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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Plenum und Tagungsabschluss
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System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft

Das Systemische in der Denkmalpflege
Podiumsgespräch und Diskussion
Moderation: Jürgen Tietz

Bevor wir mit unserer Diskussion beginnen, möchte ich
kurz die Vertreter aus den sieben Sektionen auf dem
Podium vorstellen.
Aus der Sektion 1 wird uns Dr. Irmgard Hunecke
vom Amt für Denkmalpflege in Lübeck berichten, vom
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Dr. Markus
Harzenetter für Sektion 2, Dr. Henning Haßmann vom
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege ver-
tritt hier die Sektion 3, für die Sektion 4 begrüße ich
Herrn Prof. Berthold Burkhardt vom Institut für Trag-
werksplanung der TU Braunschweig, Sektion 5 vertritt
Dr. Klaus Püttmann von der Bezirksregierung Lüne-
burg, die Sektion 6 hat Wilhelm Lucka vom Nieder-
sächsischen Landesamt für Denkmalpflege entsandt
und die Sektion 7 ist vertreten mit Dr. Gottfried Ker-
scher von NETPRAESENS und Dr. Markus Weis vom
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
System Denkmalpflege, worum geht es dabei?
Haben wir es mit einer zeitgeistigen Bezeichnung zu
tun, in der alles, was in Wechselwirkung steht, als
System erkannt wird? Das wäre zu weit gefasst, da hier
alles mit allem in bestimmter Weise wechselwirkt. Oder
hilft uns die Soziologie weiter mit der Systemtheorie
von Niklas Luhmann? Wir sehen, der Begriff ist zu
vielfältig und zu unterschiedlich besetzt. Wir haben bei
der Einführung am Montag von Frau Dr. Segers-Glocke
schon einige Hinweise erhalten; es geht um kooperative
Modelle und ich darf das noch einmal zitieren: „Das
System Denkmalpflege soll sich anhand unterschied-
licher und aufeinander bezogener N etzwerke darstellen,
die als methodischer Verbund und als gedankliches
Modell einer gesellschaftlichen Aufgabe der fachlichen
Betrachtung Tiefe und perspektivisches Volumen geben.
Vernetztes Denken und Handeln in der Denkmalpflege
fordern gleichsam zu einer Aufweitung des Blickfeldes
heraus. Entwicklungen innerhalb und außerhalb der
staatlichen Denkmalpflege bedürfen verstärkter Wahr-
nehmung, um eigene Positionen mit Hilfe einer System-
diskussion heraus zu kristallisieren“.
Die sieben Sektionen haben eindrucksvoll bewiesen,
dass es diese Netzwerke an einigen Stellen gibt. Darauf
aufbauend können wir jetzt in die Diskussion einsteigen.
Es gibt Netzwerke, es gibt aber auch Defizite in den
Netzwerken und die Fragen sind: Wie kann das System
Denkmalpflege, die Kommunikation in den Subsyste-
men permanent gestaltet werden? Gibt es Netzwerke,
die tragfähig sind? Welche Bedingungen müssen dafür
erfüllt werden? Welche Rahmenbedingungen sind not-
wendig, damit diese Netzwerke tragfähig werden?
Kerscher:
Man muss davon ausgehen, bei knapper werdenden Per-
sonalressourcen kommt immer mehr Arbeit auf die
Denkmalpflege zu und zwar auf jeden Einzelnen. Die
Kommunikation von Information, von Wissen, das
Systemische zwischen den Handelnden wird nicht mehr
richtig funktionieren können. Dies als Feststellung und

als Folgerung aus den veränderten Bedingungen ver-
standen. Im Prinzip kann man immer davon ausgehen,
dass es sehr positiv ist, sich die Extremfälle anzusehen.
In die eine Richtung wäre es eine Situation der Auf-
bruchstimmung, in der es viel Geld gab, viele Stellen
und positive Resonanz in der Öffentlichkeit. Denken wir
nur an die 70er Jahre, die Verankerung der Denkmal-
pflege durch Gesetze, die Einbeziehung neuer Denk-
malgattungen. Das war alles sehr positiv. Und dann
denken wir fünf Jahre weiter, an das, was sich in den
letzten Tagen auch angekündigt hat: Dann sieht man
einen Berg von Informationen und Wissen und ein
gigantisches Netzwerk, das Einzelne überhaupt nicht
mehr bewältigen können. Darin sehe ich eine ganz große
Aufgabe, die - ungelöst - in etwa einer Zeitbombe
relativ nahe kommt.
Burkhardt:
Mag sein, ich bin ja etwas artfremd in dieser Runde,
melde mich jetzt aber gleich nach dem, was Sie eben
gesagt haben. Ganz kurz zur Sektion 4. Ich glaube, das
System steht nicht so sehr im Mittelpunkt, weil es mehr
technische Systeme und die Zusammenarbeit in der
Praxis und am Denkmal gemeint hat. Aber die Frage
steht auch im Zusammenhang mit den Kürzungen der
Ressourcen, was wir überhaupt als Netz verstehen. Ich
will das jetzt nicht unterstellen, aber ich habe den Ein-
druck, dass es eigentlich geschlossene Netze sind, mit
einer Struktur, die zwar intern möglicherweise verändert
wird, aber wir werden nur weiter kommen, wenn wir
offene Systeme und Netze nach Außen bringen. Das
habe ich eigentlich auch aus dem Vortrag von Herrn
Huse gelernt. Wenn ich es mit der Hochschule ver-
gleiche, unsere Mittel werden auch ständig gekürzt und
so stehen wir vor dem Dilemma, reduzieren wir die
Qualität oder wirtschaften wir selber. Ein offenes Netz
muss natürlich die Möglichkeit untersuchen, wo bekom-
me ich Unterstützung, wo kann ich mich verstärken.
Harzenetter:
Gerade im Bereich der Gartendenkmalpflege, aus Man-
gel an Mitarbeitern in den jeweiligen Ämtern, die so
etwas ausschließlich betreuen können, gibt es längst
Netzwerke. Diese Netzwerke sind etabliert, sie ent-
stehen gewissermaßen aus der Not heraus, sie bedienen
sich der Mitarbeit von Stiftungen und vor allem haben
sie in letzter Zeit verstärkt und das ist vielleicht das
Spezifische auch der Gartendenkmalpflege, sie haben
verstärkt den Eigentümer als den eigentlichen Denkmal-
pfleger wieder entdeckt und in den Mittelpunkt der
Bemühungen gestellt.
Es gibt interessante niederländische Beispiele, wo
eine Stiftung sich mehr oder weniger auch als Selbst-
hilfeorganisation gegründet hat, die über einen beträcht-
lichen Etat verfügt, die von den Eigentümern getragen
wird, die für die Eigentümer da ist, die sich als ver-
mittelnder Anwalt zwischen Eigentümer und Behörden
 
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