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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Vollmoeller, Karl Gustav: Über zwei euböische Kammergräber mit Totenbetten
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0364
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K. G. VOLLMOELLER

deuten, derart, dass sie als Widerhalt für zwei Fallriegel zu
denken wären, die vom Deckel herabgeklappt werden konnten.
An einem der Vorsprünge ist die Spur einer Durchbohrung zu
entdecken. Dies würde das Loch bedeuten, durch das ein Stift
gesteckt werden konnte, um die Klappen in ihrer Lage zu
sichern. Eine Analogie dafür auf Vasendarstellungen hat sich
nicht gefunden. Die Truhe enthält eine viereckige Aushöhlung,
die bei einer Tiefe von 0,40 m 0,50X0,26 im Rechteck misst.
Dass die Truhe besonders zum Sitzen eingerichtet war, beweist
der fussbankartige Untersatz und die weiche, kissenartige
Abrundung des Deckels. Wie weit sie in ihrem Verhältnis zu
den anderen Stücken der Kammer als Thron zu betrachten
ist, wird uns später beschäftigen.
Als kurze Zeit nach der Plünderung des Grabes der Staats-
anwalt aus Chalkis die Stätte der That besichtigte, war —
nach mündlicher Schilderung — der Zustand der Grabkammer
wie folgt:
Die schweren Steinmatratzen der beiden Klinen waren auf-
gehoben und in dieser Lage gestützt, um ein bequemes Aus-
leeren der inneren Höhlung zu ermöglichen. Der Deckel der
Lade C war zu Boden geworfen, der obere Teil des Thrones B
nach rechts verschoben, so dass ebenfalls die Öffnung zugäng-
lich war. In den Hohlräumen aller dieser Stücke fanden sich,
durcheinander gewühlt, Asche, kleingeschlagene Stücke von
Knochen und dazwischen vereinzelte goldene χάνδραι, kleine
Perlen aus dünnem Goldblech, meist in Form eines Doppel-
konus und in der Mitte zum Anreihen an einer Schnur durch-
bohrt. Zur gründlichen Durchsuchung des Thrones A schien
den Grabräubern die Zeit gefehlt zu haben, denn das Oberteil
des Thrones war nur wenig verrückt und der Inhalt anschei-
nend unberührt: es fanden sich hier die verbrannten Reste
sorgfältig in ein Stück Zeug eingewickelt1. Der ganze Boden
der Grabkammer war mit Asche und Knochenresten bestreut.

1 Vgl. Kuruniotis a. a. O. S. 226 r. unten. Dasselbe hat schon Konsul Gropius
in Attika beobachtet (Ross, Arch. Aufs. I 24). Die zahlreichen Stoffreste aus
siidrussischen Gräbern, welche die Eremitage besitzt, scheinen zum Teil ähnli-
chen Zwecken gedient zu haben.
 
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