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Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover
Die Baßmühle bei Hohenhameln im benachbarten Land-
kreis Peine wurde 1922 durch die Mühlenbaufirma Tiedt zur
Paltrockmühle umgebaut.
Prinzip des Rollbocksystems
Windmühle Machtsum, Lk. Hildesheim
M. ca. 1 : 50
ter Form. Erst später bürgerte sich für diese Mühlen
auch der Name „Paltrockmühle" ein, in Fachzeitschrif-
ten vor 1900 ist er jedoch bereits geläufig.
Südostniedersachsen mit seinen ab Mitte des 19. Jahr-
hunderts schon recht neuzeitlich entwickelten Wind-
mühlen und experimentierfreudigen Mühlenbauern
gehörte zu den ersten Gebieten, in denen diese neue
Mühlenart Fuß fassen sollte.
1894 versetzte der Mühlenbaumeister Theodor Burg-
dorff/Hoheneggelsen eine aus Schliestedt bei Wolfen-
büttel stammende Bockwindmühle nach Asel bei Hil-
desheim und baute sie dabei zu einer Paltrockmühle
um. Als eine Art „Versuchsobjekt" wirkte diese seit
1993 als technisches Denkmal wiederhergestellte
Mühle noch ein wenig hausbacken, trug sie doch noch
den altertümlichen Stert der Bockwindmühle und bis
zur Einstellung des Windbetriebs 1950 Segelflügel.
Dennoch löste diese Mühle eine kleine Revolution im
hiesigen Windmühlenbau aus. Im Braunschweigischen
Ort Timmerlah ist um die gleiche Zeit, wahrscheinlich
durch den Wolfenbütteler Mühlenbauer Kissel, eine
1887 aus Wurzen/Sachsen versetzte Bockwindmühle
zum Paltrock umgebaut worden.
Auch der benachbarte Mühlenbaumeister Wilhelm
Tiedt aus Peine nahm diese Entwicklung auf und
es entstanden durch seine Firma noch vor 1900 die
Paltrockmühlen in Vollbüttel (Ldkr. Gifhorn) und Rau-
tenberg (Ldkr. Peine).
Eine weitere, der Paltrockmühle ähnliche Mühlenart,
entwickelte sich hierzulande in der gleichen Zeit mit
der Rollbockwindmühle.
Nach der Umsetzung von Müllingen (Stadt Sehnde)
1888 ins Hildesheimische Machtsum ließ der Müller
Vollmer seine alte, bereits 1638 erbaute Bockwind-
mühle durch den Einbau einer stählernen Königswelle
mit Untertriebwerk für 2 Steinmahlgänge dem mo-
dernen Standard anpassen. Um das Getriebe in der
sehr beengten Mühle unterzubringen, musste ein
Stück aus dem tragenden Hammer herausgeschnitten
werden, worauf dieser seine statische Funktion nur
noch bedingt erfüllen konnte. Den Bock ummauerte
man deshalb und ließ zwischen Mühlenkasten und
Mauerkrone eine Rollenbahn anbringen, die seitdem
einen wesentlichen Teil der Tragfunktion übernahm.
Aus ähnlichem Grund, in dem man ein Verkippen oder
Verziehen des Mühlenkastens durch den rigorosen
Einbau neuer Technik befürchtete, ließ der Mühlen-
bauer Burgdorff 1888 eine von ihm mit einem Wind-
turbinenrad statt der herkömmlichen 4 Flügel und
neuesten Maschinen ausgestattete Bockwindmühle
in Hoheneggelsen mit je einer eisernen Stuhlrolle un-
ter den fast bis zur Erde reichenden beiden Ecksäulen
der Stertwand auf einer ebenerdigen Bahn laufen. Die
1889 von Immenrode nach Liebenburg (Ldkr. Goslar)
versetzte Bockwindmühle erhielt nach damals erfolg-
ter rigoroser Modernisierung das gleiche System, mit
größter Wahrscheinlichkeit auch durch Burgdorff.
Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover
Die Baßmühle bei Hohenhameln im benachbarten Land-
kreis Peine wurde 1922 durch die Mühlenbaufirma Tiedt zur
Paltrockmühle umgebaut.
Prinzip des Rollbocksystems
Windmühle Machtsum, Lk. Hildesheim
M. ca. 1 : 50
ter Form. Erst später bürgerte sich für diese Mühlen
auch der Name „Paltrockmühle" ein, in Fachzeitschrif-
ten vor 1900 ist er jedoch bereits geläufig.
Südostniedersachsen mit seinen ab Mitte des 19. Jahr-
hunderts schon recht neuzeitlich entwickelten Wind-
mühlen und experimentierfreudigen Mühlenbauern
gehörte zu den ersten Gebieten, in denen diese neue
Mühlenart Fuß fassen sollte.
1894 versetzte der Mühlenbaumeister Theodor Burg-
dorff/Hoheneggelsen eine aus Schliestedt bei Wolfen-
büttel stammende Bockwindmühle nach Asel bei Hil-
desheim und baute sie dabei zu einer Paltrockmühle
um. Als eine Art „Versuchsobjekt" wirkte diese seit
1993 als technisches Denkmal wiederhergestellte
Mühle noch ein wenig hausbacken, trug sie doch noch
den altertümlichen Stert der Bockwindmühle und bis
zur Einstellung des Windbetriebs 1950 Segelflügel.
Dennoch löste diese Mühle eine kleine Revolution im
hiesigen Windmühlenbau aus. Im Braunschweigischen
Ort Timmerlah ist um die gleiche Zeit, wahrscheinlich
durch den Wolfenbütteler Mühlenbauer Kissel, eine
1887 aus Wurzen/Sachsen versetzte Bockwindmühle
zum Paltrock umgebaut worden.
Auch der benachbarte Mühlenbaumeister Wilhelm
Tiedt aus Peine nahm diese Entwicklung auf und
es entstanden durch seine Firma noch vor 1900 die
Paltrockmühlen in Vollbüttel (Ldkr. Gifhorn) und Rau-
tenberg (Ldkr. Peine).
Eine weitere, der Paltrockmühle ähnliche Mühlenart,
entwickelte sich hierzulande in der gleichen Zeit mit
der Rollbockwindmühle.
Nach der Umsetzung von Müllingen (Stadt Sehnde)
1888 ins Hildesheimische Machtsum ließ der Müller
Vollmer seine alte, bereits 1638 erbaute Bockwind-
mühle durch den Einbau einer stählernen Königswelle
mit Untertriebwerk für 2 Steinmahlgänge dem mo-
dernen Standard anpassen. Um das Getriebe in der
sehr beengten Mühle unterzubringen, musste ein
Stück aus dem tragenden Hammer herausgeschnitten
werden, worauf dieser seine statische Funktion nur
noch bedingt erfüllen konnte. Den Bock ummauerte
man deshalb und ließ zwischen Mühlenkasten und
Mauerkrone eine Rollenbahn anbringen, die seitdem
einen wesentlichen Teil der Tragfunktion übernahm.
Aus ähnlichem Grund, in dem man ein Verkippen oder
Verziehen des Mühlenkastens durch den rigorosen
Einbau neuer Technik befürchtete, ließ der Mühlen-
bauer Burgdorff 1888 eine von ihm mit einem Wind-
turbinenrad statt der herkömmlichen 4 Flügel und
neuesten Maschinen ausgestattete Bockwindmühle
in Hoheneggelsen mit je einer eisernen Stuhlrolle un-
ter den fast bis zur Erde reichenden beiden Ecksäulen
der Stertwand auf einer ebenerdigen Bahn laufen. Die
1889 von Immenrode nach Liebenburg (Ldkr. Goslar)
versetzte Bockwindmühle erhielt nach damals erfolg-
ter rigoroser Modernisierung das gleiche System, mit
größter Wahrscheinlichkeit auch durch Burgdorff.