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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Vieweg-Haus in Braunschweig — Hannover: Niedersächs. Landesverwaltungsamt, Heft 5.1985

DOI Artikel:
Königfeld, Peter: Hinweise zur Farbigkeit des Vieweg-Hauses in Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.50503#0126
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160 Vieweg-Haus, Durchfahrt
und östlicher Treppen-
aufgang im Südflügel.
Farbbefunde 1984.

sie von guten gehauenen Steinen erbaut“. Er rät zu der Farbe
der natürlichen Steine. - Riedel weist ebenfalls darauf hin,
daß „die Farben zum Abputz oder Anstrich immer so gewählt
oder gemischt werden müssen, daß sie den Steinfarben
möglichst gleich kommen . . . Den Sockel oder die Plinthe
des Hauses kann man mit einem dunkleren Ton der Haupt-
farbe anstreichen, um die darüber stehende Etage zu relevie-
ren.“ - Karl Friedrich Schinkel schließlich gibt der Empfin-
dung des frühen 19. Jahrhunderts Ausdruck, indem er in
einem Gutachten 1829 ausführt, „jede Farbe, die bei ge-
wöhnlicher Architektur nicht an irgendein Baumaterial erin-
nert, wird schon etwas Anstößiges haben“9.
Die breit gelagerten Außenfronten des Vieweg-Hauses mit
ihren wenigen, kräftigen Schmuckformen, die zum Teil aus
Terrakotta vorgefertigt sind, und den Flächenteilungen aus
Quadern und Ritzfugen, wollen den Eindruck eines massiv
aus Werkstein errichteten Gebäudes erwecken. Die Farbge-
bung in „sanfter Steinfarbe“ sollte ein solches Erscheinungs-
bild offensichtlich unterstützen. Die materialbetonte Farbig-
keit läßt sich im übrigen auch auf den Holzteilen der Fenster
feststellen: der gedeckte Ockerton soll frisches Holz imitie-
ren. - Insgesamt trägt diese zurückgenommene originale
Fassadenpolychromie ganz wesentlich dazu bei, den klassi-
zistischen Bau in seiner kubischen Geschlossenheit monu-
mental, aber auch in seinen feinen Gliederungen deutlich ab-
lesbar erscheinen zu lassen.
3. Innenfarbigkeit
3.1 Allgemeine Situation
Im Innern des Vieweg-Hauses war vor Baubeginn keine ein-
gehende Begutachtung zur Ausmalung des Interieurs mög-
lich. Erst während der Entkernung konnte stichprobenartig
eine restauratorische Untersuchung durchgeführt werden.
Sie ergab, vorsichtig beurteilt, daß offensichtlich im Verlauf
des 19. Jahrhunderts ein völliger Neuverputz nahezu des ge-
samten Innern stattgefunden hat. Die wenigen Bemalungs-
spuren, die sich - auf den zum Burgplatz gelegenen mittle-
30 ren Saal im ersten Obergeschoß und die benachbarten Zim-
mer beschränkt - auffinden ließen, dürften der zweiten

Phase historischer Architekturfarbigkeit zuzuordnen sein.
Diese, von den späten sechziger bis in die neunziger Jahre
des 19. Jahrhunderts dauernd, bevorzugte Renaissancefor-
men und in ihrer Buntheit gedämpfte Töne10.
Wenig aufschlußreich war auch das Ergebnis der Nachfor-
schungen in dem Durchgang vom Burgplatz. Hier waren 26
zwar Schichten von Farbschollen, vor allem im Sockelbe- 167
reich, festzustellen. Anstrichfolgen, zeitliche Einordnung
oder gar Gliederungssysteme von Flächen sind daraus nicht
abzuleiten.
3.2 Toreinfahrt Vor der Burg
Lediglich in der Einfahrt Vor der Burg hatte eine restaurato-
rische Untersuchung Erfolg. - Hier waren in der Nachkriegs- 38
zeit die Wände der Torbogeneinfahrt farblich gestaltet wor- 39
den: der Sockel und die Bogenstellungen grau gestrichen,
die Spiegelfelder rot, ihre umlaufenden Rahmen gelb mit 40
schwarzem Mäanderfries. - Darunterlagen mehrere Schich-
ten zum Teil differenzierter Fassungen. Auf diese Befundlage
soll im folgenden näher eingegangen werden.
Zustandsbeschreibung (nach Untersuchungsbericht von
Restaurator K. Thönes, Bremen, vom 30.11.1984)11:
3.2.1 Äußere Torbogeneinfahrt
Die Wandbereiche weisen bis ca. zur Höhe des Mäander-
bandes im Sockelbereich neue Verputzungen aus diesem
Jahrhundert auf. Hier konnten deshalb keine anderen Fas-
sungen als die sichtbare ermittelt werden. Oberhalb des
Mäanderbandes liegen ältere Verputzungen vor, die Be-
funde bis ca. zur Mitte des 19. Jahrhunderts aufweisen. In
einem oberen Wandfeld beginnt in ca. drei Meter Höhe ein
älterer Lehmputzbereich.
Zur Schichtfolge im einzelnen:
Schicht 0: Als Grund liegen die eben beschriebenen zwei
verschiedenen Putzarten vor. Der im oberen Teil der Wand
vorhandene Lehmputz enthält Strohanteile und ist sehr ma-
ger. Die Oberfläche pudert sehr stark ab. Die weiteren Farb-
fassungen sind dementsprechend sehr schlecht erhalten.

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