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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Rumpf, Andreas: Zur Gruppe der Phineusschale
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0192
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Zur Gruppe der Phineusschale

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an verschiedenen Orten entstandene Vasenklassen denkbar. Freilich,
räumliche Nachbarschaft allein würde so enge Verwandtschaft nicht un-
bedingt hervorrufen müssen. Furtwänglers Vorschlag (FR. I 220), die
Phineusschalen auf einer der Kykladen anzusetzen, so daß sie künstlerisch
wie geographisch die Verbindung zwischen Kleinasien und Chalkis her-
stellten, klingt bestechend. Er scheitert jedoch daran, daß die schwarz-
figurigen Vasen von Eretria (o. S. 175 Anm. 1) und von Keos (o. S. 182
Anm. 3), die bei dieser Annahme ihrerseits die Beziehungen zwischen
der chalkidischen und unserer Gruppe enger gestalten müßten, tatsächlich
von beiden erheblich abweichen. Doch könnte etwa getreues Arbeiten
nach Vasen der älteren Gattung oder eher die Übersiedlung von Hand-
werkern die Weiterentwicklung des chalkidischen Stils in der Phineus-
gruppe erklären. Ein wirklicher örtlicher Zusammenhang kann nur dann
gefordert werden, wenn die aus der Untersuchung der Inschriften und
des Stils erschlossene Verbindung durch einheitliche Technik bestätigt
wird.

Hier muß sich der Vergleich auf die gut erhaltenen Stücke der
jüngeren Reihe stützen. Der warmorangefarbene Ton und der metallisch
glänzende, ins bläuliche spiegelnde Firniß stimmen in beiden Gruppen
völlig iiberein. Daß der rotbemalte Ring zwischen Fuß und Gefäß bei
den ‘Phineusvasen’ nicht unabhängig von chalkidischen Vorbildern denk-
bar ist, hat Buschor (Gr.. Vasenm.2 102) bemerkt. Für nichtattische
schwarzfigurige Gefäße auffällig ist die vereinzelte Anwendung der ‘Relief-
linie’, wie sie Reichhold am Stabmuster der Münchner Hydria 596 und
den Bogen des Lotosknospenbandes der Würzburger Vasen ebenso wie
an den Zügeln des Dionysosgespanns der Phineusschale (7)1) feststellte
(FR. I 167; 223; II 221); Prof. Zahns freundlichst mitgeteilten Notizen
entnehme ich, daß sie auch am Bogenfries auf dem Hals und am Blatt-
stab auf der Schulter der Vatikanischen Amphora (27) vorkommt. Die
meisten Augenschalen lassen am Henkelansatz je einen etwa 1 cm breiten
Streifen tongrun'dig. Ebenso sind die Henkel zahlreicher chalkidischer
Amphoren behandelt, so, um nur einige veröffentlichte Beispiele anzu-
führen: Furtwängler, Slg. Somzee Taf. 37; Wien, Österr. Mus. Masner
Nr. 219; Philadelphia, Mus. Journ. V 227; Oxford, P. Gardner, Ashmolean

0 Nach der letzten Reinigung ist der Firnis der Zügel freilich ver-
schwunden.
 
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