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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0098
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Wilhelm Dörpfeld

sehr wichtig für uns, weil wir dadurch die Möglichkeit und die Berechtigung
erhalten, die metallenen Opfertische, die auf den von Frickenhaus im
72. Berliner Winckelmanns-Programm von 1912 zusammengestellten
‘Lenäenvasen’ vorkommen, als Abbildungen unseres Altartisches zu
erkennen. Die Zeit der Vasen bildet kein Hindernis, denn da sie nach
Frickenhaus nicht älter als das 5. Jahrhundert sind, können sie sehr wohl
der zweiten Periode unseres Tisches angehören, weil das Heiligtum nach
seinen Resten und nach der Angabe des Thukydides, des besten Kenners
der athenischen Geschichte, noch aus dem 2. Jahrtausend stammen kann.
Auch das auf den Vasen dargestellte Fest, mögen es nun nach Frickenhaus
die Lenäen oder nach Nilsson (Jahrb. 1916, 335) die Choen, also die
Anthesterien sein, ist nach meiner Ansicht auf jeden Fall in oder bei
unserem Heiligtum in den Sümpfen gefeiert worden.

Aber Frickenhaus kennt ein anderes Hindernis: Auf mehreren der
Vasenbilder soll der Tisch dreifüßig sein (S. 18), so daß er mit unserem
vierfüßigen Tisch natürlich nicht gleichgesetzt werden darf. Dieser
Angabe muß ich entschieden widersprechen. Auf keiner einzigen Vase
hat der Tisch wirklich drei Füße; gezeichnet sind höchstens zwei. Muß
dazu nun ein dritter oder darf auch ein vierter Fuß ergänzt werden ?
In denjenigen Bildern, wo Dionysos in Vorderansicht hinter der Mitte
des Tisches steht (z. B. in Nr. 16,17,18,19, 29), wird jeder an einen vier-
beinigen Tisch denken, schon weil es dreifüßige Tische von solcher Breite
nicht gibt, und auch weil bei drei Füßen in diesen Bildern der dritte Fuß
im Hintergrunde vor dem Kultbilde erscheinen müßte. Aber auch bei
den Bildern, wo Kultbild und Tisch in Seitenansicht gezeichnet sind,
steht nichts im Wege, hinter dem Gott zwei Füße anstatt nur eines dritten
zu ergänzen. Die Verschiedenheit der gezeichneten Tischbeine darf uns
nicht zur Annahme von dreifüßigen Tischen verführen, weil der Unter-
schied zu gross ist, um durch das verschiedene Aussehen gleicher Beine
bei den Ansichten von verschiedenen Seiten erklärt werden zu können.
Er erklärt sich besser durch die bekannte Tatsache, daß Tische, die vor
einer Wand oder vor einem anderen Gegenstande stehen, oft verschieden
gestaltete Vorder- und Hinterbeine haben. In den Seitenansichten
(z. B. in Nr. 24, 26, 27) ist die Verschiedenheit nicht nur an der Forrn
des Beines, sondern auch an dem Fehlen der oberen zur Versteifung
dienenden kleinen Kopfbänder deutlich zu erkennen. Die Vorderbeine
 
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