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Troja und Homer

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denken, ist daher für die II.—VI. Schicht ausgeschlossen. Wie Schuch-
hardt trotz des gewaltigen Unterschiedes zwischen den Bauwerken und
der Kunst von Troja VI einerseits und von Mykenai und Tiryns anderseits
zu behaupten wagt, daß Herren von Mykenai die VI. Burg von Troja
gebaut hätten, ist mir ein Rätsel. Und auf dieser und ähnlichen falschen
Behauptungen ruht seine ganze Beweisführung.

Endlich wird im Buche Alteuropa (S. 253) noch eine unrichtige An-
gabe über die VI. Schicht gemacht, die ich zurückweisen muß, weil sie zu
falschen Schlüssen verleiten könnte. Schuchhardt sagt dort: ‘Von dieser

VI. Schicht an ist die Siedlung in Troja nicht mehr unterbrochen worden;
Burgmauer und Häuser gehen unmerklich über in die griechische Periode’.
Das Gegenteil ist der Fall, wie A. Brueckner und ich in unserem Buche
dargelegt haben. Die VI. Burg ist, darüber kann kein Zweifel sein, von
Feinden eingenommen und vollständig zerstört worden. Keines der statt-
lichen Bauwerke ist, weder von diesen Feinden noch von den früheren
Besitzern, nach der Zerstörung wieder bewohnt worden. Wie lange die
Burg damals in Ruinen gelegen hat, weiß ich allerdings nicht mit Sicherheit
zu sagen. Es kann aber nach dem Zustande der Ruinen keinem Zweifel
unterliegen, daß die Eroberer sich nicht in den Gebäuden der VI. Schicht
nieaergelassen haben, sondern nach der Beraubung und Zerstörung heim-
gekehrt sind. Und auch die früheren Bewohner können zunächst nicht
wiedergekehrt sein, weil die erhaltenen Gebäudereste der folgenden, der

VII. Schicht, keinerlei Beziehung zu den älteren Wohnhäusern haben.
Nur im Osten hat ein Teil der VI. Burgmauer bei Erbauung der Gebäude
VII noch aufrecht gestanden. Die neuen Bewohner haben sich über den
nicht mehr sichtbaren Gebäuden der VI. Burg ganz neue Häuser mit
neuen Grundrissen, in ganz anderer Bauweise errichtet. Das Lichtbild
der Beilage 25 zu S. 168 im Buche Troja und Ilion kann jeden davon über-
zeugen, daß zwischen der Mauer des Gebäudes VI E, die aus großen Steinen
sorgfältig gefügt ist, und den Mauern des Hauses VII F, die aus kleinen
Steinen bestehen, eine Schuttschicht von fast 1 m Höhe lagert, die sich
nach der Zerstörung des Hauses VI E gebildet hat. Die Erbauer des
Wohnhauses VII F hatten also keine Ahnung mehr davon, daß unter
dem Boden ihres Hauses die Reste eines stattlichen Wohnhauses der
Burg VI erhalten waren. Von einer ununterbrochenen Bewohnung der
Burg und von einem unmerklichen Übergang der Häuser von den Troja-
 
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