DAS GRIECHISCHE THEATER IN SYRAKUS \g
In Megalopolis (vgl. Dörpfeld S.137 mit Figur 56) sieht man
auf einer schmalen Schwelle aus Kalkstein, von der nur ein-
zelne Stücke aufgedeckt werden konnten, «in Abständen von
1,62 m grössere, viereckige Löcher, die zur Befestigung von
Pfosten gedient haben, ferner lange schmale, vor den ersteren
gelegene Rinnen, in die offenbar die zur Verkleidung der Pfos-
ten dienenden Bohlen eingelassen waren, und endlich kleinere
Vertiefungen zwischen den anderen, die zur Befestigung von
Pinakes gedient haben mögen». Die eigentümlichen, 5 */2 cm
tiefen Einarbeitungen im «Proskenion» des Theaters von Akrai,
die Puchstein (S.124) wohl mit Recht für Holz bestimmt glaubt,
müssen hier wegen ihrer abweichenden, haken - oder Γ - för-
migen Gestalt ausser Betracht bleiben, zumal der Grundriss
des Theaters und damit die Funktion der Steinschwelle durch
Ausgrabungen erst noch festgestellt werden müsste.
Die Konstruktion der Proskenien von Sikyon und Megalo-
polis weist nun aber wesentliche Verschiedenheiten von dem
Holzbau in Syrakus auf. Denn einmal sind in Sikyon und Mega-
lopolis die Löcher des Stylobates klein und nur für die Zapfen
von Holzpfosten bestimmt, während wir in Syrakus nach der
Umrisszeichnung der Einarbeitungen das Profil der Stützen be-
stimmen können. Nach ihrer Profilierung zu schliessen sind die
Pfosten in Syrakus auch nicht verdeckt (oder verkleidet) gewe-
sen wie in Megalopolis, sondern von den Zuschauern gesehen
worden. Wichtiger als dieser rein äusserliche Unterschied ist,
dass in Syrakus, soweit ich gesehen habe, für die Befestigung
von Pinakes nicht vorgesorgt ist, die wir hier um so mehr vor-
aussetzen müssten ’, als der Abstand der Holzstützen von ein-
ander verhältnismässig gross ist (s. u.). Und aus demselben
Grunde würde man eine Vorrichtung zu ihrer Befestigung zu
finden erwarten, wenngleich derlei Dübel- oder Riegellöcher
auch in anderen Theatern fehlen. Ja die verschiedene Gestalt
der Stützen scheint geradezu die Annahme von Pinakes zu ver-
bieten, da man nicht einsieht, warum man die Pfosten verschie-
1 «Das Charakteristische der hellenistischen Proskenien bleiben die Pfosten»,
die «dem einzigen Zweck dienten», die Pinakes zu halten. So Noack Philologus
1899, 1 2 ff·
In Megalopolis (vgl. Dörpfeld S.137 mit Figur 56) sieht man
auf einer schmalen Schwelle aus Kalkstein, von der nur ein-
zelne Stücke aufgedeckt werden konnten, «in Abständen von
1,62 m grössere, viereckige Löcher, die zur Befestigung von
Pfosten gedient haben, ferner lange schmale, vor den ersteren
gelegene Rinnen, in die offenbar die zur Verkleidung der Pfos-
ten dienenden Bohlen eingelassen waren, und endlich kleinere
Vertiefungen zwischen den anderen, die zur Befestigung von
Pinakes gedient haben mögen». Die eigentümlichen, 5 */2 cm
tiefen Einarbeitungen im «Proskenion» des Theaters von Akrai,
die Puchstein (S.124) wohl mit Recht für Holz bestimmt glaubt,
müssen hier wegen ihrer abweichenden, haken - oder Γ - för-
migen Gestalt ausser Betracht bleiben, zumal der Grundriss
des Theaters und damit die Funktion der Steinschwelle durch
Ausgrabungen erst noch festgestellt werden müsste.
Die Konstruktion der Proskenien von Sikyon und Megalo-
polis weist nun aber wesentliche Verschiedenheiten von dem
Holzbau in Syrakus auf. Denn einmal sind in Sikyon und Mega-
lopolis die Löcher des Stylobates klein und nur für die Zapfen
von Holzpfosten bestimmt, während wir in Syrakus nach der
Umrisszeichnung der Einarbeitungen das Profil der Stützen be-
stimmen können. Nach ihrer Profilierung zu schliessen sind die
Pfosten in Syrakus auch nicht verdeckt (oder verkleidet) gewe-
sen wie in Megalopolis, sondern von den Zuschauern gesehen
worden. Wichtiger als dieser rein äusserliche Unterschied ist,
dass in Syrakus, soweit ich gesehen habe, für die Befestigung
von Pinakes nicht vorgesorgt ist, die wir hier um so mehr vor-
aussetzen müssten ’, als der Abstand der Holzstützen von ein-
ander verhältnismässig gross ist (s. u.). Und aus demselben
Grunde würde man eine Vorrichtung zu ihrer Befestigung zu
finden erwarten, wenngleich derlei Dübel- oder Riegellöcher
auch in anderen Theatern fehlen. Ja die verschiedene Gestalt
der Stützen scheint geradezu die Annahme von Pinakes zu ver-
bieten, da man nicht einsieht, warum man die Pfosten verschie-
1 «Das Charakteristische der hellenistischen Proskenien bleiben die Pfosten»,
die «dem einzigen Zweck dienten», die Pinakes zu halten. So Noack Philologus
1899, 1 2 ff·