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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Kolbe, Walther: Studien zur attischen Chronologie der Kaiserzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0132
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Walther Kolbe

angenommen, daß dieser Aemilius Iuncus mit dem consul suffectus von
127 (CIL. III p. 874) identisch ist. Die Sachlage formulierte Dittenberger
Eph. epigr. I 249 mit den Worten: ‘iam si definire volemus, quo tem-
pore eam legationem susceperit, quaerendum est, utrum ante consulatum
ea functus sit an postea’. Also was Weber als sicher voraussetzt, daß
Iuncus v o r seinem Consulat als Legat des Kaisers in Griechenland
geweilt hat, gerade das ist zweifelhaft. Und die Beantwortung dieser
Frage ist nicht leicht, weil ungewiß ist, um was für eine Art von legatio
es sich handelt. Dittenberger hatte Iuncus für einen leg. Aug. ad corri-
gendum statum civitatium liberarum oder corrector gehalten, und indem
er Eph. ep. I 248 f. alle bekannten Fälle dieser Beamten zusammentrug,
kam er zu dem Ergebnis, daß in Trajanischer Zeit Praetorier mit der
Funktion eines Correctors betraut wurden, in Antoninischer dagegen
Consulare. Iuncus könne also nur vor 127 corrector in Griechenland ge-
wesen sein. Aber gerade die Gleichsetzung der legatio des Iuncus mit der
Funktion des correctors oder enavoQ&ioTris muß Bedenken erregen.
Mommsen hat, wie Dittenberger OGI. 587 not. 4 anerkennt, mit Recht
im Staatsr. II 858 A. 2 gegen jene Annahme die spartanische Inschrift
IG. V 1, 485 ins Feld geführt. in der Aißthog ’lovyxog ö dixaiodörrjg
genannt wird. Der ÖLxaiodÖTrjg oder iuridicus hat aber, wie die Zu-
sammenstellung bei Magie S. 88 f. zeigt, nichts mit dein leg. Aug. ad
corrigendum statuin zu tun1). Daher kann Aemilius Iuncus nicht als cor-
rector nach Griechenland geschickt sein. Der Gedanke von Borghesi a. a. O.
V 70, es könne sich um einen Legaten des Proconsuls von Achaia handeln,
ist später von ihm selbst fallen gelassen worden. Mit Recht; denn der
Titel leg. Aug. zeigt, daß er sein Mandat vom Kaiser selbst erhalten hatte,
und aus dem spartanischen Text geht hervor, daß ihm auch die freie
Stadt Sparta unterstand, während sich die Jurisdiktion des Proconsuls
auf Sparta nicht erstreckte.

Iuncus rückt jetzt in Parallele zu den iuridici der Provinzen, deren
wir mehrere aus der frühen Kaiserzeit kennen. lavolenus Priscus CIL.
III suppl. 9960, PIR II 428, 40 war unter Domitian iuridicus Britan-
niae, s. Eph. epigr. V 655, und Domitius Apollinarius PIR II 19, 114,
cons. des. von 97, ist in der Ehreninschrift, die seinem Sohne von der

x) De Romanorum iuris publici sacrique vocabuüs sollemnibus in Graecum
sermonem conversis. Leipzig 1905 88 f.
 
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