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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 47.1922

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Dörpfeld, Wilhelm: Alte und neue Ausgrabungen in Griechenland: (Athen, Oropos, Eleusis, Korinth, Tiryns, Olympia, Thermos, Leukas-Ithaka, Kerkyra)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29497#0050
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44

Wilhelm Dörpfeld

die Prof. Sotiriadis und Dr. G. Kawerau früher zusammengestellt und
veröffentlicht haben (Ant. Denkm. II Taf. 49—53 A.) Dr. Rhomaios
hat viele neue Terrakotten hinzugefunden und mehrere Systeme ver-
schiedenen Alters festgestellt, die einander am Tempel abgelöst haben.
Er hat weiter erkannt, daß die Metopen oben nicht in einen Balken ein-
greifen, wie Kawerau annahm, sondern die Träger hölzerner Bohlen
waren, die als Geisipodes oder Mutuli vorsprangen und die aus Terrakotta
bestehenden Geisa oder Gesimse trugen. Die oberen Ansätze der Me-
topen waren zwischen diesen hölzernen Gesiinsträgern sichtbar. Er hat
ferner beobachtet, daß die Rosettenstreifen, welche die bemalten Metopen
einfassen, woh! Nachahmungen derselben Rosettenstreifen an dem
Kyanosfriese von Tiryns sind, eine wichtige Erkenntnis, die ein neues
Glied in die Kette einfügt, welche die Bauformen des dorischen Stils
mit der mykenischen Kunst des II. Jahrtausends verbindet. Es mag
noch erwähnt werden, daß manche neuen Metopen mit bemalten Dar-
stellungen und mit Inschriften gefunden worden sind.

Einen 4. gründlichen Umbau hat der Apollon-Tempel in klassischer
Zeit erfahren, indem die Holzsäulen in Stein ersetzt und die einzelnen
Basensteine zu einem durchgehenden Stylobat verbunden wurden. Es
handelt sich dabei aber nicht um einen einheitlichen Umbau, sondern, wie
die Verschiedenheiten der Säulen und auch des Stylobats lehren, um
mehrere Bauperioden, deren Zeiten aber noch nicht gesichert sind. Wich-
tig ist, daß die gleichen Säulen hier im Gegensatze zum olympischen
Heraion nebeneinander stehen, so daß die Ringhalle in einigen wenigen
größeren Abschnitten in Stein erneuert worden ist. Das Gebälk über den
Säulen ist wie beim Heraion stets hölzern geblieben; so erklären sich die
Erneuerungen einiger Metopen und die Veränderungen der Terrakotten
des Daches noch in später Zeit.

Ein anderer kleinerer Tempel, den Rhomaios dem Apollon Lykios
glaubt zuschreiben zu dürfen, ist nordöstlich vom großen Tempel auf
einer höheren Terrasse aufgedeckt. Er gleicht in mancher Hinsicht dem
3. Tempel des Apollon Thermios und war wie dieser ein Holzbau mit
Metopen und Gesimsen aus gebranntem Ton. Er hat keine Ringhalle,
aber einen tiefen Pronaos, dessen Säulen auf einzelnen Steinen stehen.
Der ganze Pronaos ist später in Porosstein erneuert worden. Auch beim
Pronaos und Opisthodom des großen Tempels scheint dies geschehen zu
 
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