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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Kolbe, Walther: Studien zur attischen Chronologie der Kaiserzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0140
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134

Walther Kolbe

Der Leser empfindet sofort, wie unsicher die Grundlage ist, auf der
Graindor baut. Um es noch einmal kurz zusammenzufassen, Philisteides
kann erst 166/7 amtiert haben, weil die Beteiligung der Epheben am Er-
innerungsfest in Plataiai und die Opfer vtieq tfjg vixrjg tojv Avto/.qu-
tüqojv den Sieg Roms iiber die Parther zur Voraussetzung haben. Und
doch ist gar nicht abzusehen. weshalb die Epheben nicht bereits w ä h -
rend des Krieges an den Plataiai-Festen teilgenommen haben soliten;
denn es ist bekannt. daß die Griechen jener Tage den Partherfeldzug
mit dem Perserkrieg der klassischen Zeit ihres Volkes verglichen haben.
Vgl. Premerstein, Klio XI J9U, 360 A. 3. Nicht besser steht es mit dem
andern Argument1). Eine Bitte um Sieg ist während dieses Krieges in
griechischen Landen wohl zu verstehen. Denn wenn wir auch nicht
wissen, ob sich athenische Kontingente beim Heere befanden, so ist doch
sicher, daü Sparta Truppen für den Kampf gegen die Parther gestellt
hatte (vgl. IG. V J, 116 und 8J7, Herodian. IV 8, 3). Der Partherkrieg war
also im wahrsten Sinne ein Krieg des Griechenvolkes. Im Laufe der Unter-
suchung werde ich noch auf Graindors Aufstellungen zurückkommen.
Da seine Beweisftihrung aber niemals überzeugend wirken kann, lasse ich
sie zunächst auf sich beruhen und suche auf einem anderen Wege einen
festen Untergrund zu finden.

2. D i e G r u p p e 2: e £ t o g -f MafTEQTivog, d v a q /i a I.

Zunächst setze ich mir die Aufgabe, festzustellen, ob das von Graindor
für aQ/o)v (Ihkioieldijg ermittelte Jahr mit den Daten im Einklang
steht, die sich sonst irgendwie ermitteln lassen. Als Kandidaten ftir
166/7 kommen in Betracht 'ei-Tog, Ma/ueQifvos und die dvaQxla fietd
MafiEQTivov. Der Ephebenkatalog aus Sextus’ Jahr (IG. III 1132) be-
ginnt nämlich mit den Worten eni vr/rj twv HeioTdiojv AvTO/QaTÖQOJv
M. AvQrfkiov y.ai Aovxiov Btjqov ^eßaovwv 'AQfieviay.wv xai II a q -
IHxwv fieyioTWv. Diese Titulatur ist, wie schon Boeckh CIG. I 190
ausgesprochen hat und wie Dodds Untersuchungen Num. Chron. 191J,
250 ff. bestätigen, von 166 bis Anfang J69 im Gebrauch gewesen. Ich
ziehe den Schluß: ftir Sextus kommen die drei Jahre J65/6, 166/7, 167/8
in Frage. Mit dieser Behauptung setze ich mich in Widerspruch zu

9 Für die sprachliche Frage, ob S-veiv vjibq tivos im Hinblick atif etwas
Zukünftiges gesagt werden kann, vgl. unten S. 141 f.
 
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