbeitsschritte.
Hier können den beteiligten Restauratoren leistungs-
fähige Werkzeuge in die Hand gegeben werden, die zum
Beispiel die üblichen Kartierungsarbeiten vor Ort ent-
scheidend rationalisieren. Eine sinnvolle Hybridisie-
rung von analogen (Fotogafie) und digitalen Techniken
(Multispektralanalyse, laseroptische Verfahren, Bildver-
arbeitung, Informationstechnologien) ermöglicht heute

ein Aufnahmekonzept mit entscheidend verbesserter
Farbwiedergabe gepaart mit Informationen, die über die
übliche Aussage einer Farbaufnahme hinausgehen.
Eine besonders effektive Anwendung dieser Tech-
nologie ist das Monitoring gleicher Objektbereiche über
längere Zeiträume (Referenzflächenmonitoring). Die
Auswertung kann dann vom Restaurator weitestgehend
automationsgestützt erfolgen.
Im Rahmen der Diskussionen wurde immer wieder
betont, dass auch eine optimal vorbereitete und durch-
geführte Denkmalsanierung auf lange Sicht fehlgeht,
wenn erhaltensnotwendige Inspektions- und Wartungs-
schritte unterbleiben. Daher haben auch innovative Ver-
fahren wie das „Facility Management“ längst Eingang
in den Wortschatz und in das Agieren der Denkmal-
pflege gefunden. In Entwicklung und Anwendung sind
zu Beispiel Checklisten für differenzierte Inspektions-
und Wartungsintervalle bei Baudenkmalen, wobei das
Spektrum der „Inspektoren“ vom aufmerksamen Haus-
eigentümer oder Küster bis hin zum hochspezialisierten
Fachmann reichen kann.
Die in jüngster Zeit in Forschungsprojekten und
Modellvorhaben piloterprobten und praxisoptimierten
Arbeitshilfen zur Bestandserfassung und Sicherung von
Kulturgut, speziell in Bezug auf Maßnahmen an kom-
plexen Kulturdenkmalen, wurden präsentiert und zur
Diskussion gestellt sowie abschließend analysierend
noch einmal zusammengefasst, wobei Fragestellungen
und Thesen herausgearbeitet wurden. Außerdem wur-
den die von den Referenten auf gezeigten Möglichkeiten
einer interdisziplinären Kooperation einschließlich der
denkbaren Planungskonzepte unter Berücksichtigung
der wichtigsten Diskussionsbeiträge verglichen und die
insgesamt aufscheinenden Vorstellungen einer zukünf-
tigen Systematik dabei kritisch hinterfragt.
Da die Chancen für die Zukunft derartiger vernetzter
Systeme wesentlich auch in der Ausbildung der zukünf-
tigen Verantwortlichen liegen, wurde als Beispiel einer
bereits existierenden Umsetzung der Masterstudien-
gang „Denkmalpflege - Heritage Conservation“ der
Universität Bamberg und der Fachhochschule Coburg
vorgestellt. Es handelt sich hier um den Ansatz, die Fach-
gebiete Bau- und Kunstgeschichte, Denkmaltheorie,
Management und Recht mit ihren jeweiligen Anteilen
für Denkmalpflege zu vermitteln sowie den Gewinn
ihrer interdisziplinären Verflechtung für eine koor-
dinierte Denkmalpflege einzubringen.
 
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