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G. KARO
hölzerne Griffe. Der Liliendolch besitzt einen solchen aus
Goldblech (offenbar war der Kern auch hier aus Holz), aber
die darauf getriebenen Lilien sind so viel geringer als die
der Klinge, dass man den Griff wohl als eine einheimische
Zutat zu der prächtigen importierten Klinge ansehen muss.
Ein paar besonders wertvolle Griffe waren jederseits mit einer
Elfenbeinplatte verkleidet, auf der mosaikartig aus winzigen
Goldstiften ein Spiralmuster eingehämmert war (Taf. XVIII;
IV 396. 397; zuerst behandelt von Tsuntas, ’Ecp. apx- 1897,1 21 ff.
Taf. 7). Aus kleinen Resten (besonders IV 406) hat Gillieron
diese Griffe eigenartiger, recht unpraktischer Technik ergänzt
(Geislinger Katalog S. 16-18. 22). Die Knäufe der Dolche und
Schwerter bestanden aus Holz (bisweilen mit Goldverklei-
dung), Alabaster, Marmor oder Elfenbein (vgl. unten S. 197).
Weder Fayence noch Einlagen aus Schmelz, die später häufig
werden1, kommen in den Schachtgräbern vor.
Die Schwerter sind fast stets sehr lang und schmal, auf
den Darstellungen von Kämpfen werden sie durchweg zum
Stich, nie zum Hieb verwendet2. Zwei Gruppen lassen sich
leicht scheiden. Die eine zeigt die übliche schmale minoische
Klingenform, oben gerundet, mit drei kleinen Nägeln, welche
das stark ausgeschweifte Heft festhielten. Zwei besonders
schöne, goldene Exemplare hat Gillieron zu seinen Ergän-
zungen verwendet (Geislinger Katalog S. 14 f.). Die Klingen
tragen jederseits eine scharfe oder gerundete Mittelrippe, die
bisweilen oben von fein ciselierten Spiralen begleitet wird
(IV 402, Geisl. Kat. S. 15). Selten sind beide Seiten der Klinge
mit ganz flachen, feinen Reliefs verziert, laufenden Greifen
auf IV 417, Pferden aufV 748 (Perrot-Chipiez VI 781; Bossert,
Altkreta2 Abb. 288). Diese letzteren sind besonders frisch und
lebensvoll gebildet (die Deutung auf Wildesel scheint mir
nicht haltbar).
Die cylindrischen Griffe dieser Schwerter bestanden aus
1 Aus Mykenai, ’Ecp. dpx- 1897, Taf. 7. 8; Geisl. Katal. S. 19. Gleichzei-
tige Exemplare aus den Kammergräbern bei Phaistos (SM. III) Savignoni,-
Mon. ant. d. Line. XIV 535. Vgl. Evans, Prehist. Tombs 110.
2 Goldring und Gemme des III. Grabes, Furtwängler, Gemmen Taf. II
2. 3 und sonst oft; Reichel, Homer. Waffen 3 f.; jünger Perrot-Chipiez VI 846.
G. KARO
hölzerne Griffe. Der Liliendolch besitzt einen solchen aus
Goldblech (offenbar war der Kern auch hier aus Holz), aber
die darauf getriebenen Lilien sind so viel geringer als die
der Klinge, dass man den Griff wohl als eine einheimische
Zutat zu der prächtigen importierten Klinge ansehen muss.
Ein paar besonders wertvolle Griffe waren jederseits mit einer
Elfenbeinplatte verkleidet, auf der mosaikartig aus winzigen
Goldstiften ein Spiralmuster eingehämmert war (Taf. XVIII;
IV 396. 397; zuerst behandelt von Tsuntas, ’Ecp. apx- 1897,1 21 ff.
Taf. 7). Aus kleinen Resten (besonders IV 406) hat Gillieron
diese Griffe eigenartiger, recht unpraktischer Technik ergänzt
(Geislinger Katalog S. 16-18. 22). Die Knäufe der Dolche und
Schwerter bestanden aus Holz (bisweilen mit Goldverklei-
dung), Alabaster, Marmor oder Elfenbein (vgl. unten S. 197).
Weder Fayence noch Einlagen aus Schmelz, die später häufig
werden1, kommen in den Schachtgräbern vor.
Die Schwerter sind fast stets sehr lang und schmal, auf
den Darstellungen von Kämpfen werden sie durchweg zum
Stich, nie zum Hieb verwendet2. Zwei Gruppen lassen sich
leicht scheiden. Die eine zeigt die übliche schmale minoische
Klingenform, oben gerundet, mit drei kleinen Nägeln, welche
das stark ausgeschweifte Heft festhielten. Zwei besonders
schöne, goldene Exemplare hat Gillieron zu seinen Ergän-
zungen verwendet (Geislinger Katalog S. 14 f.). Die Klingen
tragen jederseits eine scharfe oder gerundete Mittelrippe, die
bisweilen oben von fein ciselierten Spiralen begleitet wird
(IV 402, Geisl. Kat. S. 15). Selten sind beide Seiten der Klinge
mit ganz flachen, feinen Reliefs verziert, laufenden Greifen
auf IV 417, Pferden aufV 748 (Perrot-Chipiez VI 781; Bossert,
Altkreta2 Abb. 288). Diese letzteren sind besonders frisch und
lebensvoll gebildet (die Deutung auf Wildesel scheint mir
nicht haltbar).
Die cylindrischen Griffe dieser Schwerter bestanden aus
1 Aus Mykenai, ’Ecp. dpx- 1897, Taf. 7. 8; Geisl. Katal. S. 19. Gleichzei-
tige Exemplare aus den Kammergräbern bei Phaistos (SM. III) Savignoni,-
Mon. ant. d. Line. XIV 535. Vgl. Evans, Prehist. Tombs 110.
2 Goldring und Gemme des III. Grabes, Furtwängler, Gemmen Taf. II
2. 3 und sonst oft; Reichel, Homer. Waffen 3 f.; jünger Perrot-Chipiez VI 846.