68
Gabriel Welter
bräuche sich bis zu Pausanias’ Zeiten (I 18, 7; Usener, Sintflutsagen 67;
Roscher, Myth. Lex. 11 1515) erhielten. Die Peisistratiden errichten einen
Tempel, der im Zusammenhang mit andern uns bekannten Riesenbauten
des Altertums, wie die Pyramiden und die Anlagen des Polykrates in
Samos, genannt wird (c). Schon hieraus mußten sich für das Altertum
außergewöhnlich erscheinende Maße des Tempels ergeben, was durch d)
noch bekräftigt wird. Vier Architekten werden als am Bau tätig namhaft
gemacht. Die Fundamente sind bereits gelegt, als nach dem Sturz der
Tyrannis, also 511/10 der begonnene Bau (incepta substantivisch) nicht
weitergeführt wird. Vitruv schöpft aus einer guten und ausführlichen
Quelle, die, wie aus der Nennung der vier Architekten hervorgeht, auf
urkundlichem Materiai fußen dürfte. Um so befremdender wirkt zunächst
die Angabe, Peisistratos habe das Fundament angelegt — Aristoteles nennt
ganz richtig die Peisistratiden. Da nun der Sohn des Hippias, Peisistratos,
während seines Archontats eine rege Bautätigkeit entwickelte (Thukyd.
VI 54, 6), so können wir wohl mit Recht annehmen, daß der Riesenbau
unter seinem Archontat vor 511 begonnen wurde. So würde sich der
Widerspruch erklären, der darin besteht, daß der Tyrann Peisistratos vor
528 einen Bau beginnt, der 511 nur wenig iiber die Fundamente hinaus
gediehen ist.
Ist die Bauzeit so nach unten gesichert, so gibt uns der Befund die
Möglichkeit, sie nach oben zu begrenzen. Der Scherbenbefund der Füllerde
des Fundaments weist jüngste Scherben aus der Zeit um 530 auf, Zwischen
der Herstellung der Gefäße, ihrem Gebrauch, ihrer Wanderung zur Schutt-
halde und ihrer schließlichen Wiederverwendung mit der Füllerde ist ein
zeitlicher Abstand anzunehmen, für dessen Bemessung uns zwar jeder
Anhalt fehlt, der aber nicht gar zu kurz zu nehmen ist. Andrerseits ist der
Werdegang des Baus einheitlich und rasch. Wie aus dem Befund mit
Sicherheit hervorgeht, wird gleichzeitig am großen Außenfundament, an
den Fundamenten der westlichen Säulenreihen und an denen der Cella-
wand gearbeitet; der Versatz der Quadern des Unterbaus erfolgt auf der
nördlichen LangseiteundwestlichenSchmalseite, wie aus den rcaQayöfMf oi
zu erschließen ist, einheitlich in einer Richtung, von 0. nach W., von N.
nach S. Das setzt ein kontinuierliches und rasches Arbeitstempo voraus.
Da noch dazu nur ein geringer Teil des geplanten Baus ausgeführt worden
ist, der keine technischen Schwierigkeiten bot, die der Aufbau der Säulen
Gabriel Welter
bräuche sich bis zu Pausanias’ Zeiten (I 18, 7; Usener, Sintflutsagen 67;
Roscher, Myth. Lex. 11 1515) erhielten. Die Peisistratiden errichten einen
Tempel, der im Zusammenhang mit andern uns bekannten Riesenbauten
des Altertums, wie die Pyramiden und die Anlagen des Polykrates in
Samos, genannt wird (c). Schon hieraus mußten sich für das Altertum
außergewöhnlich erscheinende Maße des Tempels ergeben, was durch d)
noch bekräftigt wird. Vier Architekten werden als am Bau tätig namhaft
gemacht. Die Fundamente sind bereits gelegt, als nach dem Sturz der
Tyrannis, also 511/10 der begonnene Bau (incepta substantivisch) nicht
weitergeführt wird. Vitruv schöpft aus einer guten und ausführlichen
Quelle, die, wie aus der Nennung der vier Architekten hervorgeht, auf
urkundlichem Materiai fußen dürfte. Um so befremdender wirkt zunächst
die Angabe, Peisistratos habe das Fundament angelegt — Aristoteles nennt
ganz richtig die Peisistratiden. Da nun der Sohn des Hippias, Peisistratos,
während seines Archontats eine rege Bautätigkeit entwickelte (Thukyd.
VI 54, 6), so können wir wohl mit Recht annehmen, daß der Riesenbau
unter seinem Archontat vor 511 begonnen wurde. So würde sich der
Widerspruch erklären, der darin besteht, daß der Tyrann Peisistratos vor
528 einen Bau beginnt, der 511 nur wenig iiber die Fundamente hinaus
gediehen ist.
Ist die Bauzeit so nach unten gesichert, so gibt uns der Befund die
Möglichkeit, sie nach oben zu begrenzen. Der Scherbenbefund der Füllerde
des Fundaments weist jüngste Scherben aus der Zeit um 530 auf, Zwischen
der Herstellung der Gefäße, ihrem Gebrauch, ihrer Wanderung zur Schutt-
halde und ihrer schließlichen Wiederverwendung mit der Füllerde ist ein
zeitlicher Abstand anzunehmen, für dessen Bemessung uns zwar jeder
Anhalt fehlt, der aber nicht gar zu kurz zu nehmen ist. Andrerseits ist der
Werdegang des Baus einheitlich und rasch. Wie aus dem Befund mit
Sicherheit hervorgeht, wird gleichzeitig am großen Außenfundament, an
den Fundamenten der westlichen Säulenreihen und an denen der Cella-
wand gearbeitet; der Versatz der Quadern des Unterbaus erfolgt auf der
nördlichen LangseiteundwestlichenSchmalseite, wie aus den rcaQayöfMf oi
zu erschließen ist, einheitlich in einer Richtung, von 0. nach W., von N.
nach S. Das setzt ein kontinuierliches und rasches Arbeitstempo voraus.
Da noch dazu nur ein geringer Teil des geplanten Baus ausgeführt worden
ist, der keine technischen Schwierigkeiten bot, die der Aufbau der Säulen