36
Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover
Gusseisernes Stirnradgetriebe als Unterantrieb für die Mahlgänge in der Bockwindmühle in Hänigsen.
des vor dem Vermahlen musste nun in den Mühlen
selbst erfolgen. Getreidereinigungsanlagen, zunächst
die bereits erwähnten Spitz- und Schälgänge, seit dem
ausgehenden 19. Jahrhundert in Form von etlichen
Einzelmaschinen, kamen auf. Die ersten Walzenstühle
ersetzten seit den 1870er Jahren die alten Mahlgänge.
Auch die Bockmüller wollten nun in der Entwicklung
mithalten und in den guten Weizengegenden, so der
unsere Region streifenden Hildesheimer Börde, taten
sie es durch die folgende rigorose Modernisierung ih-
rer Mühlen auch. Beispielhaft seien die Auszüge aus
dem Bericht der Mühlenbaufirma Burgdorff in Hohen-
eggelsen zu deren 30-jährigen Jubiläum im „Deut-
schen Müller" vom 2. März 1895 wiedergegeben:
„ Vom Mühlenbau in Hannover - Westfalen sandte uns
Herr Th. Burgdorff, Mühlenbau-Geschäft in Hoheneg-
gelsen einen recht ausführlichen Bericht ein, den wir
gerne abdrucken. Herr B. war vordem Mühlenbesitzer,
arbeitete vor 32 Jahren bei Luther (damals in Wolfen-
büttel) und gründete 1865 sein blühendes Mühlen-
geschäft.
Zu den 50 Mühlen wurden in 20 Fällen als An-
triebs-Motor Windräder verwendet, sonst Zugja-
lousie, beide System Burgdorff. Als Klappen fanden in
der ersten Zeit nur Eisenrahmen mit Segeltuch, dann
versuchsweise Blech- und Holzklappen Verwendung,
während jetzt nur noch ausschließlich imprägnierte
Brettchen aus leichtem Holz verwendet werden. Ei-
senblechklappen sind die billigsten, haben sich aber
am schlechtesten bewährt. Holzklappen, die jetzt 15
Jahre gehen, sind noch wie neu.
Ganz besonders flott war das Geschäft in der Anlage
von Walzenstühlen, Sicht- und Reinigungsmaschinen
und Jalousie-Flügel, wovon Hunderte geliefert sind. In
den meisten Fällen sind die betreffenden Anlagen auf
Bockwindmühlen ausgeführt worden und zwar 20 mal
mit Dampf-Anlage mit 10 bis 24pferdigen Maschinen,
theils stationäre, größtentheils Locomobilen."
Weiterhin geht aus dem Bericht hervor, dass man be-
reits um diese Zeit auch schon Hilfsantriebe in den
Bockwindmühlen bei Windmangel einsetzte. Durch
den Einsatz der eisernen Königsspindeln ließen sich
diese recht einfach mit den Mahlwerken der Mühlen
verbinden.
Die genannten Mühlenbaufirmen haben als Spezial-
gebiet den Umbau teilweise sehr alter Bockwindmüh-
len nach neuesten Systemen in ihr Programm aufge-
nommen. Es verwundert so auch nicht, dass so gerade
in der südöstlichen Region des Hannoverlandes noch
im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Bockwindmüh-
len neu gebaut worden sind und die Modernisierung
älterer Mühlen noch bis vor dem Zweiten Weltkrieg
stattfand. Erwähnenswert ist am Schluss die Tatsache,
dass hierzulande mit der erst 1907 aus Dollbergen
versetzten Mühle in Arpke (Stadt Lehrte) zu Beginn
der 1950er Jahre noch ein Umbau einer uralten Bock-
Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover
Gusseisernes Stirnradgetriebe als Unterantrieb für die Mahlgänge in der Bockwindmühle in Hänigsen.
des vor dem Vermahlen musste nun in den Mühlen
selbst erfolgen. Getreidereinigungsanlagen, zunächst
die bereits erwähnten Spitz- und Schälgänge, seit dem
ausgehenden 19. Jahrhundert in Form von etlichen
Einzelmaschinen, kamen auf. Die ersten Walzenstühle
ersetzten seit den 1870er Jahren die alten Mahlgänge.
Auch die Bockmüller wollten nun in der Entwicklung
mithalten und in den guten Weizengegenden, so der
unsere Region streifenden Hildesheimer Börde, taten
sie es durch die folgende rigorose Modernisierung ih-
rer Mühlen auch. Beispielhaft seien die Auszüge aus
dem Bericht der Mühlenbaufirma Burgdorff in Hohen-
eggelsen zu deren 30-jährigen Jubiläum im „Deut-
schen Müller" vom 2. März 1895 wiedergegeben:
„ Vom Mühlenbau in Hannover - Westfalen sandte uns
Herr Th. Burgdorff, Mühlenbau-Geschäft in Hoheneg-
gelsen einen recht ausführlichen Bericht ein, den wir
gerne abdrucken. Herr B. war vordem Mühlenbesitzer,
arbeitete vor 32 Jahren bei Luther (damals in Wolfen-
büttel) und gründete 1865 sein blühendes Mühlen-
geschäft.
Zu den 50 Mühlen wurden in 20 Fällen als An-
triebs-Motor Windräder verwendet, sonst Zugja-
lousie, beide System Burgdorff. Als Klappen fanden in
der ersten Zeit nur Eisenrahmen mit Segeltuch, dann
versuchsweise Blech- und Holzklappen Verwendung,
während jetzt nur noch ausschließlich imprägnierte
Brettchen aus leichtem Holz verwendet werden. Ei-
senblechklappen sind die billigsten, haben sich aber
am schlechtesten bewährt. Holzklappen, die jetzt 15
Jahre gehen, sind noch wie neu.
Ganz besonders flott war das Geschäft in der Anlage
von Walzenstühlen, Sicht- und Reinigungsmaschinen
und Jalousie-Flügel, wovon Hunderte geliefert sind. In
den meisten Fällen sind die betreffenden Anlagen auf
Bockwindmühlen ausgeführt worden und zwar 20 mal
mit Dampf-Anlage mit 10 bis 24pferdigen Maschinen,
theils stationäre, größtentheils Locomobilen."
Weiterhin geht aus dem Bericht hervor, dass man be-
reits um diese Zeit auch schon Hilfsantriebe in den
Bockwindmühlen bei Windmangel einsetzte. Durch
den Einsatz der eisernen Königsspindeln ließen sich
diese recht einfach mit den Mahlwerken der Mühlen
verbinden.
Die genannten Mühlenbaufirmen haben als Spezial-
gebiet den Umbau teilweise sehr alter Bockwindmüh-
len nach neuesten Systemen in ihr Programm aufge-
nommen. Es verwundert so auch nicht, dass so gerade
in der südöstlichen Region des Hannoverlandes noch
im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Bockwindmüh-
len neu gebaut worden sind und die Modernisierung
älterer Mühlen noch bis vor dem Zweiten Weltkrieg
stattfand. Erwähnenswert ist am Schluss die Tatsache,
dass hierzulande mit der erst 1907 aus Dollbergen
versetzten Mühle in Arpke (Stadt Lehrte) zu Beginn
der 1950er Jahre noch ein Umbau einer uralten Bock-