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Wilhelm Dörpfeld
An keinem der uns bisher bekannten altgriechischen Holzbauten
sind die Säulen mit breiten runden Zapfen oder mit ihrem ganzen Stamm
in den Stylobat eingelassen gewesen, denn weder in den mykenischen
Palästen, noch in den alten Holztempeln von Olympia, Thermos, Tegea
und anderen Orten haben die Steine, auf denen einst Holzsäulen ge-
standen haben, ähnliche runde Löcher wie der steinerne Unterbau unseres
Altars. Dagegen sehen wir Löcher von gleicher Form und ähnlichen
Abmessungen auf dem Unterstein eines Opfertisches von Eleusis, den
H. von Prott (AM. XXIV 1899, 243) besprochen hat und ich schon früher
als Analogon herangezogen habe. Wenn Frickenhaus dieses Beispiel
ablehnt (S. 120), weil bei ihm nur zwei und nicht vier Löcher vorkommen,
so iibersieht er, daß es bei der Erklärung der Löcher nur auf ihre Gestalt
und Größe, nicht aber auf ihre Zahl ankommen kann. Überdies ist nicht
einmal sicher, ob zu dem Stein von Eleusis mit seinen beiden runden
Löchern nicht noch ein zweiter Stein mit zwei weiteren Löchern hinzu-
kommt. Jedenfal's haben die beiden Löcher des vorhandenen Steines,
der wegen seiner Inschrift allgemein zu einem Opfertisch ergänzt wird,
einst zwei hölzerne Stützen aufgenommen, die mit einem zylindrischen
Zapfen von 0,31 m Breite und 0,08 m Höhe in die Löcher eingriffen.
Was kann uns da noch hindern, in unseren fast gleichen Löchern ähnliche
Tischbeine zu ergänzen ?
Frickenhaus weiß aber noch zwei andere Bedenken hiergegen geltend
zu machen. Er gibt zwar zu, daß vierbeinige Altartische ‘mehrfach’
vorkämen, behauptet aber, sie.seien nicht quadratisch wie unser Bau,
sondern stets oblong und seien auch durchweg kleiner. Beide Bedenken
wiegen sehr leicht. Wie heute neben den vielen oblongen Tischen auch
einzelne quadratische vorkommen, so wird es auch im Altertum sowohl
im allgemeinen, als auch unter den Opfertischen einige quadratische
gegeben haben. Die Möglichkeit der quadratischen Gestalt eines Altar-
tisches zu leugnen, ist nicht erlaubt. Ebensowenig darf man seine Existenz
aus dem Grunde leugnen, weil seine Breite von 2 m zu groß für einen
Opfertisch sei. Unter den zahlreichen antiken Opferaltären gibt es be-
kanntlich mehrere von ganz bedeutenden Abmessungen; von Opfer-
tischen sind bisher nur wenige ausgegraben und die auf Vasen und in
Reliefs abgebildeten sind nicht meßbar. Warum soll da unser Opfertisch
nicht eine Breite von 2 in gehabt haben ? Grösser ist die obere Platte
Wilhelm Dörpfeld
An keinem der uns bisher bekannten altgriechischen Holzbauten
sind die Säulen mit breiten runden Zapfen oder mit ihrem ganzen Stamm
in den Stylobat eingelassen gewesen, denn weder in den mykenischen
Palästen, noch in den alten Holztempeln von Olympia, Thermos, Tegea
und anderen Orten haben die Steine, auf denen einst Holzsäulen ge-
standen haben, ähnliche runde Löcher wie der steinerne Unterbau unseres
Altars. Dagegen sehen wir Löcher von gleicher Form und ähnlichen
Abmessungen auf dem Unterstein eines Opfertisches von Eleusis, den
H. von Prott (AM. XXIV 1899, 243) besprochen hat und ich schon früher
als Analogon herangezogen habe. Wenn Frickenhaus dieses Beispiel
ablehnt (S. 120), weil bei ihm nur zwei und nicht vier Löcher vorkommen,
so iibersieht er, daß es bei der Erklärung der Löcher nur auf ihre Gestalt
und Größe, nicht aber auf ihre Zahl ankommen kann. Überdies ist nicht
einmal sicher, ob zu dem Stein von Eleusis mit seinen beiden runden
Löchern nicht noch ein zweiter Stein mit zwei weiteren Löchern hinzu-
kommt. Jedenfal's haben die beiden Löcher des vorhandenen Steines,
der wegen seiner Inschrift allgemein zu einem Opfertisch ergänzt wird,
einst zwei hölzerne Stützen aufgenommen, die mit einem zylindrischen
Zapfen von 0,31 m Breite und 0,08 m Höhe in die Löcher eingriffen.
Was kann uns da noch hindern, in unseren fast gleichen Löchern ähnliche
Tischbeine zu ergänzen ?
Frickenhaus weiß aber noch zwei andere Bedenken hiergegen geltend
zu machen. Er gibt zwar zu, daß vierbeinige Altartische ‘mehrfach’
vorkämen, behauptet aber, sie.seien nicht quadratisch wie unser Bau,
sondern stets oblong und seien auch durchweg kleiner. Beide Bedenken
wiegen sehr leicht. Wie heute neben den vielen oblongen Tischen auch
einzelne quadratische vorkommen, so wird es auch im Altertum sowohl
im allgemeinen, als auch unter den Opfertischen einige quadratische
gegeben haben. Die Möglichkeit der quadratischen Gestalt eines Altar-
tisches zu leugnen, ist nicht erlaubt. Ebensowenig darf man seine Existenz
aus dem Grunde leugnen, weil seine Breite von 2 m zu groß für einen
Opfertisch sei. Unter den zahlreichen antiken Opferaltären gibt es be-
kanntlich mehrere von ganz bedeutenden Abmessungen; von Opfer-
tischen sind bisher nur wenige ausgegraben und die auf Vasen und in
Reliefs abgebildeten sind nicht meßbar. Warum soll da unser Opfertisch
nicht eine Breite von 2 in gehabt haben ? Grösser ist die obere Platte