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Hagen, Rüdiger; Neß, Wolfgang; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen: Region und Stadt Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag, Heft 44.2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51272#0282
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278

Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover

Bennemühlen
Ortsmitte/Kaffeedamm
Wassermühle

Bissendorf
Rabensberg
Wallholländerwindmühle

Bereits 1529 als Lehen der Herren von Bothmer er-
wähnt, weiterhin 1590 und 1641. Der Mühlenstand-
ort dürfte jedoch wesentlich älter sein, denn die Her-
ren von Bothmer sind bereits 1310 als Lehnsherren in
dieser Gegend auszumachen. Die Mühle wurde nicht
auf Erbzins vergeben, sondern vom Gutsherrn oder
seinem Gesamtpächter entweder unterverpachtet
oder mit Hilfe eines Müllers selbst betrieben. Um 1700
wird der Pächter Goedecke aus Elze genannt, 1757
der Meister Johann Henning Goden. Das Mühlenver-
zeichnis von 1825 erwähnt die Mühle mit 2 Gängen.
1838 wird der Pächter Berkefeld, um 1850 Heinrich
Knapworst genannt. 1936 ist die Mühle, die dem Ort
den Namen gab, stillgelegt worden. Das Mühlenge-
bäude ist noch erhalten und dient Wohnzwecken.

Bissendorf
Scherenbosteier Straße, später Rabensberg
Bockwindmühle
1568 erstmals erwähnt. Die Mühle stand auf Kirchen-
land und gehörte zunächst zum Hof Amecke. Von
etwa 1590 an wurde die Mühle von der Familie Dett-
mer bewirtschaftet. 1612 ließ der Müller Kurt Dettmer
die Mühle auf den Rabensberg nördlich von Bissen-
dorf versetzen, wo bereits die Wennebosteler Mühle
stand. Gegen die Umsetzung hatte damals die Witwe
Wöhler von der Wennebosteler Mühle vergebens pro-
testiert. 1639 verkauften Dettmers die Mühle an den
Müller Hans Dusche. Das Mühlenverzeichnis des Am-
tes Bissendorf nennt 1685 den Müller Heinrich Wöhler
auf beiden Mühlen auf dem Rabensberg. Seit 1769
war die Mühle über mehrere Generationen im Besitz
der Familie Mohrlüder, der Müller Johann Friedrich
Mohrlüder übernahm 1776 zusätzlich die Wennebos-
teler Mühle auf Erbzins. In der „Französischen Zeit"
1812 kaufte der Müller Cordt Heinrich Mohrlüder die
Mühle laut eines erhalten gebliebenen Erbzins-Vertra-
ges.1856 haben Mohrlüders den Erbzins ausgelöst.
Der letzte Mohrlüder verkaufte die Mühle, nachdem
die Nachbarmühle nach Kaltenweide versetzt worden
war, am 03.11.1879 an den Müller August Reeders.
Die Mühle hatte zuletzt 2 Segel- und 2 Jalousieflügel.
Im Hausbaum sollen sich die Jahreszahl „1715", der
Name des Mühlenbauers und die Insignien „MDDJ"
mit dem späteren Burgdorfer Kreiswappen befunden
haben, die auf einen vermutlichen Neuaufbau in die-
sem Jahr hinwiesen. 1909 ist die Mühle durch eine
Holländerwindmühle ersetzt worden.

1909 der Bauart nach durch die Peiner Mühlenbaufir-
ma Tiedt für den Müller August Reeders erbaut. Die
Mühle wurde der Zeit entsprechend neuzeitlich einge-
richtet, die zwiebelförmige Kappe trug Jalousieflügel
und Windrose. Kurze Zeit nach dem Bau erhielt die
Mühle einen Benzolmotor als Aushilfsantrieb, 1920
einen Dieselmotor. 1929 sind die Flügel durch Sturm
zerstört worden, die Mühle lief mit Dieselantrieb wei-
ter. 1940 erfolgte die Elektrifizierung und damit ein
Umbau der Mühlentechnik auf 2 Doppelwalzenstühle
und Plansichter. 1958 wird Gustav Reeders als Mül-
ler genannt. 1964 ist der Betrieb eingestellt und die
Mühle später abgebrochen worden.
Bissendorf
Nordöstlich des Ortes am Mühlenkamp
Wassermühle am Mühlengraben
1435 in einer Urkunde genannt, als die Länderei-
en des Mühlenkamps und andere Ländereien des in
jenem Jahr verstorbenen Henricus von Bissen (=Bis-
sendorf) an die Bissendorfer Kirche fielen. Das Müh-
lenverzeichnis des Amtes Bissendorf nennt hier den
Kirchenmüller Johann Harbert. Laut einer Urkunde
von 1777 (Corpus Bonorum Bissendorf), die ein Pro-
tokoll vom 24. Mai 1774 enthält, war die Mühle 1750
an Kurt Rieckenbergen auf jährlich 5 Thaler Erbzins
verpachtet, musste aber, da sie „den Dorfschaften
Bissendorf, Wennebostel und andern sehr schädlich
war" mit Genehmigung der Landesherrschaft vom
19. Oktober 1770 abgebrochen werden.
Bissendorf
Burgwedeler Straße
Dampfmühle
1870 von Stellmachermeister Kurt Heinrich Meine als
Säge- und Mahlmühle erbaut. 1877 gibt der Erbzins-
müller Mohrlüder von der Windmühle in Wennebos-
tel an, dass ihm durch die Dampfmühle große Kon-
kurrenz entstanden sei und er nun seine gepachtete
Mühle vollständig an den Eigentümer Wöhler zurück-
gebe. Die Bockwindmühle ist daraufhin 1879 nach
Kaltenweide versetzt worden. Um 1890 kaufte der
Müller Georg Garbe, der aus der Windmühle Deger-
sen stammte, die Dampfmühle, nach dem Meine nach
Amerika ausgewandert war. Bis 1942 war die Mühle
in Betrieb und wurde dann ausgeräumt und umge-
nutzt. Die Gebäude wurden ab 1948 noch als Mö-
belgeschäft genutzt und sind nicht mehr vorhanden.
 
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